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wie möglich, ließ es einmal läuten und legte sofort wieder auf. Dann wandte er sich Pater Dusseault zu. Er mußte die zwei Stunden, die ihm zur Verfügung standen, so gut wie möglich nutzen. Schnell entfernte er die Elektroden von Brust und Armen des Paters, knöpfte dessen Hemd zu, ließ aber die Kanüle für die intravenöse Versorgung mit Sodiumamytal in seinem Arm stecken. Er richtete ihn vom Bett auf, klemmte sich die Flasche mit der Sodiumamytallösung unter den Arm und führte den halb bewußtlosen Pater zur Tür. Nachdem er das Schloß hatte aufschnappen lassen, wurde die Tür von außen geöffnet. Auf dem Flur wartete Drew, der auf das Läuten des Telefons hin Saul zu Hilfe geeilt war. Wortlos half ihm Drew, den Pater auf den Flur zu führen. Dann schloß er die Tür.
Es war von äußerster Wichtigkeit, daß sie kein Wort sprachen. Gallagher hatte zwar das Hotelzimmer, in dem der Pater gelegen hatte, auf Sauls Wunsch hin verlassen, aber Saul war sich sicher, daß der Raum abgehört wurde. Gallagher hatte bestimmt Vorkehrungen getroffen, um die Aussagen Pater Dusseaults auf Band festhalten und anschließend in aller Ruhe auswerten zu können. Im übrigen ging Saul davon aus, daß allein diese Abhörvorkehrungen Gallagher das Risiko hatten eingehen lassen, ihn mit dem Pater allein zurückzulassen. Welchen Unterschied hätte es für Gallagher schließlich gemacht, ob er bei dem Verhör zugegen war, solange er nur eine Tonbandaufzeichnung davon bekam. Wenn das Verhör allerdings in diesem Hotelzimmer stattgefunden hätte, wären auf dem Tonband auch Drews und Arlenes Stimmen zu hören gewesen, was nur zur Folge gehabt hätte, daß Gallgher sich als nächstes die beiden vorgenommen hätte.
Der Weg über den Flur erschien Saul endlos lang. Es war nicht auszuschließen, daß ein Hotelgast oder ein Zimmermädchen auftauchte, doch gab es keine Möglichkeit, dieses Risiko zu umgehen. Saul hörte das Geräusch des nach oben fahrenden Lifts. Er hielt auf ihrem Stockwerk. Die Tür ging auf. Im selben Moment hörte er hinter sich das leise Klicken eines Türschlosses. Arlene hatte ihnen die Tür geöffnet, und sie konnten sich mit dem Pater in ihrer Mitte gerade noch in ihr Zimmer drängen, als der Fahrgast des Lifts auf den Flur hinaustrat.
Inzwischen hatte Arlene jedoch die Tür bereits wieder hinter ihnen geschlossen und von innen verriegelt. Saul und Drew legten Pater Dusseault vorsichtig aufs Bett und schoben ihm ein Kissen unter den Kopf.
»Gallagher hat mir nur zwei Stunden Zeit gelassen.«
»Das ist nicht genug«, schüttelte Drew den Kopf.
»Es muß genügen.«
»Was ist«, fragte Arlene, »wenn Gallagher die Mikrophone, die Ihrer Meinung nach in dem anderen Zimmer versteckt sind, von einem speziellen Observierungsteam abhören läßt? Wenn sie nichts als Schweigen zu hören bekommen, werden sie doch schnellstens merken, daß Sie den Pater gar nicht verhören. Sie werden Gallagher unverzüglich warnen, daß irgend etwas nicht stimmt.«
»Ich glaube nicht«, entgegnete Saul, »daß Gallagher die Mikrophone abhören läßt. Als er nämlich erfuhr, daß ich einen Geistlichen aus dem Vatikan entführt habe, bekam er es sofort mit der Angst zu tun, seine Zusammenarbeit mit mir könnte herauskommen. Schließlich kann es ihn ohne weiteres seine Stellung kosten, wenn irgend etwas schiefgeht. Zudem hatte er schon Angst, der Arzt und seine zwei Helfer könnten zuviel erfahren. Er hat sie frühstücken geschickt, bevor er mich zu sich kommen ließ. Daraus schließe ich auch, daß er die versteckten Mikrophone von niemandem abhören läßt. Die Tonbandaufnahme, die er von dem Verhör zu bekommen hofft, sollte ausschließlich für seine Ohren bestimmt sein.«
»Dann können wir zumindest auf diese zwei Stunden fest zählen.«
»Also an die Arbeit«, drängte Saul, »bevor wir noch mehr kostbare Zeit vergeuden.«
Drew hielt die Flasche mit Sodiumamytal hoch, während Arlene den Schlauch wieder an der Kanüle in Dusseaults Arm befestigte. Saul beugte sich über den Pater.
»Wir sind Ihre Freunde. Sie haben nichts zu befürchten. Sie können vollkommen unbesorgt sein. Entspannen Sie sich.«
»Entspannen...«, Pater Dusseault sprach leise und heiser, als hätte er eine trockene Kehle.
»Sie können vollkommen unbesorgt sein. Erzählen Sie uns alles, wonach wir Sie fragen. Verschweigen Sie uns nichts. Sie können uns vertrauen.«
»Vertrauen... «
Saul überlegte kurz, was er Dusseault als erstes fragen sollte.
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