Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
beiden“, wollte Anna Breuer wissen, “wenn wir tatsächlich längere Zeit hier bleiben müssen, wie stellt Ihr Euch dann den Winter vor? Wir haben zwar einen Holzherd, aber im Casino habe ich nichts gesehen was wie ein Ofen aussieht. Zudem haben wir kaum Holz zum Heizen. Das bisschen, was noch da ist, reicht gerade für vielleicht drei Wochen zum Kochen.“
“Stimmt, was Deine Frau sagt“, meinte Henry Kimm. “Wir müssen Holz sammeln, und zwar ausreichend. Man muss immer damit rechnen, dass es ein langer Winter werden kann. Aber wie beheizen wir das Casino? Das ist wirklich ein Problem.“
„Meinst Du, Schamottsteine könnten uns helfen?“, wollte Heinz wissen.
„Klar, mit Schamottsteinen wären wir schon in der Lage etwas zu konstruieren. Ofenrohre bräuchten wir natürlich auch. Irgendwie müssen wir ja den Rauch nach außen leiten. Einen Kamin gibt es ja. Den könnten wir auf jeden Fall benutzen.“
„Also Schamottsteine und Rohre zu bekommen, ist kein Problem. Ein Freund von mir hat drüben an der anderen Uferseite zwischen Ammerland und Ambach ein Haus. Der hatte die Absicht, in jedes Zimmer einen offenen Kamin einzubauen. Er hatte sich bereits massenhaft Schamott und Ofenrohre besorgt, aber dann wurde er beruflich für ein Jahr nach Amerika abberufen. Die ganzen Steine und die Rohre hat er in seinem Bootshaus gelagert. Das könnten wir ziemlich einfach erreichen, weil sich dort auch ein Anlegesteg befindet. Mit unseren Booten wäre dies alles zu transportieren. Natürlich sind die Dinger schwer. Vielleicht müssten wir zweimal fahren.“
„Mensch, das ist ja regelrecht ein Glücksfall. Dann lass’ uns morgen einfach rüberfahren.“
“In Ordnung“, meinte Heinz. Also wir benötigen Schamott, Ofenrohre und Holz. Das ist aber nicht alles. Wir brauchen auch dringend Kräuter. Wir brauchen sogar jede Menge Kräuter, die uns helfen können, Krankheiten zu mildern und zu überwinden. Viele Kräuter wirken besser, als manche Medizin, die wir, ohne darüber nachzudenken, zu uns genommen haben. Gott sei Dank kenne ich mich mit Kräutern aus. Die Kinder können mir dabei helfen, wenn sie Lust haben. Wir werden Tees, Extrakte und Salben zubereiten, und ich schwöre Euch, dass hier keiner ernsthaft erkranken wird, solange ich lebe und helfen kann.“
Am nächsten Morgen begann der erste richtige Alltag auf der Roseninsel. Nach dem Frühstück fuhren Heinz und Henry mit den älteren Kindern Hermann und Roswita aufs Festland und sammelten in den Uferwäldern Holz. Sie trugen zunächst die dickeren Äste, die sie fanden, an die Anlegestelle und stapelten sie auf. Doch nach zwei Stunden waren weit und breit keine dickeren Äste mehr zu finden. Zum ersten Mal in ihrem Leben fällten Henry und Heinz einen Baum. Die beiden Kinder sahen interessiert zu und bewunderten ihre Väter, die mit den kleinen Hausäxten mühsam eine große Kerbe in den Stamm schlugen. Nach einer halben Stunde waren sie gezwungen, eine Pause einzulegen, weil die Arme und Hände so schmerzten, dass sie sie kaum mehr rühren konnten.
‘Verdammt, ich hätte nicht gedacht, dass Baumfällen so anstrengend ist“, kommentierte Heinz die fünfzehn Zentimeter tiefe Kerbe, die sie gerade geschafft hatten.
“Dabei ist es lediglich eine windige Fichte“, antwortete Henry frustriert. “Wie lange werden wir erst benötigen, wenn wir uns an eine Buche wagen?“
“Ich glaube, das ist noch ein weiter Weg, bis zu einer Buche“, lachte Heinz.
Als sie die Arbeit wieder aufgenommen und eine weitere Viertelstunde auf den Stamm eingeschlagen hatten, begann der Baum, sich endlich zu neigen. Wenige Minuten später fiel er krachend zu Boden. Sie hatten es geschafft.
“Papa“, wollte Hermann wissen, “warum habt ihr eigentlich keine Säge genommen. Du hast doch extra die große Baumsäge eingepackt. Meinst Du nicht, das wäre einfacher gewesen?“
Henry überlegte. Wurden jetzt Bäume mit einer Axt oder mit einer Säge gefällt? Er wusste es wirklich nicht. Fällen war für ihn immer etwas gewesen, das mit einer Axt zu tun hatte. Deshalb hatte er sich auch nie die Frage gestellt, ob nicht vielleicht eine Säge besser gewesen wäre.
“Das nächste Mal werden wir es mit einer Säge probieren.“
“Die Holzfäller, die man immer in den Filmen sieht, hauen die Bäume aber immer mit einer Axt um“, widersprach Roswita.
“Andererseits, wenn ich an die Wälder rund um unser Haus
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