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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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vernünftige Mensch schlief um diese Zeit: Nur er und Garth waren noch immer auf ihrem mickrigen Posten und taten ihre überaus wichtige Pflicht.
    Was hatte Garth wohl mit »schöne Frau« gemeint?
    »Mr. Ackers«, sagte der Programmierer, »gerade wird eine zehnte Spezifikation über Funk durchgegeben.«
    Erwartungsvoll blickte Ackers hinauf zum Datenspeicher. Er konnte natürlich nichts sehen; der eigentliche Mechanismus befand sich in den Untergeschossen des Gebäudes, hier waren nur die Eingaberezeptoren und Auswurfschlitze. Doch allein der Anblick der Maschinen hatte etwas Tröstliches. In diesem Moment nahm der Speicher das zehnte Indiz entgegen. In einem Augenblick würde Ackers erfahren, wie viele Bürger unter die zehnte Kategorie fielen … er würde erfahren, ob er bereits eine Gruppe hatte, die so klein war, daß man einen nach dem anderen aussondern konnte.
    »Da ist er«, sagte der Programmierer und schob ihm den Bericht herüber.
    Typ des Fluchtfahrzeugs (Farbe) 7
    »Mein Gott«, sagte Ackers beruhigt. »Das genügt. Sieben Personen – jetzt können wir uns an die Arbeit machen.«
    »Soll ich die sieben Karten ausspucken lassen?«
    »Spucken Sie«, sagte Ackers.
    Einen Augenblick später deponierte der Auswurfschlitz sieben hübsche, weiße Karten in der Ausgabe. Der Programmierer reichte sie an Ackers weiter, und der blätterte sie rasch durch. Als nächstes waren persönliches Motiv und Entfernung zum Tatort an der Reihe: beides Punkte, die nur mit Hilfe der Verdächtigen geklärt werden konnten.
    Von den sieben Namen sagten ihm sechs überhaupt nichts. Zwei lebten auf der Venus, einer im Centaur-System, einer war
    irgendwo im Sirius, einer lag im Krankenhaus, und einer lebte in der Sowjetunion. Der siebte jedoch wohnte nur ein paar Meilen entfernt, am Stadtrand von New York.
    LANTANO, DAVID
    Damit war die Sache gelaufen. In Ackers’ Kopf schnappte die gestalt glasklar ein, verfestigte sich das Bild zu Realität. Er hatte fast damit gerechnet, ja darum gebetet, daß Lantanos Karte dabei wäre.
    »Hier haben Sie Ihre Festnahme«, sagte er mit zitternder Stimme zu den Cops, die in ihr Spiel vertieft waren. »Am besten trommeln Sie so viele Leute wie möglich zusammen, das wird nicht ganz einfach.« Vielsagend setzte er hinzu: »Ich komme vielleicht besser mit.«
    Beam kam in dem Moment im Vorzimmer seines Labors an, als Paul Tirols gebeugte Gestalt durch die Tür hinaus auf den dunklen Bürgersteig verschwand. Die junge Frau war vor ihm nach draußen getrottet, in einen geparkten Wagen gestiegen und hatte den Motor angelassen; als Tirol erschien, ließ sie ihn einsteigen und fuhr sofort los.
    Kraftlos und keuchend stand Beam auf dem verlassenen Pflaster und gewann langsam die Fassung zurück. Die Pseudo-TV-Einheit war weg; jetzt hatte er nichts mehr in der Hand. Ziellos begann er die Straße hinunterzulaufen. Seine Absätze hallten laut in der eisigen Dunkelheit. Keine Spur von ihnen; keine Spur von gar nichts.
    »Gottverdammich«, sagte er mit beinahe religiöser Ehrfurcht. Die Einheit – ein offenbar höchst komplexes Robotgerät – gehörte eindeutig Paul Tirol; kaum hatte sie seine Gegenwart gewittert, war sie freudig zu ihm gerannt. Um… Schutz zu suchen?
    Sie hatte Heimie umgebracht; und sie gehörte Tirol. Also hatte Tirol nach einer neuartigen, indirekten Methode seinen Angestellten ermordet, seinen Fifth-Avenue-Strohmann. So
    ein hochentwickelter Roboter kostete, grob geschätzt, um die hunderttausend Dollar.
    Ein Haufen Geld, wenn man bedachte, daß Mord das simpelste aller Verbrechen war. Wieso hatte er nicht einfach einen streunenden Schläger mit Brecheisen angeheuert?
    Langsam ging Beam zu seinem Labor zurück. Dann, urplötzlich, überlegte er es sich anders und machte kehrt, Richtung Geschäftsviertel. Als ein leeres Taxi vorbeikam, winkte er es herbei und kletterte hinein.
    »Wo soll’s denn hingehen, Sportsfreund?« fragte der Fahrdienstleiter über Taxifunk. Alle Stadttaxis wurden von einer einzigen Zentrale aus ferngesteuert.
    Er nannte ihm den Namen einer bestimmten Bar. Er lehnte sich zurück und dachte nach. Jeder konnte einen Mord begehen; eine teure, komplizierte Maschine war dazu nicht nötig.
    Die Maschine war zu einem anderen Zweck gebaut worden. Der Mord an Heimie Rosenburg war purer Zufall.
    Ein riesiges Herrenhaus aus Stein zeichnete sich drohend gegen den Nachthimmel ab. Ackers nahm es aus einiger Entfernung in Augenschein. Es brannte kein Licht; alles war fest

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