Auszeit für Engel: Roman (German Edition)
Zeichen für ein Liebesgeplänkel zwischen zwei Menschen.
Doch mit einem leisen Seufzer ließ ich den Verdacht gegen Donna fallen: Sie war eine meiner besten Freundinnen, und ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass sie mir das antun würde. Außerdem war sie aus Gründen, die nur sie selbst verstand, verrückt nach Robbie, diesem Chaoten. Es sei denn, er diente nur dazu, mich auf eine komplizierte falsche Fährte zu führen.
Aber es gab noch etwas, das mich mehr als alles andere davon überzeugte, dass Garv keine Affäre mit Donna hatte, nämlich, dass sie ihm von ihren Hühneraugen erzählt hatte. Sie hatte sogar Stiefel und Socke ausgezogen und ihm den Fuß entgegengestreckt, damit er selbst sehen konnte, wie eklig sie waren, und wenn man eine leidenschaftliche Affäre mit jemandem hat, dann macht man so etwas nicht. Dann hat man mit Mystik und unpraktischen Büstenhaltern zu tun und muss sich rund um die Uhr um die Enthaarung der Beine kümmern – oder zumindest habe ich mir das erzählen lassen.
Und was ist mit meiner Freundin Sinead? Garv war immer so freundlich zu ihr. Aber es war erst drei Monate her, dass ihr Freund Dave sie vor die Tür gesetzt hatte. Da war sie doch
sicher immer noch zu aufgewühlt, um eine Affäre mit dem Mann ihrer Freundin anzufangen – und zu aufgewühlt, als dass ein normaler Mann sich darauf einlassen würde. Es sei denn, es war ihre Aufgewühltheit, die Garv anzog. Doch davon bekam er ja von mir genug. Warum sollte er nach angeschlagenem Porzellan suchen, wenn zu Hause alles in einem einzigen Scherbenhaufen lag?
Ich merkte, dass Garv neben mir wach war – das vorgetäuschte tiefe Atmen hatte ihn verraten. Wir konnten also reden. Nur dass wir es nicht konnten, wir hatten es seit Monaten versucht.
Ich hatte das Einatmen, das vor dem Sprechen kommt, nicht gehört, deswegen war ich überrascht, als die rabenschwarze Dunkelheit von Garvs Stimme durchbohrt wurde. Er sagte: »Es tut mir Leid.«
Es tut mir Leid. Das war das Schlimmste, was er hätte sagen können. Die Worte hingen in der Dunkelheit und gingen nicht weg. In meinem Kopf hörte ich sie als Echo. Und dann noch einmal. Es wurde mit jedem Mal schwächer, so dass ich mich fragte, ob ich es mir nur eingebildet hatte. Minuten vergingen. Ohne etwas zu erwidern, drehte ich ihm den Rücken zu und schlief überraschenderweise wieder ein.
Am nächsten Morgen wachten wir spät auf; unter meinen Fingernägeln klebte frisches Blut, weil ich mir den Arm wund gekratzt hatte. Mein Ekzem hatte sich wieder entzündet, und ich würde im Bett Handschuhe tragen müssen, wenn es so blieb. Würde es so bleiben? Wieder hatte ich das Gefühl, ich würde fallen.
Ich duschte ausgiebig und machte Kaffee, und als Garv »Maggie« sagte und mich in meinem rastlosen Bewegungsfluss unterbrechen wollte, wich ich ihm geschickt aus und sagte, ohne ihn anzusehen: »Ich komme zu spät.«
Ich ging. In meinem Bauch hatte ich das leere Vier-Uhr-morgens-Gefühl.
Obwohl ich Garv ausgewichen war, kam ich zu spät zur Arbeit, und der Vertrag lag nicht um halb zehn auf Frances’ Schreibtisch. »Oh, Maggie«, seufzte sie mit einer Stimme, die
ausdrückte: Ich bin nicht böse, ich bin enttäuscht. Das zielte viel tiefer als ein Anraunzer und sollte bewirken, dass ich mich schlecht und beschämt fühlte. Ich hingegen war froh, dass sie mich nicht anschrie. Vermutlich nicht die Reaktion, mit der Frances gerechnet hatte.
Ich fühlte mich völlig verloren und zugleich unnatürlich ruhig – fast, als hätte ich auf die Katastrophe gewartet und verspürte jetzt eine merkwürdige Erleichterung, weil sie tatsächlich eingetreten war. Da ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte, beschloss ich, nur zu reagieren und mich in die Arbeit zu stürzen. War es nicht seltsam, dass ich nach einem solchen Schock noch normal funktionieren konnte? Dann fiel mir auf, dass mir der Doppelklick mit der Maus dauernd misslang, weil meine Hand so sehr zitterte.
Mehrere Sekunden lang schaffte ich es, mich in eine Vertragsklausel zu vertiefen, aber die ganze Zeit war mir dumpf bewusst, dass etwas wie aus den Angeln gehoben war. Im Laufe der Jahre hatten Garv und ich wie jedes Paar immer mal wieder Streit gehabt, doch auch der heftigste hatte sich nicht so angefühlt wie das jetzt. Der schlimmste Streit hatte als lautstarke Meinungsverschiedenheit darüber angefangen, ob der Rock, den ich gekauft hatte, braun oder dunkellila war, und sich unversehens zu einem üblen
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