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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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fand. Ich habe wirklich Glück gehabt, sagte er sich, verdammtes Glück. Morgen wäre es vielleicht schon zu spät gewesen.
    Erstaunlicherweise war die Autobahn völlig ruhig. Nur wenige Menschen gingen darauf und bewegten sich zwischen den liegen gebliebenen Fahrzeugen in Richtung Süden. Die meisten Menschen wollten einfach raus aus der Stadt, obwohl sie wussten, dass in dieser Richtung kaum Bauerhöfe zu finden waren. Und dennoch: Bauernhöfe waren im Augenblick das einzige Ziel, das die Menschen erreichen wollten. Bauernhöfe versprachen Nahrungsmittel, Bauernhöfe konnten die Rettung vor dem Hungerstod bedeuten. Dass die Bauern mittlerweile kaum mehr zum Tauschhandel bereit waren, da sie selbst ihre Nahrungsmittel bevorraten mussten, hatte sich vielfach noch nicht herumgesprochen.
     
    Kerler gönnte sich eine zehnminütige Pause und stieg dann wieder auf sein Fahrrad, um den Weg fortzusetzen. Er hatte gerade die ersten Meter hinter sich gebracht, als plötzlich alle noch funktionierenden Straßenlaternen auf einen Schlag ausfielen. Die Menschheit saß endgültig im Dunkeln. Auch in den nahe gelegenen Häusern hatte die Finsternis Einzug gehalten. Er stieg wieder kurz vom Fahrrad ab und wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewohnt hatten. Es war eine Vollmondnacht und so konnte er es wagen, auch weiterhin ohne sein Fahrradlicht den Weg fortzusetzen. Die vielen auf der Autobahn stehen gelassenen Autos waren gut zu erkennen. Dennoch bildeten sie lästige Hindernisse, die es schwer machten, gleichmäßig und zügig voranzukommen. Immer wieder war er gezwungen abzusteigen, um sein Rad mit dem angehängten Karren mühsam zwischen den Autos hindurch zu schieben. Als er auf der Autobahn endlich die Stadtgrenze erreicht hatte, wurde es wieder etwas besser. Zwar standen die Wagen immer noch kreuz und quer auf der Fahrbahn herum, doch waren die Lücken groß genug, um auch ohne Absteigen vorbeizufahren. Er kam wieder relativ gut vorwärts und entfernte sich immer weiter von der Großstadt, die selbst aus dieser Entfernung einen beängstigenden orangeroten Farbstreifen am Himmel hinterließ.
     
    Er hatte ungefähr die Hälfte des Wegs von München nach Starnberg zurückgelegt, als er an einem Knäuel zusammengestoßener Fahrzeuge vorbeikam. Eigentlich wollte er hier genauso vorbeifahren wie an all den anderen Blechhaufen, die er bereits passiert hatte; aber gerade, als er einen Bogen um dieses Hindernis fuhr, hörte er ein schwaches Wimmern. Es hörte sich an, wie das Wimmern eines kleinen Kindes. Er hielt an, stieg ab und lehnte sein Rad an eines der Autos, die als bizarrer Blechklumpen zusammengekeilt die Hälfte der Fahrbahn versperrten. Er lauschte in die Nacht hinein, um die Richtung festzustellen, aus der er das Wimmern vernommen hatte. Aber nichts rührte sich. Gerade, als er sich wieder umwenden wollte, vernahm er erneut ein Schluchzen, und dies Mal konnte er genau wahrnehmen, dass die Ursache dieser verzweifelten Laute irgendwo hinter dem Blechknäuel liegen musste. Er ging vorsichtig um das Hindernis herum und schob den Kopf leicht nach vorne, wobei er seinen übrigen Körper hinter einem der demolierten Autos verbarg. Am Straßenrad, an die Leitplanke angelehnt, saß eine junge Frau, und er konnte selbst im Mondlicht erkennen, dass ihr rechter Arm von einer breiten Blutspur überzogen war. Offensichtlich war sie gestürzt und konnte nicht mehr weiter.
     
    “Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er, indem er seine Deckung verließ und sich langsam der jungen Frau näherte.
     
    “Bitte, bitte tun Sie mir nichts. Sie können alles von mir haben, aber tun Sie mir nichts!“
     
    Die Frau war völlig verstört und streckte ihm abwehrend die Hände entgegen, so als hätte er zu einem Schlag gegen sie ausgeholt.
     
    “Ich will Ihnen doch nichts tun. Ich will Ihnen nur helfen, wenn Sie meine Hilfe benötigen. Sie brauchen keine Angst vor mit zu haben. Wirklich. Ich meine es ehrlich.“
     
    “Sie wollen mir helfen? Sie wollen mich nicht ausrauben, umbringen oder vergewaltigen?“
     
    Kerler musste trotz des Ernstes der Situation lachen.
     
    “Sehe ich etwa wie ein Räuber oder Mörder aus? Ich habe mich zwar in den letzten Tagen nicht mehr rasiert, aber dass ich jetzt schon mit Jack the Ripper verglichen werde, hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich glaube, ich muss dringend etwas an meinem Äußeren tun.“
     
    Die Frau sah ihn eine ganze Zeit lang an, ohne etwas zu sagen und brach dann wieder in ein

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