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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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meine Mum mit einem?« Und dann brachen wir in Gelächter aus und konnte uns nicht mehr halten. »Mit einem orangefarbenen.«
    »O nein«, seufzte Emily glücklich, fuhr sich mit dem Zeigefinger geschickt unter dem Auge entlang und wischte sich die verschmierte Wimperntusche weg, »eine wunderbare Vorstellung. Moment«, sagte sie und spitzte die Ohren, »ich glaube, ich kann sie hören.«
    Die vier platzten ins Haus und brachten ihren kollektiven Ärger mit.
    »Sie ist schuld, dass wir uns verspätet haben«, sagte Mum mit einem strafenden Blick auf Helen.
    »Jetzt sind wir ja da, das ist die Hauptsache«, sagte Dad begütigend.
    »Und Sie sehen alle sehr schick aus«, sagte Emily bewundernd.
    Das stimmte. Zusammen waren wir eine auf Hochglanz gestylte, wohl duftende Gruppe (mit Ausnahme von Dad), weswegen es keine Überraschung war, dass im nächsten Augenblick die Ziegenbärtigen an der Tür erschienen.
    »Wir wollen gerade ausgehen«, sagte Emily kurz angebunden und versuchte ihnen den Weg zu verstellen.
    »Hallo, ich bin Ethan.« Er stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte, Helen oder Anna auf sich aufmerksam zu machen.
    »Lass sie doch einen Moment rein«, sagte ich.
    »Also, meinetwegen.« Emily trat ungeduldig zur Seite, und die drei marschierten herein und blieben schüchtern vor den beiden stehen. Ich stellte sie rundum vor, dann überließ ich sie sich selbst, und sie beschnüffelten sich wie Hunde, bis wir wirklich aufbrechen mussten.
    »Was machen die Jungen denn?«, fragte Dad, als er sich in Emilys Jeep hochstemmte.
    »Holen sich den Tripper«, murmelte Emily.
    »Sie studieren noch«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Anna, »aber Ethan, der mit dem rasierten Kopf, der sagt, er ist der neue Messias.«
    Mum presste die Lippen zusammen. »Ach, das sagt er also.«

38
    D ie Premiere von Die Tauben fand in einem herrlichen altmodischen Kino mit roten Plüschsitzen und Art-deco-Spiegeln an den Wänden statt – eine Erinnerung an glanzvollere Zeiten. Ich war froh, dass wir uns herausgeputzt hatten, denn alle Gäste kamen in Abendgarderobe. Sogar ein paar Fotografen waren zu sehen. »Wahrscheinlich von Variety und nicht von People «, sagte Emily, aber trotzdem.
    Emily ging los, um ein paar alte Bekannte zu begrüßen – »nur ganz schnell, bevor der Film anfängt« –, und ich führte meine Lieben zu ihren Plätzen. Gerade, als ich mich entspannt niederlassen wollte, entdeckte ich ein paar Reihen vor mir Troy und Kirsty und fühlte, wie ich auf der Stelle schrumpfte. Ihn zu sehen – und schlimmer noch, ihn mit Kirsty zu sehen – erinnerte mich an meine Dummheit, meine schreckliche Naivität. Doch dann fiel mir wieder ein, was Emily gesagt hatte, dass ich nicht die erste und nicht die letzte Frau sein würde, die sich lächerlich gemacht hatte, und fühlte mich plötzlich leichter, freier. Vielleicht würde ich immer den Wunsch hegen, ihn mit einer Gabel in den Oberschenkel zu piksen, aber es gab Schlimmeres.
    Troy drehte sich um, und ich senkte den Blick, aber zu spät. Er nickte mir kühl zu, ich nickte noch kühler zurück – ich bildete mir ein, mein Kopf hätte sich kaum bewegt, sondern nur ein paar Haarsträhnen –, dann glitt sein Blick über mich hinweg und kam zu Helen, wo er eine Weile abschätzend hängen
blieb. Helen zwinkerte ihm aufreizend zu, und er grinste sie an. Kirsty war wie durch einen sechsten Sinn alarmiert und drehte sich ebenfalls um, und als sie sah, wem Troys Aufmerksamkeit galt, begann sie sofort, ihn mit ihrer weinerlichen Stimme davon abzulenken. Wenigstens war ich nicht wie sie, dachte ich. Wenigstens wollte ich ihn nicht mehr.
    Dann setzte sich Emily auf ihren Platz, das Licht ging aus, und der Film begann.
    »Was ist es für ein Film?«, fragte Dad flüsternd. »Ein Western?«
    »Spielt Harrison Ford mit?«, flüsterte Mum in mein anderes Ohr.
    Harrison Ford erfreut sich in meiner Familie generationsübergreifend großer Beliebtheit; Mum mag ihn so sehr wie wir anderen. Sogar meine Nichte Kate hört auf zu weinen, wenn Claire ihr die Stelle in Die Waffen der Frau zeigt, wo er sein Hemd auszieht – sein größter Moment, wie ich zu behaupten wage.
    Nun, weder spielte Harrison Ford in Die Tauben mit, noch war es ein Western. Ich konnte nicht genau ausmachen, was es war. Vielleicht war es ein Liebesfilm, nur dass der Held seine Freundinnen alle umbrachte. Es hätte eine Komödie sein können, nur dass es nicht lustig war. Oder ein Porno, doch er war in Schwarz-Weiß

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