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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Nacht.»
    «Wer ist die Dame?», frage ich.
    «Das ist die Mama von Jujube», antwortet Simon.«Ich finde, er ist ein Glückspilz mit so einer hübschen Mama, und das Auto ist auch nicht von Pappe. Ein Mercedes! Die Eltern von Jujube haben ganz schön Zaster.»
    «Zaster, was ist das?», frage ich Simon.
    «Pflaume! Manchmal sollte man meinen, dass du dich mit Absicht so dumm stellst. Zaster ist das, was keiner hier hat. Das ist Geld, und zwar in rauen Mengen, so dass man nicht weiß, was man damit anfangen soll.»
    «Ich wüsste es», sagt Béatrice.«Ich würde Mama besuchen, und wir würden dorthin fahren, wo Papa ganz weit weg ist.»
    «Kann man mit dem Zaster von der Dame viele Stofftiere kaufen?», fragt Ahmed.
    «Ja, so viele, dass man dich darunter gar nicht wiederfinden würde», sagt Simon.
    «Ich würde mit meinem Bruder für immer ans Meer ziehen. Stimmt’s, Boris?»
    «Das wäre nicht dasselbe wie früher.»
    «Vielleicht, aber wir haben den Zaster ja sowieso nicht.»
    «Kinder!», ruft Charlotte.«Setzt euch sofort auf eure Plätze!»
    Gérard legt eine Kassette ein, und Sheila singt: L’école est finie .
    Wenn das nur wahr wäre.
    Ich sitze neben Camille. Sie schaut aus dem Fenster und betrachtet die Landschaft, als wäre sie dort.
    «Woran denkst du?», frage ich.

    «An die Kinder, die richtige Eltern haben und jetzt gerade mit ihnen zusammen sind.»
    Und sie schaut mich an, und mir wäre es lieber, sie wäre wieder in der Landschaft.
    «Richtige oder falsche, das ist uns egal, Camille. Wichtig ist doch nur, dass man uns lieb hat, oder?»
    «Das ist nicht dasselbe.»
    «Weißt du, manchmal träume ich, dass ich noch bei Mama bin. Ich habe nicht in ihrer Schublade geschnüffelt und keinen Revolver gefunden. Sie redet immer nur mit dem Fernseher, und ich bin ganz allein. Ich kann mit dem dicken Marcel oder mit Grégory schussern, und ich kann den Sohn vom Nachbarn beneiden, der mit den Schweinen redet, aber es dauert nicht lange, und ich langweile mich, wenn ich zu Hause bin. Und wenn ich später erwachsen bin, gehe ich in der Fabrik arbeiten, und wenn ich heimkomme, bringe ich der Mama ihre Bierchen, und dann schauen wir fern bis spät in die Nacht und legen uns nicht ins Bett zum Schlafen, sondern schlafen auf dem Sofa, und dann bin ich froh, wenn ich aufwache und weiß, dass ich in ihrer Schublade geschnüffelt habe.»
    «Ich träume nicht, Pflaume. Und ich weiß, dass Papa so oft verreist ist, weil es zu Hause immer Streit gab. Mama war immer mit ihren Nadeln und den Herzen, die geflickt werden mussten, beschäftigt, weil sie nicht wusste, wie man sagt, dass man den anderen lieb hat. Aber sie war trotzdem meine Mama, und ich hatte einen Papa und ein Zuhause mit einem eigenen Zimmer, und wenn ich zum Frühstück die Treppe runterkam, war das meine Treppe, und wenn ich meinen Kakao getrunken habe, hatte ich meine Lieblingstasse mit dem kleinen grünen Henkel, auf die mein Name geschrieben war, und ich bin mir sicher, dass es allen Kindern so geht, die hier wohnen. Auch wenn ihre Eltern sich verprügeln oder die Kinder an die Heizung binden oder wenn sie im Gefängnis sind oder versuchen,
mit dem Trinken aufzuhören, oder was auch immer, sind es trotzdem ihre Eltern, und es ist ihr Zuhause, und das ist immer noch besser, als in Fontaines zu sein.»
    «So kannst du das nicht sagen, Camille. Hier haben wir alles. Bei mir zu Hause gab es immer nur Nudeln mit Ketchup oder Kartoffeln oder Hackfleisch oder Aufstrich. Von Spinat hatten wir noch nie gehört. Hier gehen wir schwimmen, wir spielen Fußball, wir lernen Skifahren, und die Heimwehstreuer kümmern sich um uns. Hier sind wir doch glücklicher, und ich habe dich, ich habe Simon und die anderen.»
    «Du siehst alles immer von der Sonnenseite. Manchmal beneide ich dich richtig. Ich kann die Hexe nicht so leicht vergessen, und eines Tages werden Simon und deine anderen Freunde groß und gehen weg, und du siehst sie nie wieder.Vielleicht sogar mich.»
    «Nein, dich werde ich nie verlieren. Antoinette hat mir schon gesagt, dass ich dich heiraten werde. Und außerdem ist Raymond da. Er würde nie zulassen, dass uns jemand etwas antut, und er weiß, dass ich ihn nur mit dir zusammen besuchen gehe, und er hat dich so gern wie mich, sogar wie Victor, und es ist doch besser, das Leben von der Sonnenseite zu sehen als von der Regenseite.»
    Camille nimmt meine Hand und drückt sie ganz fest:«Wenn ich mit dir zusammen bin, habe ich nicht so viel

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