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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und um den Hals hat sie haufenweise Schmuck.
    Und wie Rosy Pauline anschaut, das muss man gesehen haben. Ihre Augen sind keine Augen, sondern Maschinengewehre.
    Simon sagt, mit solchen Augen würde sie auch die zwei anderen
Heimwehstreuer attackieren, Michel und François, die nur deshalb zum Schwimmen mitkommen, weil sie mit Pauline fahren wollen.
    Simon, der alles weiß, hat einmal gesagt:«Das dreckige kleine Flittchen besucht seinen Verehrer. Ich habe sie abends mal erwischt, als ich als Letzter aus dem Schwimmbad kam. Sie haben sich am Bus rumgedrückt und rumgeknutscht wie die Irren, und der Verehrer hatte sogar die Hand unter ihren superengen Rock gesteckt und hat da unten was gesucht, und Pauline hat gesagt: ‹O ja, o nein, nicht hier, o ja!›, und sie wollte dem Verehrer helfen, aber er hat nichts gefunden und hat seine Hand wieder rausgenommen, und Pauline hat ihren Rock glatt gezupft, und der Verehrer ist abgehauen und hat zum Abschied gesagt: ‹Bis nachher, Bienchen.›»
    Und Simon hat gesagt:«Bienchen, das passt gut zu ihr, weil die Bienen über die Menschen herfallen, und wenn ein Mann in der Nähe ist, dann fällt Pauline über ihn her.»
    Ich frage mich, woher Simon das alles weiß.
     
     
    Manchmal singt Rosy uns ein Wiegenlied vor, bevor sie das Nachtlicht löscht.
    «… DerTag vergeht im Licht der Sterne, die Sonne ist müde, und es ist Schlafenszeit. Nur die Katze auf dem Dach tanzt mit ihrem Schatten, und die Spinne auf der Wiese spinnt einen silbrigen Traum …»
    Und Ahmed schläft jedesmal ein, bevor das Lied zu Ende ist.

Mittwochs spielen wir Fußball; wenn es nicht regnet, gehen wir hinterher mit Michel und François im Wald spazieren.
    Michel hat lange Haare und einen schwarzen Bart, der seine ganze untere Gesichtshälfte zudeckt.
    Simon sagt, dass er dahinter ein Geheimnis versteckt, und ich frage:«Was für ein Geheimnis?», und Simon antwortet:«Das Geheimnis der Bärtigen», und ich verstehe nur Bahnhof.
    Manchmal vergrabe ich meine Finger in dem Bart, und er fühlt sich ein bisschen an wie das Moos um die Bäume, und ich kann kein Geheimnis entdecken.
    Michel ist außerdem sehr alt. Mindestens vierzig Jahre.
    Und er trägt zu weite Kleidung.
    Boris sagt, dass er einen größeren Bruder haben muss, der ihm seine abgelegten Sachen gibt, und ich denke mir, dass ich gern einen Bruder gehabt hätte, von dem ich abgelegte Sachen bekommen hätte, aber dass Mama eben lieber ihre Bierchen getrunken hat, als mir einen Bruder kaufen zu gehen.
    Manchmal fehlt sie mir, und ich merke, dass ich begriffen habe, dass sie mich in dem Heim nicht besuchen kommen wird.
    Raymond ist zu mir nach Hause gegangen und hat meine Sachen abgeholt, und er hat gesagt, dass die Wohnung«versiegelt»sei.
    «Was heißt das?», habe ich gefragt.
    «Das heißt, dass niemand reingehen darf.»
    «Und wenn Mama keine Lust mehr hat, mit Papa im Himmel zu sein, sondern ein Bierchen trinken will, wie soll sie dann reinkommen?»
    Und Raymond hat mir geantwortet, dass es im Himmel sogar Bier gibt und dass Mama für immer dort bleiben wird und dass ich sie nie wiedersehen werde, und ich habe geweint.
    Ich habe es Rosy erzählt.

    «Was ist das für ein Blödsinn?», hat Rosy gesagt.«Im Himmel gibt es kein Bier. Deine Mama spielt dort Harfe.»
    «Was ist eine Harfe?»
    «Das ist ein Musikinstrument.»
    «Wenn das stimmt, dann spielt sie garantiert nicht Harfe, wie du sagst, weil Mama sich für nichts interessiert außer für ihre Bierchen, das Fernsehen, den Trödelmarkt und die Lieder von Céline Dion.»
    Rosy hat mein Gesicht zwischen ihre Hände genommen.«So darfst du nicht reden, mein Pfläumchen, deine Mama hat sich vor allem für dich interessiert. Alle Mamas lieben ihre Kleinen, auch wenn sie es nicht sagen.»
    François, der andere Erzieher, hat keine Haare mehr, und wenn Boris den Ball verfehlt, dann sagt er manchmal:«Das ist die Schuld vom Eierkopf», und dann müssen wir lachen, nur François Eierkopf nicht, der zu Boris sagt:«Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, dass du das zu mir sagst, wirst du das Laub unter den Bäumen aufsammeln», und Boris sagt es nur zu denen, die Lippen lesen können. Das heißt zu uns, den Heimkindern.
    Beim Fußball sind nur die Jungen dabei, weil es kein Sport für Mädchen ist. Mädchen spielen Volleyball oder mit Puppen oder mit Kleidern.
    Im Heim sind wir an die vierzig Kinder.
    Jede Zehnergruppe hat eine eigene Küche, ein eigenesWohnzimmer und eigene Kinderzimmer, und

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