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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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vor?«
    Meine Entschlossenheit bröckelte sofort. »Nichts«, sagte ich, setzte mich und nahm mir wieder das Drehbuch vor.
    Ich war voller Bedauern. Hätte ich gewusst, dass ich nur eine einmalige Chance bekommen würde, dann hätte ich sie richtig genutzt.
    Plötzlich kam mir das sehr tiefsinnig vor.
    Wir arbeiteten bis halb drei, dann beendete Larry die Sitzung. »Genug für heute. Meine Akupunkteurin ist gerade eingetroffen.«
    Mit gesenktem Kopf klopfte Emily die Papiere vor sich zusammen. »Ich fange wieder an zu schreiben.«
    »Tun Sie das. Wir brauchen die Umarbeitungen schnell.«
    »Bis wann?«
    »Sagen wir Freitag.«
    »Nächsten Freitag? Oder Freitag in sechs Wochen.«
    »Haha. Nächsten Freitag.«
    »Freitag passt mir nicht so gut.«
    »Dann Donnerstag. Oder Mittwoch?
    »Ah, ach so. Nein, dann ist mir Freitag lieber.«
     
    Ganz erschöpft gingen wir zum Auto. Emily war aschfahl.
    « Wie geht es dir?«, flüsterte ich.
    Ihr Gesicht war zerquält. »Warum hat er es gekauft, wenn er es nur zerfetzen will?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was hat dieser Idiot nebenan neulich gesagt?«
    »Folge mir, und ich werde es dir richten?«
    »Nein, der andere Idiot von dem anderen Nebenan. Mike. ›Sei vorsichtig mit deinen Wünschen‹, hat er gesagt. Er hatte Recht; ich habe mir gewünscht, dass jemand mein Drehbuch kaufen würde, und jetzt wünsche ich mir, dass er es nicht gekauft hätte.«
    »Vielleicht wird es ein großartiger Film, wer weiß.«
    »Nein, so wird es ein Scheißfilm«, sagte sie, und die Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Mein schönes Drehbuch, an dem ich so viel gearbeitet habe, bis es perfekt war. Wirklich perfekt. Ich war so stolz darauf, und jetzt wird es niemals das Licht der Welt erblicken. Niemand wird den Film sehen. Sieben Monate habe ich daran gefeilt, damit es richtig gut wird, und jetzt soll ich es innerhalb einer Woche komplett umschreiben. Das ist unmöglich! Und er hat alle meine Witze gestrichen, der ganze Humor ist weg, und jedesmal, wenn Gefühle angesprochen werden, ist jetzt ein bescheuerter HUND dabei.«
    Ich suchte nach Taschentüchern, während sie wie ein Kind heulte. »Ich werde mich so schämen, Maggie, ich werde mich schämen, meinen Namen auf einem klebrigen, kitschigen, moralisierenden Film über einen Hund zu sehen.« Sie rang nach Atem. »Über einen Hund, der Chip heißt.«
    »Kannst du es rückgängig machen?«, fragte ich. »Sag ihm einfach, er kann sich sein Geld sonst wohin stecken, und du suchst dir einen anderen, schönen Dank!«
    »Nein, es will ja kein anderer haben. Ich wusste das ja vorher, und ich brauche das Geld, um zu leben. Aber alles hat seinen Preis, das zeigt sich jetzt ganz deutlich.«
    »Weigre dich, die Änderungen durchzuführen«, bedrängte ich sie. »Sag ihm, er hat dein Drehbuch gekauft, jetzt soll er deinen Film auch drehen.«
    »Dann schmeißt er mich raus, und ich kriege so gut wie kein Geld, aber mein Drehbuch gehört ihnen trotzdem. Und dann holen sie sich einfach einen anderen Autor, der die Änderungen reinschreibt.«
    »Das dürfen sie doch nicht!« Aber ich wusste genau, dass sie es tun würden. Ich hatte genügend Verträge gesehen und wusste, wie viel Macht die großen Studios hatten. Ich hatte es einfach noch nicht erlebt.
    »Sie kaufen nicht nur dein Drehbuch, sie kaufen deine Seele. Troy hat Recht, wenn er versucht, seine Sachen von Unabhängigen produziert zu bekommen.« Emily hörte nach und nach auf zu weinen und lächelte traurig. »Wenn du einen Pakt mit dem Teufel schließt, brauchst du dich nicht zu beklagen, wenn du von einer Mistgabel aufgespießt wirst.«
    Dann liefen die Tränen erneut. »Aber das Drehbuch war wie mein Baby, ich habe es geliebt, ich wollte nur das Beste dafür, und es bringt mich um, mit ansehen zu müssen, wie es so entstellt wird.« Entsetzt hielt sie inne. »Oh, Maggie, jetzt mache ich es schon wieder – es tut mir Leid.«

32
    N ach einer Fehlgeburt bekommt man zwar Unmengen von Informationen, aber man erfährt nur sehr wenig. Die Leute überhäuften mich gut gemeinten Ratschlägen – die so unterschiedlich waren, dass sie keine Hilfe boten: Die einen sagten, wir sollten sofort einen zweiten Versuch wagen, die anderen empfahlen uns dringend zu warten, bis wir den Verlust verwunden hätten.
    Aber niemand konnte mir eine Antwort auf die eine Frage geben, die mich am meisten quälte: Warum war es passiert? Die beste Antwort, mit der Dr. Collins, mein Frauenarzt, aufwarten konnte, war: Fünfzehn

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