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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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der geschlossenen Abteilung einsaß. Sie wurde immer wieder von dem krankhaften Drang überfallen, Häuser in Brand zu stecken. Und da ihr die Flammen von Einfamilienhäusern bald zu klein wurden, hatte sie sich schnell darauf spezialisiert, große Wohnblocks anzuzünden. Mit glänzenden Augen stand sie anschließend stets versteckt an irgendeinem Straßenrand oder in irgendeiner Hausnische und beobachte verzückt das leuchtende Züngeln der Flammen und lauschte fasziniert dem Knistern und Prasseln des meist todbringenden Feuers. Denn obwohl sie lediglich das Feuer auslösen wollte, tötete sie dabei über einhundert Menschen. Im Gegensatz zu Sahm wurde sie sich dessen niemals bewusst und bedauerte dann sogar am folgenden Tag, wenn sie über die Brandopfer in der Zeitung las, die armen Menschen, die so elend in den Flammen umgekommen waren.
    Rosa Gulet war Abteilungsleiterin in einer Modefirma. Sie hatte nach dem Abitur Modedesign studiert, war danach in Paris, Rom und London sowohl in die Fortbildung als auch durch die Betten einiger bekannter Modeschöpfer gegangen, sofern diese nicht schwul waren und war schließlich aufgrund ihrer guten beruflichen wie körperlichen Beziehungen zu dem Job in der Münchener Modefirma gekommen. Sie war bildhübsch, allein stehend und ein begehrtes Partyobjekt auf den ausschwei- fenden Feten der High Society. Rosa Gulet wurde gefasst, weil ihr, wie jedem erfolgreichen Serienverbrecher, der sich aufgrund seines Erfolgs in völliger Sicherheit und Unfehlbarkeit wiegt, ein Fehler unterlief, der ihr mit Sicherheit nicht unterlaufen wäre, hätte es irgendwann einmal bei der Planung oder Durchführung ihrer Brandstiftungen ein Problem gegeben, der sie wieder zu mehr Vorsicht ermahnt hätte.
    Wie immer trug sie auch während ihrer letzten Tat Lederhandschuhe, die nach ihren eigenen Designentwürfen gefertigt worden waren. Das war ein Tick von ihr, denn oft waren die Handschuhe eher hinderlich als nützlich. Und dieser Tick wurde ihr schließlich auch zum Verhängnis. Einen ihrer durchgestylten Handschuhe hatte sie nämlich beim letzten Brand, ganz in der Nähe eines der von ihr gelegten Feuerherde verloren. Wie durch ein Wunder blieb dieser Handschuh von den Flammen nahezu verschont, so dass man erstmalig einen Hinweis auf den Täter hatte. All dies hätte aber trotzdem nicht zu Rosa Gulet geführt, wäre von ihr nicht ein Handschuh gewählt worden, der zwar in ihrer Firma bereits lagermäßig für den Verkauf vorbereitet, aber noch nicht für den Verkauf frei gegeben worden war. Innerhalb von zwei Tagen war sie verhaftet, erhielt fünfzehn Jahre Haftstrafe und wurde zur psychiatrischen Behandlung in die Klinik nach Haar überstellt.
     
    Die Zellentüren in der geschlossenen Abteilung waren elektrisch gesichert, ebenso die Türen zu den Gängen der anderen Abteilungen. Am Tag, als der Strom ausfiel, mussten die Türen zu den Einzelzellen geöffnet werden, um einen problemlosen Zugang aufrecht zu erhalten. Lediglich die Türe zur Abteilung selbst ließ sich zusätzlich mechanisch verriegeln und nachdem nun die Zellentüren offen bleiben mussten, wurde peinlich darauf geachtet, auf alle Fälle diese Zwischentür immer im geschlossenen Zustand zu halten.
    Für die gefangenen psychisch Kranken brachte der Stromausfall eine gelungene Abwechslung: Sie nutzten die ungewohnte Öffnung der Zellen, um sich täglich miteinander auf dem Gang ihrer Abteilung zu treffen und zu unterhalten. So lernten sie sich allmählich besser kennen, und obwohl sie alle Schwerverbrecher waren und obwohl alle einen geistigen Defekt hatten, herrschte absoluter Friede unter ihnen und ein Außenstehender, der sie nicht kannte, hätte niemals verstanden, weshalb sie in der geschlossenen Abteilung in Haar einsitzen mussten.
    Es entwickelten sich regelrechte Freundschaften und bald sprach man auf den Treffen im Gang heimlich von Ausbruch und Flucht. Ohne dass jemals darüber diskutiert wurde, ohne dass man sich Gedanken darüber machte, kristallisierten sich unter den Gefangenen schnell Führungskräfte heraus, und jeder fand es in Ordnung, dass sie begannen, andere Insassen für kleinere Aufgaben, die ihnen das Irrenhausdasein ermöglichte, einzuteilen. Karl Sahm, Frank Lumm und Rosa Gulet bildeten ein Dreigespann, welches sich geistig hervorragend ergänzte und es verstand, die anderen, die vielfach zwar Bärenkräfte, aber dafür einen umso geringeren lntelligenzquotienten besaßen, so zu führen, dass sie noch stolz

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