Autor
Augenlider begannen zu zucken.
Eiszapfen trat an die Kommode und zog eine zweite Spritze mit dem kurz zuvor angesetzten Sodiumamytal auf. Das Wahrheitserum wirkte sofort, nachdem er ihr eine zweite Injektion gegeben hatte. Ihr Körper entspannte sich merklich.
»Wohin haben Sie sich als erstes gewandt, nachdem Sie und Ihr Mann Israel verlassen hatten?«
»Wien.«
»Wo Ihr Vater verschwunden ist. Natürlich. Und wohin weiter?«
»Schweiz.«
Die Antwort überraschte ihn. »Was?«
»In den Bergen südlich von Zürich.«
Eiszapfen zögerte. »Was wollten Sie dort?«
»Einen Freund meines Vaters suchen... «
»Haben Sie ihn gefunden?«
»Nein... verschwunden.«
Zum zweitenmal eine unerwartete Antwort.
»Ein Tagebuch... «
»Das verstehe ich nicht.«
»Ein Tagebuch gefunden... «
»Was stand darin?«
»Konzentrationslager... «
Das kann doch nicht wahr sein, durchzuckte es Eiszapfen.
»Der Freund Ihres Vaters hat über seinen Aufenthalt im KZ Tagebuch geführt?«
»Ja.«
»War auch Ihr Vater im KZ?«
»Ja.«
Eiszapfen wurde von dem unheimlichen Gefühl befallen, daß sich langsam ein Zusammenhang herauszukristallisieren begann.
Doch plötzlich wechselte die Frau das Thema. »Drei Männer haben versucht, uns zu töten.«
Eiszapfen ließ ihren Assoziationen freien Lauf. »Ja, das haben Sie bereits erwähnt. Wo war das?« »In den Alpen.«
»Wer waren diese Männer?«
»Wahrscheinlich Geistliche...«
Sie faselte wirres Zeug. Hatte er ihr eine zu starke Dosis injiziert?
Aufgewühlt durch die halbbewußten Erinnerungen, begann die Frau heftig zu zittern.
»Geistliche?« hakte Eiszapfen nach. »Weshalb sollten Geistliche versucht haben, Sie zu töten?«
Sie zitterte immer heftiger. »Pater Dusseault.«
Eiszapfens Puls ging zunehmend rascher. Nun waren sie wieder bei der Frage angelangt, mit der sie begonnen hatten.
»Was ist mit Pater Dusseault? Weshalb sind Sie ihm gefolgt? Steht er in Zusammenhang mit den Geistlichen, die Sie zu töten versucht haben?«
»Bezahlt durch das Büro des Kardinals.«
»Kardinal Pavelics Büro? Der verschwunden ist? Wissen Sie, wo der Kardinal ist?«
»Nein.«
»Suchen Sie nach ihm?«
»Nein.«
Eiszapfens Erregung machte heftiger Enttäuschung Platz. Die Frau hatte ihn im Kreis herumgeführt.
23
Eiszapfen gab jedoch nicht auf. Er ging näher auf die bisherigen Angaben der Frau ein und konnte ihr auf diese Weise weitere Einzelheiten entlocken. Dabei geriet sie wie zuvor jedesmal in heftige Erregung, wenn die Sprache auf ihren vermißten Vater und auf die drei Geistlichen kam, die sie und ihren Mann zu töten versucht hatten. Schließlich ließ Eiszapfen von ihr ab und ging im Zimmer hin und her. Er hatte ihr jede nur erdenkliche Frage gestellt, ohne etwas Brauchbares zu erfahren. Tatsächlich war es ihm nicht gelungen, ihr jene Informationen zu entlocken, die er so dringend brauchte. Vielleicht lag dies einfach daran, daß er gar nicht wußte, wonach er fragen sollte.
Seth schien immer noch vor allem an der Nacktheit der Frau interessiert zu sein.
»Was halten Sie von den Ringen, von denen sie erzählt hat?« fragte ihn Eiszapfen.
»Diese Killermönche?« Seth riß seinen Blick los. »Ich bin nun schon zwanzig Jahre in diesem Geschäft, aber von einer solchen Organisation habe ich noch nie etwas gehört.«
»Ich auch nicht. Das heißt aber nicht, daß es sie nicht gibt. Möglicherweise legt diese Organisation Wert auf größte Geheimhaltung. Und was hat es wohl mit dem Verschwinden ihres Vaters auf sich? Könnte es etwas mit dem Verschwinden unserer Väter zu tun haben? Oder dem des Kardinals?«
»Der gemeinsame Nenner dürfte im Augenblick bei Pater Dusseault zu suchen sein«, meinte Seth. »Jedenfalls scheint er sowohl bei unseren Nachforschungen wie bei denen dieser Frau eine gewisse Rolle zu spielen.«
»Dabei dürfen wir auch das andere Paar nicht außer acht lassen - den Mann und die Frau, die wir, als Geistlicher und Nonne verkleidet, im Park gesehen haben. Aus welchem Grund könnten sie sich für Pater Dusseault interessiert haben? Und weshalb haben sie sich - ebenfalls wie wir - auch für Medici interessiert? Ich bin inzwischen sicher, daß zwischen all dem ein Zusammenhang bestehen muß. Und die Antwort darauf hätten wir von Pater Dusseault erfahren können. Allerdings haben wir ihn uns durch die Lappen gehen lassen.«
»Das wird sich erst noch zeigen«, entgegnete Seth.
»Wieso?« Eiszapfen runzelte die Stirn. »Was haben Sie im
Weitere Kostenlose Bücher