Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
Vom Netzwerk:
Beliebtheit des Suizids zu erhöhen. Tatsächlich: Jetzt, da ich, was dies Thema betrifft, zur Vernunft gekommen bin, wird mir klar, daß ich über Drogenmißbrauch Quatsch geredet habe. Drogen sollten noch illegaler gemacht werden –, sogar Aspirin und Tee. Gegenwärtig bringt Aspirin pro Jahr allein in Northumberland durchschnittlich siebzig Millionen Menschen um. Stellen Sie sich vor, es würde verboten –, Mann, was für eine Zahl! In nullkommanix hätten wir die Bevölkerung von Großbritannien auf zwei Millionen oder so runter und wären wieder autark und nicht mehr auf die elenden Araber angewiesen, verstehen Sie? Und wenn die Bevölkerung unter die erwünschte Zweimillionenmarke absänke, könnte für eine kontrollierte Zeitspanne Sex verboten werden, bis wir wieder vollzählig sind ….
    Ich kam mit Tom, meinem Fahrer, und John im Hardrock an. Ich sollte die Gastgruppen einer Menschenmasse reicher, witzloser Arbeitsscheuer vorstellen, die zeigten, wie cool sie waren, indem sie keinerlei Notiz von irgendwas nahmen, was sie umgab, einschließlich von einander.
    Ich habe seitdem nie wieder eine solche Konzentration unverdient reicher, unbescheidener, exhibitionistischer, angesagter, eingebildeter, nichtssagender, niederträchtiger, engherziger, eigendünklerischer, mikrozephalischer Trottel angetroffen. Hätte auch nicht den Wunsch dazu. Sie betrachteten sich als etwas, was nicht zu den schlichten Sterblichen gehörte, und genauso hätte es auch sein sollen. Ihre zwitschernden Geistlosigkeiten erreichten einen Lärmpegel, der mehrere Dezibel über der Schmerzgrenze eines Schiffszusammennieters im Trockendock lag. Der idiotische Sohn eines millionenschweren Armbanduhrenverkäufers, der es hip fand, das Vermögen seines Vaters für die Freilassung von Betty X auszugeben, einer überführten Massenmörderin und Rassistin, fand es außerdem amüsant, seine plärrende ein Jahr alte Tochter mitzubringen, damit sie sich die Trommelfelle von berühmten Musikern perforieren lassen konnte. Ich sagte die erste Gruppe an. Niemand ließ sich stören, deshalb stieg ich auf eine noch höhere Box, ließ die Lautstärke hochfahren und brüllte sie an. Drei, vier Leute drehten sich um, und der erste Set begann. Ich weiß nicht mehr, wie sie hießen –, sie waren sehr gut, und so laut, daß sie die Schreie des Babys komplett übertönten. Alle anderen im Raum schienen nicht betroffen, waren von einem Lärmschutzwall des Dünkels umgeben. Dem einen oder anderen mag die Musik gefallen haben, er hatte aber Angst, das zu zeigen, weil es uncool gewirkt hätte.
    Der nächste act waren zwei Go-go-Tänzerinnen oben ohne. Sie wurden von allen als uncool angesehen. Das ärgerte mich. Als die nächste Gruppe spielte, hörte ich zufällig, wie die beiden Mädchen hinter der Bühne miteinander redeten.
    »Es war mir so peinlich.«
    »Mir auch. Waren die nicht gräßlich?«
    »Das war gar nicht so schlimm. Der Schulrektor meines Sohnes war da draußen, und wir müssen nochmal raus –, so. Er hat mich bestimmt erkannt.«
    »Da war er sicher der Einzige. Und wenn er dich einmal gesehen hat, was ist so schlimm an zweimal? Wir haben wochenlang an diesem act gearbeitet, und die eingebildete Bande da draußen hat nicht mal hingekuckt. Wir hätten genausogut was anhaben können.«
    Ich war entzückt, zwei menschliche Wesen an diesem Ort anzutreffen, und fand, daß sie eine bessere Chance verdient hätten. Fünfzehn Minuten später, vor ihrem nächsten Auftritt, gelang es mir, mit viel Gerufe und ganz wenig Geschubse, ein bißchen Platz für ihren Auftritt zu schaffen. Alles war bereit, und ich wollte den Mädels gerade ein Zeichen geben, sie könnten, jetzt, da ihnen immerhin ein paar Zuschauer sicher waren, rauskommen. Nun trat eine große, dicke, schwarze Dame in Erscheinung, 73 ihr Riesentrichter von einem Kleid in senkrechten Säulen schwarz und weiß von Straußenfedern unterteilt, der gewölbte Kragen, aus dem gleichen Rupfgut hergestellt, mehrere Fuß über ihrem Kopf ausgefächert. Ich hatte sie schon vorher gesehen, als sie an einer auffälligen Stelle des Raumes stand und so auffällig aussah, wie ich nur je etwas Auffälliges gesehen habe, was ignoriert wird. Jetzt machte sie ihren letzten Versuch, bemerkt zu werden; sie drängelte sich durch den künstlichen Cordon, den ich geschaffen hatte, und glitt flußpferdgleich über den leergeräumten Boden zum Musikpodium, wo sie beim besten Willen nichts zu suchen hatte. Ich bat sie,

Weitere Kostenlose Bücher