Autofab
dachte an Ellen Ackers. »Du auch«, keuchte er und hustete. Er saß auf der Bank, abwechselnd keuchend und hustend, und dachte an all die Leute, die ihn verraten hatten. Es waren Hunderte.
David Lantanos Wohnzimmer war exquisit und geschmackvoll eingerichtet. An den Wänden hingen schmiedeeiserne Regale mit unbezahlbarem Blue-Willow-Geschirr aus dem späten neunzehnten Jahrhundert. David Lantano saß an seinem antiken gelben Plastiktisch mit Chromgestell und aß zu Abend, und die reichhaltige Auswahl an Speisen versetzte Beam in noch größeres Erstaunen als das Haus.
Lantano war guter Laune und aß voller Hingabe. Er hatte sich seine Leinenserviette unters Kinn gesteckt, und einmal, als er an seinem Kaffee nippte, bekleckerte er sich und rülpste.
Die kurze Zeit seiner Gefangenschaft war vorbei; er aß, um nachzuholen, worauf er während seiner Qualen hatte verzichten müssen.
Er hatte, zunächst über seine eigenen Kontakte und nun auch von Beam, erfahren, daß Paul Tirol per Verbannung erfolgreich über den Umkehrgrenzpunkt hinausbefördert worden war. Tirol würde nicht zurückkommen, und darüber war Lantano heilfroh. Er war Beam gegenüber aufgeschlossen; er wünschte, Beam hätte auch etwas gegessen.
»Schön hier«, meinte Beam mürrisch.
»So was könnten Sie auch haben«, sagte Lantano.
An der Wand hing ein uraltes, gerahmtes Folioblatt, das von einer mit Helium gefüllten Glasscheibe geschützt wurde. Es war der Erstdruck eines Gedichts von Ogden Nash, ein Sammlerstück, das eigentlich in ein Museum gehörte. Es rief ein seltsames Gefühl in Beam wach, eine Mischung aus Verlangen und Abscheu.
»Ja«, sagte Beam, »das könnte ich auch haben.« Das, dachte er, oder Ellen Ackers oder den Posten im Innenministerium, oder vielleicht sogar alle drei auf einmal. Edward Ackers war in den Ruhestand versetzt worden und hatte in die Scheidung eingewilligt. Lantano war außer Gefahr. Tirol war verbannt. Er überlegte, was er eigentlich wollte.
»Sie können es noch weit bringen«, meinte Lantano schläfrig.
»So weit wie Paul Tirol?« Lantano kicherte und gähnte.
»Ich frage mich, ob er wohl Familie hinterlassen hat«, sagte Beam. »Kinder.« Er dachte an Heimie.
Lantano griff quer über den Tisch nach der Schüssel mit Obst. Er entschied sich für einen Pfirsich und rieb ihn sorgfältig am Ärmel seines Morgenmantels. »Probieren Sie einen Pfirsich«, sagte er.
»Nein, danke«, erwiderte Beam gereizt.
Lantano betrachtete den Pfirsich aufmerksam, aß ihn jedoch nicht. Der Pfirsich war aus Wachs; das Obst in der Schale
war künstlich. In Wirklichkeit war er gar nicht so reich, wie er immer tat, und vieles im Wohnzimmer war gefälscht. Jedesmal, wenn er einem Besucher Obst anbot, ging er ein kalkuliertes Risiko ein. Er legte den Pfirsich wieder in die Schale, lehnte sich in seinen Sessel zurück und nippte an seinem Kaffee.
Auch wenn Beam keine Pläne hatte, er hatte welche, und jetzt, wo Tirol ihm nicht mehr dazwischenfunken konnte, waren die Chancen, daß alles klappte, sogar noch gestiegen. Er verspürte einen gewissen inneren Frieden. Eines Tages, dachte er, und das würde nicht mehr allzu lange dauern, würde echtes Obst in der Schale liegen.
Entdecker sind wir
»Menschenskind«, keuchte Parkhurst, dessen rotes Gesicht vor Aufregung prickelte. »Kommt rüber, Jungs, schaut euch das an!«
Sie drängten sich um den Sichtschirm.
»Da ist sie«, sagte Barton. Sein Herz schlug eigenartig. »Toll sieht sie aus.«
»Und wie toll«, stimmte Leon zu. Er zitterte. »He, ich kann New York ausmachen.«
»Den Teufel kannst du.«
»Und ob. Das Graue dort. Am Wasser.«
»Das sind nicht mal die USA. Wir sehen verkehrt rum drauf. Das ist Siam.«
Das Schiff sauste durch das All, seine Meteoritenschilde kreischten. Unter ihm nahm der blaugrüne Globus an Umfang zu. Wolken zogen über ihn hin, verbargen Erdteile und Ozeane.
»Ich hätte nie gedacht, daß ich die noch mal wiedersehe«, sagte Merriweather. »Ich war mir todsicher, wir sitzen da oben fest.« Sein Gesicht verzerrte sich. »Mars. Diese verdammte rote Wüste. Sonne und Fliegen und Ruinen.«
»Barton weiß eben, wie man Triebwerke repariert«, sagte Captain Stone. »Bedank dich mal bei ihm.«
»Wißt ihr, was ich als erstes mache, wenn ich wieder da bin?« brüllte Parkhurst.
»Was?«
»Nach Coney Island gehen.« »Warum?«
»Leute. Ich will wieder mal Leute sehen. Massenhaft Leute. Dumme, verschwitzte, lärmende Leute. Eiskrem und Wasser.
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