Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
Schrottdampfer als einer Segelyacht. Um Platz zu sparen, hatten sie Die Rohre zu Bündeln zusammen gebunden und senkrecht auf das Deck gestellt, was von Weitem wie überdimensionale Orgelpfeifen aussah.
„Das solltest Du Dir patentieren lassen“, meinte Henry. So ein Schiff hat es auf dem Starnberger See noch nie gegeben.“
„Deines sieht auch nicht besser aus. Du könntest Dich glatt als Eisbrecher bewerben.“
In der Tat ähnelte Henrys Yacht durch die aufgestellten Steine fahrenden Betonwänden. Ein Glück, dass der Wind gleichmäßig und mit lediglich zwei Windstärken blies. So gab es weder Wellenschlag noch eine Krängung, welche die Ladungen unweigerlich zum Rutschen gebracht hätten. Am späten Nachmittag war alles ausgeladen und auf der Terrasse der Villa aufgestapelt worden.
Die nächsten Tage der ersten Woche auf der Insel war für die Männer überwiegend durch Holzfällerarbeiten und Fischen geprägt. Sehr rasch entwickelten sie eine Methode, die jeden professionellen Holzfäller wahrscheinlich zu schallendem Gelächter gereizt hätte, die aber dennoch einfach war und problemlos funktionierte. Sie sägten nämlich einen Keil in die Stämme, in dem sie zuerst einen Schrägschnitt von oben nach unten in den Baum trieben, anschließend das Sägeblatt wieder aus dem Anschnitt herauszogen und dann einen weiteren Schnitt waagerecht in den Stamm hineinsägten, bis sie auf den Schrägschnitt trafen. Auf diese Weise entstand ein Keil, der den Baum so lange hielt, bis sie ihn mit einem Vorschlaghammer einfach aus dem Stamm herausschlugen. Dieses Verfahren war nicht nur mit relativ wenig Anstrengung verbunden, sondern so wirkungsvoll, dass sie schon am vierten Tag drei Bäume in zwei Stunden schafften. Auch beim Entasten und Zersägen des Stammes entwickelten sie rasch eine gewisse Fertigkeit, wodurch sie innerhalb einer Woche gut dreißig Ster Holz auf die Insel bringen konnten. Mit Sicherheit für die Winter- monate noch nicht genug, aber immerhin ein Anfang. Sie hatten ehrlich gesagt keinerlei Ahnung, wie viel Holz sie wirklich benötigen würden, und wenn ihnen jemand gesagt hätte, dass die dreißig Ster mit den schon auf der Insel gelagerten fünf Ster vollkommen ausreichend gewesen wären, hätten sie bestimmt die folgenden Wochen etwas anders gestaltet.
Am frühen Nachmittag teilten sich gewöhnlich die Wege von Heinz und Henry. Während Henry zum Angeln fuhr, ging Heinz im Wald Kräuter sammeln, wobei ihn die Kinder begleiteten. Henry hatte am dritten Tag ein Fischernetz entdeckt, das allem Anschein nach schon seit längerem nicht mehr ausgenommen worden war. Er eignete sich dieses Netz an und legte es jeden Tag entweder in den seichten Gewässern rund um die Insel oder in Ufernähe aus. Obwohl er keinerlei Kenntnisse vom Netzfischen besaß, waren seine Erfolge ungewöhnlich groß, so dass er am sechsten Tag sein Fischerhandwerk einstellen musste, da die Frauen nicht mehr genügend Platz zum Dörren der Fische hatten. Auch geräucherter Fisch war inzwischen ausreichend vorhanden, was Henry ermöglichte, eine kleine Pause einzulegen.
Genauso hatte Heinz mittlerweile von den Kräutern, die zu dieser Jahreszeit gediehen und die für Heilzwecke geeignet waren, eine ziemlich üppige Sammlung angelegt. So begann er die Kräuter zu verarbeiten, wobei ihm Henry zur Hand ging. Die Kinder machten begeistert mit, vor allem deswegen, weil Heinz zu jedem Kraut eine kleine Geschichte zu erzählen wusste und genau die Heilwirkung beschrieb. Dadurch lernten die Kinder in wenigen Tagen mehr über das Sammeln, das Verarbeiten und die Heilwirkung von Kräutern als sie in ihrem Schulleben jemals gelernt hätten. Und angesichts dieser Lehrstunden wurde Anna zum ersten Mal bewusst, dass es wohl an der Zeit wäre, die Kinder in irgendeiner Weise zu unterrichten.
“Wir können unsere Kinder doch nicht verdummen lassen, bloß weil alles zusammengebrochen ist“, meinte sie.
Heinz war leicht unwillig.
“Was willst Du ihnen denn beibringen? Latein, Französisch, Chemie, Physik? Das, was sie jetzt und vielleicht in Zukunft zum Leben und Überleben brauchen, findest Du in keinem Schulbuch. Das, was sie zum Leben brauchen, wird sie die Natur, der tägliche Umgang mit unserer Umgebung und das bisschen Wissen, das Henry und ich besitzen, lehren.“
“Aber Schreiben, Lesen und wenigstens die Grundrechenarten sollten sie perfekt beherrschen. Und Erdkunde würde ihnen auch nicht schaden,
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