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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Stunden waren vergangen, und er war noch keinen Schritt weitergekommen. Fest packte er die Rückwand und zog mit aller Kraft daran. Sie wollte einfach nicht abgehen. Sie klemmte nicht: Es gab keine Nähte. Die Rückwand war gar keine Rückwand; sie sah lediglich aus wie eine Rückwand.
    »Was ist es denn dann?« fragte er.
    »Da gibt’s jede Menge Möglichkeiten«, meinte der Techniker zurückhaltend; er war aus dem Bett geholt worden, und inzwischen war es halb drei Uhr morgens. »Könnte so ‘ne Art Überwachungsgerät sein. Eine Bombe. Eine Waffe. Alles mögliche.«
    Mühselig tastete Beam die ganze Einheit ab, suchte nach einem Riß in der Oberfläche. »Es ist ganz glatt«, murmelte er. »Aus einem Guß.«
    »Und ob. Die Spalten sind getürkt – irgendeine gegossene Substanz. Und«, setzte der Techniker hinzu, »es ist hart. Ich hab mal versucht, eine repräsentative Probe abzukratzen, aber – « Er gestikulierte. »Ohne Ergebnis.«
    »Geht garantiert nicht kaputt, wenn’s runterfällt«, meinte Beam abwesend. »Ein neuer, besonders robuster Kunststoff.«
    Er schüttelte die Einheit energisch; das gedämpfte Geräusch von sich bewegenden Metallteilen drang an sein Ohr. »Da steckt einiges drin.«
    »Wir werden’s schon aufkriegen«, versprach der Techniker. »Aber nicht heute nacht.«
    Beam stellte die Einheit wieder auf den Tisch. Wenn er Pech hatte, konnte er sich tagelang mit dem Ding herumquälen –, um schließlich festzustellen, daß es mit dem Mord an Heimie Rosenburg nichts zu tun hatte. Andererseits…
    »Bohren Sie mir ein Loch rein«, wies er seinen Techniker an. »Damit wir einen Blick reinwerfen können.«
    Der widersprach: »Ich hab gebohrt, der Bohrer ist abgebrochen. Ich hab einen härteren bestellt. Die Substanz hier ist importiert; irgend jemand hat sie sich in einem weißen Zwergsystem abgegriffen. Sie ist unter enormem Druck fabriziert worden.«
    »Sie weichen aus«, meinte Beam verärgert. »Sie reden schon genau wie diese Reklamefritzen.«
    Der Techniker zuckte die Achseln. »Es ist jedenfalls besonders hart. Entweder ein natürlich entstandenes Element oder ein künstlich hergestelltes Produkt aus irgendwelchen Labors. Wer hat die Mittel, so ein Metall zu entwickeln?«
    »Einer der großen Sklavenhändler«, sagte Beam. »Da fließt das ganze Geld hin. Und die jetten dauernd von einem System zum anderen… die hätten auch Zugang zu Rohstoffen. Zu Spezialerzen.«
    »Kann ich dann nach Hause gehen?« fragte der Techniker. »Was ist denn so wichtig an dem Ding?«
    »Dieses Gerät hat den Mord an Heimie Rosenburg begangen oder war zumindest daran beteiligt. Wir bleiben hier sitzen, bis wir’s aufhaben.« Beam setzte sich und vertiefte sich in den Kontrollbogen, aus dem zu ersehen war, welche Tests bereits vorgenommen worden waren. »Früher oder später springt das Ding auf wie eine Muschel – falls Sie sich daran noch erinnern können.«
    Hinter ihnen ertönte eine Warnglocke.
    »Da ist jemand im Vorzimmer«, sagte Beam erstaunt und vorsichtig. »Um halb drei?« Er stand auf und ging über den dunklen Flur zur Vorderseite des Gebäudes. Wahrscheinlich war es Ackers. Schuldbewußt meldete sich sein Gewissen: Jemand hatte registriert, daß die TV-Einheit fehlte.
    Aber es war nicht Ackers.
    Bescheiden saß Paul Tirol in dem kalten, einsamen Vorzimmer und wartete; bei ihm war eine attraktive junge Frau, die Beam nicht kannte. Ein Lächeln machte sich auf Tirols runzligem Gesicht breit, und er streckte herzlich die Hand aus. »Beam«, sagte er. Sie schüttelten sich die Hand. »Ihre Vordertür meinte, Sie wären hier unten. Noch immer bei der Arbeit?«
    Beam fragte sich, wer die Frau war und was Tirol wollte. »Ein paar Schlampereien wieder ausbügeln«, meinte er vorsichtig. »Die ganze Firma geht pleite.«
    Tirol lachte milde. »Immer einen Scherz auf den Lippen.« Seine tiefliegenden Augen schnellten hin und her; Tirol war von kräftiger Statur, älter als die meisten Menschen, und hatte ein finsteres, von tiefen Falten zerfurchtes Gesicht. »Ist denn noch Platz für ein paar Aufträge? Ich dachte, ich könnte Ihnen ein bißchen Arbeit zukommen lassen… falls Sie frei sind.«
    »Ich bin immer frei«, gab Beam zurück und verstellte Tirol die Sicht auf das eigentliche Labor. Die Tür war ohnehin von selbst ins Schloß geglitten. Tirol war Heimies Boss gewesen… er dachte mit Sicherheit, er habe ein Anrecht auf alle vorliegenden Informationen über den Mord. Wer war es? Wann? Wie?

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