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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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darin starrten uns an, als hätte jeder von uns zwei Köpfe. »Was haben die denn nur?«, fragte Mum, als wieder ein Auto hupte. »Helen, was hast du gemacht?«
    »Nichts!«, sagte Helen. Sie klang nicht unschuldig. Nur wenn sie unschuldig klingt, muss man Bedenken haben.
    Als wir zu der Straße kamen, in der Emily wohnte, bemerkte Helen das Geschäft mit den Alarmanlagen an der Ecke, und bestand darauf, dass wir alle hineingingen. Sie löcherte den Inhaber mit Fragen darüber, wozu man das Zeug brauchte.
    »Das meiste ist für Privathäuser«, sagte er. »Wir haben versteckte Kameras und winzige Mikrophone, zum Beispiel, wenn sie den Verdacht haben, dass Ihr Mann eine Affäre hat, und Sie wollen seine … ehm … Aktivitäten aufnehmen.«
    An seinem humorvollen Ton konnte man erkennen, dass er es für ganz ausgeschlossen hielt, dass ein Ehemann Helens je eine Affäre haben würde, doch plötzlich senkte sich ein Schweigen auf die restliche Familie, und alle vermieden es, mir in die Augen zu sehen.
    »Und ich versorge eine Reihe von Privatdetektiven.«
    »Privatdetektive!« Helens leuchtende Augen strahlten noch mehr. »Ich hätte nichts dagegen, Privatdetektivin zu sein.«
    »Kommt, wir müssen gehen«, sagte Dad mit einem Anflug von Furcht in seiner Stimme. Die Vorstellung, dass Helen eine neue Laufbahn einschlagen könnte, war anscheinend zu viel für ihn.
    Als wir an dem Haus von Mike und Charmaine vorbeigingen, stand Mike auf und musterte uns mit einem neugierigen und keineswegs spirituellen Blick durch das Fenster. Und als Helen und Anna den kurzen Weg zu Emilys Haustür gingen,
wurde der schmutzige Lappen, der im Haus der Ziegenbärtigen als Vorhang diente, zur Seite gezogen. Und zwar heftig.
    Emily, die Gute, tippte immer noch wie wild an Der Hund Chip und war völlig am Ende. »Hallo, Mrs. Walsh, meine Güte, Sie haben ja richtig Farbe.«
    Mum zögerte einen Moment, dann streckte sie sich geschmeichelt. »Ich werde schnell braun.«
    Wir gingen alle der Reihe nach ins Wohnzimmer, wo Justin und Desiree schon saßen. Sie waren gekommen, um Emily mit den besonders hündischen Teilen ihres Drehbuchs zu helfen.
    »Wie geht es Desiree und ihrer Magersucht?«, fragte ich und machte meine Wangen hohl, um Magerkeit zu symbolisieren.
    »Viel besser«, sagte Justin glücklich, »sie bekommt nämlich jetzt Prozac.«
    Klar. Im ersten Moment hatte ich geglaubt, die Normalität wäre wieder eingekehrt. Ich hatte mich offensichtlich geirrt.
    Jemand entkorkte den Wein, jemand stellte die einen den anderen vor.
    »Was machen Sie?«, fragte Dad Justin. Dad konnte sich mit einem Menschen erst wohl fühlen, wenn er wusste, was der andere beruflich machte. Am glücklichsten war er in der Gesellschaft von Mitarbeitern der örtlichen Behörden.
    »Ich bin Schauspieler, aber –«
    »Richtig!«, sagte Mum bewundernd. »Ich habe Sie schon gesehen.«
    »Wirklich?« Das war Justin noch nie passiert.
    »Ja, wirklich. In Raumkreuzer , so hieß der Film, glaube ich. Sie wurden auf den Planeten geschickt, und die schuppigen Monster haben Sie gefressen.«
    »Ehm, ja. Ja!« Justins breites Gesicht hellte sich auf. »Das war ich.«
    »Sie haben das ausgezeichnet gespielt, aber mal ehrlich, ich fand es ziemlich idiotisch, dass Sie und die anderen aus dem Raumschiff da runtergebeamt wurden. Jeder mit ein bisschen Grips musste doch wissen, dass ihr bei den Schuppenmonstern keine fünf Minuten überleben würdet.«
    Während Justin Mum die Theorie von den Dicken, die immer dran glauben mussten, erklärte, sah ich zu meiner Überraschung
Mike und Charmaine ankommen. Ihrer Behauptung nach wollten sie mal sehen, wie es Emily mit ihrem von giftiger Atmosphäre gereinigten Haus erging, und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich glatt geglaubt, sie seien aus Neugier gekommen.
    Dad war erfreut zu hören, dass Mike bei einer Krankenversicherung arbeitete – das hatte ich gar nicht gewusst, ich hatte geglaubt, er habe irgendeine abgehobene, gefühlsduselige Arbeit –, und dann kam Emily mit Mike zu Mum und stellte die beiden einander vor.
    »Das«, sagte Emily dramatisch, »ist Mammy Walsh. Und das –« Sie zeigte auf Mike, aber Mum unterbrach sie und sagte mit ihrem charmantesten Lächeln: »Ich weiß, wer Sie sind.«
    »Wirklich?«
    »Du hast wirklich viele berühmte Freunde«, sagte Mum bewundernd zu Emily und wandte sich wieder Mike zu. »Sie schreiben diese Reisebücher, stimmt’s? Und hatten Sie nicht sogar eine Weile Ihre

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