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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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er sich die Zeit vertrieb, war knifflig und verworren, eine Abwandlung der auf Centaur III üblichen Variante. »Wir können ihm ja die Händlerlizenz entziehen.«
    Ackers hatte eine Anklageschrift gegen Garth ausgebrütet, eine Art laienhafte Analyse der geistigen Verirrungen des Mannes, die er immer dann weitersponn, wenn es nichts anderes zu tun gab. Das psychoanalytische Spielchen machte ihm Spaß; es gab ihm ein Gefühl der Macht.
    Garth, Harvey
    Auffallendes Zwangssyndrom. Hat Rolle eines ideologischen Anarchisten übernommen, der sich gegen Rechts- und Gesellschaftssystem zur Wehr setzt. Keine rationale Ausdrucksweise, lediglich Wiederholung von Schlagworten und Phrasen. Fixe Idee lautet: Weg mit dem Verbannungssystem. Leben vollkommen von der Sache beherrscht. Sturer Fanatiker, wahrscheinlich manischen Typs, da…
    Ackers ließ den Satz sausen, da er nicht genau wußte, wie die Struktur des manischen Typs aussah. Trotzdem war die Analyse exzellent, und eines Tages würde sie in einem Schlitz der Behörde liegen und ihm nicht mehr nur durch den Kopf geistern. Und wenn es erst einmal soweit war, hatte die ärgerliche Stimme endgültig ihr letztes Wort gesprochen.
    »Riesenaufruhr«, leierte Garth. »Verbannungssystem in gewaltigem Umbruch begriffen… die Stunde der Krise ist gekommen.«
    »Wieso Krise?« fragte Ackers laut.
    Garth unten auf dem Pflaster reagierte sofort. »All eure Maschinen laufen heiß. Es herrscht große Aufregung. Ein Kopf wird noch vor Sonnenaufgang rollen.« Seine Stimme verlor sich in müdem Gebrabbel. »Intrige und Mord. Leichen… die Polizei setzt alle Hebel in Bewegung, und eine schöne Frau liegt auf der Lauer.«
    Ackers fügte seiner Analyse einen erläuternden Abschnitt hinzu.
    … Garths Fähigkeiten nachteilig beeinflußt werden durch sein zwanghaftes Sendungsbewu&tsem. Er hat ein geniales Kommunikationsgerät konstruiert, sieht jedoch lediglich dessen propagandistische Möglichkeiten. Wo Garths Stimm-Ohr-Mechanismus doch zum Wohle der gesamten Menschheit eingesetzt werden könnte.
    Das gefiel ihm. Ackers stand auf und schlenderte zum Programmierer hinüber, der den Speicher bediente. »Wie läuft’s?« fragte er.
    »So sieht’s im Augenblick aus«, sagte der Programmierer. Eine Reihe grauer Bartstoppeln verunstaltete sein Kinn, und er hatte Triefaugen. »Wir schränken den Kreis langsam immer weiter ein.«
    Als er seinen Platz wieder einnahm, wünschte Ackers sich zurück in die gute alte Zeit des allmächtigen Fingerabdrucks. Doch ein Abdruck war ihnen schon seit Monaten nicht mehr untergekommen, es gab tausend Techniken zur Entfernung oder Veränderung von Abdrücken. Es gab keine Spezifikation, die für sich genommen in der Lage war, eine genaue Beschreibung des Individuums zu liefern. Es wurde ein
    Kompositum benötigt, eine gestalt der zusammengetragenen Daten.

    1) Blutprobe (Gruppe o) 6 139 481 601
    2) Schuhgröße (46/47) I 268 303 431
    3) Raucher 791 992 386
    3a) Raucher (Pfeife) 52 774 853
    4) Geschlecht (männlich) 26 449 094
    5) Alter (30-40 Jahre) 9 221 397
    6) Gewicht (90 Kilo) 488 290
    7) Gewebefaser 17 459
    8) Haarfarbe 866
    9) Besitz der Tatwaffe 40

    Aus den Daten ergab sich ein lebhaftes Bild. Ackers hatte ihn klar vor Augen. Der Mann stand praktisch da, vor seinem Schreibtisch. Ein relativ junger Mann, ein wenig untersetzt, ein Mann, der Pfeife rauchte und einen extrem teuren Tweedanzug trug. Ein Individuum, entstanden aus neun Spezifikationen; eine zehnte war nicht aufgeführt, weil auf Spezifikationsebene keine weiteren Daten hatten ermittelt werden können.
    Laut Bericht war die Wohnung gründlich durchsucht worden. Die Ermittlungsmaschinen machten jetzt draußen weiter.
    »Eine noch, das müßte eigentlich reichen«, sagte er und gab dem Programmierer den Bericht zurück. Er fragte sich, ob die Spezifikation noch kommen und wie lange das wohl dauern würde.
    Um Zeit totzuschlagen, rief er seine Frau an, aber statt Ellen bekam er das automatische Anrufbeantwortungssystem an die Strippe. »Ja, Sir«, meinte es zu ihm. »Mrs. Ackers ist bereits schlafen gegangen. Sie können jedoch eine dreißigsekündige Nachricht hinterlassen, die morgen früh transkribiert und an sie weitergeleitet wird. Vielen Dank.«
    Vergeblich schnauzte Ackers den Mechanismus an und
    legte dann auf. Er fragte sich, ob Ellen auch wirklich im Bett lag; vielleicht hatte sie sich, wie schon so oft, einfach davongeschlichen. Aber es war schließlich fast drei Uhr morgens. Jeder

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