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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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seit Jahren Lobesreden auf J. B. Priestley –, ein sehr guter Mann, dachte ich, aber kein Grund, sich bis zum Überdruß über ihn zu ergehen. Ich sagte: »Besuchen wir ihn doch mal.« Barry sagte: »Was?« und ich sagte bier- und kavaliermäßig: »Warum nicht? Rufen wir ihn an. Ich habe nächste Woche eine Show in Coventry, das ist ganz nah, wo er wohnt, ihr kommt in die Show, wir rufen ihn an und besuchen ihn dann zum Tee.«
    Barry rief fast genauso bier- und kavaliermäßig seinen Agenten an, ließ sich die Nummer des großen J. B. geben und wählte dann den Anschluß des Priestley’schen Haushalts.
    » Hullow «, sagte J. B.
    » Hullow «, sagte Barry, nachdem er wieder auf seinen Stuhl geklettert war.
    Barry erklärte, es wären da drei Fernsehdrehbuchautoren, die ihn gern besuchen und mit ihm plaudern würden, sie wären in seiner Gegend und liebten sein Werk so sehr. Ersagte: »Das ist doch wohl kein Interview, oder?« Barry sagte: »Nein«, und er sagte: »Dann sehen wir uns am Montagnachmittag um vier.«
    Barry war so überwältigt, daß er sich die Nasenlöcher mit Heftklammern zutackerte. Am nächsten Montag erschienen wir zur angegebenen Zeit vor dem Haus – einem sehr puspigen Haus, möchte ich hinzufügen – und zogen an der Klingelkette. Erstmal kam niemand, und John Cleese, G. Chapman und David Sherlock, die Barry Cryer inzwischen auf seiner Pilgerfahrt begleiteten, standen da und warteten. Barry sank im Scherz vor der Haustür als solcher seines Helden huldigend auf die Knie, was unglücklicherweise vom Dienstmädchen vermerkt wurde, als es die Haustür als solche öffnete. Wir wurden durch den marmorverkleideten Korridor zu Seinem Arbeitszimmer geführt, bewunderten die Flamingos im Teich, starrten fünfundneunzig Millionen Bücher von J. B. Priestley an, setzten uns und fühlten uns – mit Ausnahme von Ihrem-zunächst-nur-mit-einigen-Hellen-inzwischen-aber-mit-Gin-mit-Slimline-Tonic-und-Eis-aber-ohne-Zitrone-sinnlos-betrunkenen-sehr-Ergebenen – angemessen unbehaglich. Warum sollte man so in Ehrfurcht erstarren? J. B., der der extrem intelligente Mann war, der er ist, spürte dies und begann über das einzige Thema zu sprechen, das er mit einem von uns gemeinsam hatte, und das war, so stellte sich heraus, meine Pfeife, eine ziemlich respektable Dunhill. Wir schwatzten über die verschiedenen Größen und Formen und auch darüber, daß Ralph Richardson ihm jedes Jahr eine Dunhill schickt, weil er mit einer Rolle in einem Priestley-Stück eine Erfolgssträhne hatte, Ein Inspektor kommt heißt es, glaube ich, aber ich bin oft abgelenkt.
    Nach ein paar verhaspelten und plumpen Nichtigkeiten von uns (wenn man mal von meinem Beitrag über Pfeifen absieht) gingen wir durch zum Salon, um mit seiner Frau, Jacquetta Hawkes, Gurkensandwiches und Tee einzunehmen. Ich glaube, wir alle fanden, daß wir die Frage stellen konnten: »Nun sagen Sie mir bitte alles über die Welt«, und daß er und sie eine vernünftige Antwort gegeben hätten. Während wir über eine Arbeit sprachen, die ausgeführt worden war, aber falsch ausgeführt worden war, im Garten, machte er eine Bemerkung über Engländer, die mir gefiel. Er erklärte, der größte Fehler der Engländer, aber vielleicht ihr charmantestes Merkmal sei, daß sie mit einem Fuß in Amerika stünden und mit dem anderen in Mexiko.
    Wir kicherten kriecherisch. Ich aß noch ein Gurkensandwich und sagte zu Jacquetta: »Die sind ganz köstlich, aber sind Sie auf dem Gebiet der Überleitung auch so gut?«
    »Natürlich«, sagte sie. »Eben jetzt mache ich eine.« Und so kommen wir von den Gurkensandwiches zu den Handschriften der Essener. Und von dort unmittelbar nach Ibiza, am 20 . Juli 1966 .
    Danke, Big J., das war echt super.
    Das Wetter war sechs Wochen lang ideal, und es begünstigte ungezogenes Betragen bei fünfundzwanzig Jahre alten Heranwachsenden.
    Ich hatte David heimlich an einsamen Stränden getroffen, und die Einwohner der Villa, besonders Loretta Feldman, fragten sich, wo ich meine Zeit verbrachte. Ich wollte nicht, daß jemand von meinem schändlichen Verhalten erfuhr, aber der Gedanke an Ungezogenheit in einem richtigen Bett überwältigte mich. Und so geschah es, daß ich, obschon sehr erwachsen und behaart, eines Morgens aufwachte und mich mit einem jungen Herrn im Bett befand.
    Jemand versuchte in mein Zimmer zu gelangen, welches ich, vorsichtig, wie Trunkenbolde sind, in der Nacht zuvor abgeschlossen hatte. Poch! poch! poch! machte

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