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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wir geben uns nicht viel mit den anderen Gruppen ab außer beim Fußball, im Schwimmbad oder beim Waldspaziergang.
    Und außerdem sind Simon, Ahmed und ich nicht besonders neugierig auf die anderen Blagen, weil wir gern für uns sind.
    Beim Fußball stellen wir den anderen ein Bein, wenn die Erzieher nicht hinschauen, und manchmal heulen sie dann
beim Hinfallen, und wir sagen:«Das ist gelogen», wenn sie uns verpetzen.
    Und wenn es Ärger gibt, verpetzen Simon und ich Ahmed, und Ahmed weiß, dass er besser die Klappe hält, und deshalb sagt er, dass es keine Absicht war, und der Schiedsrichter sagt:«Freistoß», und wir spielen weiter.
    In unserer Mannschaft darf immer Antoine den Freistoß schießen.
    Er hat Feuer in den Füßen: Er schießt den Ball immer superweit, und einmal haben wir ihn gar nicht mehr gefunden.
    In der gegnerischen Mannschaft ist es Aziz, der den Freistoß schießt, nur dass er uns anschaut und nicht das Tor, und einmal hat Boris den Ball mitten ins Gesicht bekommen.
    Boris spürt nie was.
    Eierkopf ist ganz weiß im Gesicht geworden, als Boris das Blut aus der Nase lief. Er ist mit Boris zur Krankenstation gegangen, und Aziz hat zu dem Bärtigen gesagt, dass es keine Absicht war, und hat dabei Simon und mich ganz giftig angeschaut.
    Boris ist mit einem Pflaster auf der Nase zurückgekommen.
    Und Eierkopf ist auf der Krankenstation geblieben.
    Wir sind im Wald spazieren gegangen, und ich habe Boris gefragt, ob es wehtut, und Boris hat nein gesagt, und ich war total beeindruckt.
    Wir wollten uns alle an Aziz rächen, bis auf Jujube, der wegen dem Pflaster beleidigt war. Antoine hat ihm ein Bein gestellt, und Aziz ist in einer Pfütze ausgerutscht. Als er wieder aufgestanden ist, war er ganz dreckig und hat geheult. Er hat gesagt, wir hätten ihn geschubst, und wir haben gesagt:«So ein Quatsch», und der Bärtige ist mit Aziz weggegangen, und wir sind weiter in die Pfützen gesprungen und auf das morsche Holz, ohne dass einer auf uns aufgepasst hat.

Freitags gehe ich nach dem Nachmittagskakao zur Psychologin.
    Madame Colette zeigt mir Bilder, die mit schwarzer Tinte gemalt sind, und ich muss sagen, was mir dazu einfällt, oder sie gibt mir Knetgummi, mit dem ich machen kann, was ich will.
    In ihrem Schreibtisch gibt es auch Buntstifte, und wenn ich mich langweile, darf ich damit malen, und einmal habe ich versucht, das Marionettentheater zu malen.
    Ich zeige das Bild Madame Colette, die sagt:«Interessant», und ich kann nicht verstehen, was sie daran interessant findet, denn ich habe das Theater nicht hingekriegt; es ähnelt einer roten Kiste mit einer Schleife wie an einem Geschenk, die ich daraufgemalt habe, und ich weiß nicht, warum.
     
     
    Wenn sie mir die Tintenbilder zeigt, sage ich, was mir gerade einfällt:
    «Das ist ein lebender Toter, der Trompete spielt.»
    «Das ist eine Kuh, die einen Affen frisst.»
    «Das ist der Revolver des Blondinenmörders.»
    Sie sagt:«Und wo kommt der Revolver her?»
    Und ich antworte:«Na ja, aus den Fernsehnachrichten.»
    Manchmal frage ich mich, wie sie auf ihre Fragen kommt.
    Nach den Tintenbildern fragt sie mich, was ich gern tun würde, und ich sage:«Ich würde gern mit Simon und Ahmed spielen», und ich darf gehen. Oder ich kriege das Knetgummi in die Finger und bastle Monster daraus wie die in Krieg der Sterne , und Madame Colette fragt mich, was das sein soll, und man könnte meinen, sie würde nie fernsehen.
    Manchmal weiß ich nicht, was ich da bastle oder was es sein könnte, aber Madame Colette, die hat immer eine Erklärung.
    Sie sagt:«Ist das vielleicht ein Herz?», und ich weiß nicht, wo sie da ein Herz sehen will, und sage nein, und sie sagt:«Ist das
vielleicht eine Kugel?», und so geht es ewig weiter, bis ich ja sage, weil ich merke, dass es ihr Freude macht, und manchmal sage ich:«Das ist nichts, gar nichts», und sie sagt:«Das darfst du nicht sagen, Pflaume. Das ist nicht gar nichts.Worauf es ankommt, ist, etwas zu machen, was wie etwas aussieht.Verstehst du den Unterschied?», und ich nicke mit dem Kopf, weil ich mit Simon spielen gehen möchte.
     
     
    «Denkst du manchmal an deine Mama?»
    «Ja, wenn ich am Montagabend fernsehe oder wenn der Bärtige heimlich im Wald ein Bierchen trinkt oder wenn ich mit Rosy oder mit Raymond darüber spreche.»
    Sie schaut in ihre Unterlagen und sagt laut:«Und Raymond, magst du den gerne?»
    «O ja, er ist sehr nett, und beim letzten Mal hat er mir eine Kassette mitgebracht und hat

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