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zuckte Eiszapfens kantiges Gesicht zu ihnen herum. Sein schockierter Ausdruck plötzlichen Erkennens verzerrte sich zu einer grausigen Grimasse des Schmerzes, als Seth ihm einen Magenschwinger versetzte. Und dann riß Eiszapfen einen Gegenstand vom Vordersitz und sprang aus dem Wagen. Gleichzeitig hob Seth etwas vom Boden auf, warf einen kurzen Blick auf Drew und Arlene, die fast den Citroen erreicht hatten, riß eine Pistole hoch und feuerte.
Das Rückfenster des Citroen zersplitterte. Passanten schrien auf. Drew und Arlene warfen sich zu Boden. Um den Taxifahrer nicht unnötig zu beunruhigen, hatte Drew seine Pistole bis dahin steckenlassen. Doch nun zog er sie und wollte eben das Feuer erwidern, als es ihm im selben Moment durch den Kopf schoß: Ich muß den Fernauslöser an mich bringen. Zugleich wurde ihm klar, worum es sich bei dem Gegenstand handelte, den Eiszapfen vom Vordersitz gerissen hatte, bevor er die Flucht ergriff. Er konnte das kleine Gerät in Eiszapfens rechter Hand ganz deutlich erkennen, als dieser sich durch die auseinanderstiebende Menge entfernte. Zugleich fiel ihm das Blut an Eiszapfens linkem Arm auf.
Flach auf der Straße liegend, wandte Drew seine Aufmerksamkeit wieder dem Citroen zu und zielte auf dessen zersplittertes Rückfenster. Er hätte sofort abgedrückt, wenn Seth sich gezeigt hätte. Doch Seth ließ sich auf der Drew abgewandten Seite aus dem Wagen rollen, sprang auf und rannte ebenfalls durch die Menge davon. Machtlos mußte Drew ihm hinterhersehen, da er nicht riskieren konnte, das Feuer zu eröffnen, ohne einen der Umstehenden zu verletzen.
Seth erweckte jedoch nicht so sehr den Eindruck, als ergriffe er die Flucht, vielmehr schien er die Verfolgung Eiszapfens aufzunehmen. Der blonde Mann rannte die Via Labicana hinunter und verschwand um eine Ecke. Mit gezogener Pistole lief ihm Seth hinterher.
Drew fragte sich verwundert, weshalb die beiden Killer mit einemmal erbitterte Feinde geworden waren.
Er warf einen kurzen Blick in den Citroen. Der Pater lag leblos auf dem Rücksitz. »Bring ihn zurück ins Hotel!« forderte Drew Arlene auf. »Und sieh zu, daß niemand dir folgt.«
»Aber was ist mit...?«
Drew war bereits losgerannt und rief über seine Schulter zurück: »Die beiden kaufe ich mir.«
Dieses Schwein kommt mir tatsächlich nach, schoß es Eiszapfen durch den Kopf. Anstatt seine eigene Haut zu retten, will er mich umbringen!
Eiszapfen war sich gar nicht bewußt geworden, daß er die Fernsteuerung an sich genommen hatte, als er aus dem Citroen gesprungen war. Dabei hatte es sich um eine reine Reflexbewegung gehandelt. Erst als er nach der Pistole griff, die auf seinem Rücken in seinem Hosenbund stak, merkte er, daß er etwas in seiner rechten Hand hielt. Den Fernauslöser. Er nahm ihn in seine blutverschmierte Linke, zog seine Pistole und rannte nach rechts in eine Seitenstraße der Via Labicana.
Er erwartete zwar, daß Seth auf ihn schoß, aber sicher würde er ihn nicht zu töten versuchen. Erst würde er ihn entwaffnen und ihm den Fernauslöser abnehmen wollen, um dann vor seinen Augen auf den Auslöseknopf zu drücken. Da sie nur wenige hundert Meter vom Kolosseum entfernt waren, würde der Knall der Explosion bis hierher zu hören sein. Und erst dann, wenn er seinen Triumph voll ausgekostet hatte, würde Seth ihn töten und anschließend immer noch genügend Zeit haben, um zu entkommen.
Warum mußte es nur so kommen, dachte Eiszapfen verbittert. Wenn die Frau nicht gewesen wäre, hätten wir uns nicht gestritten. Und Seth hätte mir nicht erzählt, daß er meinen Vater ermordet hat. Wir hätten uns längst in Sicherheit gebracht. Die Frau hat mir doch nichts bedeutet. Weshalb mußte ich sie vor ihm schützen?
Ein zweiter beunruhigender Gedanke zuckte Eiszapfen durch den Kopf. Seth hatte sich so weit von seinem Stolz und seinem Haß leiten lassen, daß er um der Möglichkeit willen, Eiszapfen zu demütigen, die Chance vertan hatte, den Pater zu verhören und von diesem etwas über den Verbleib seines Vaters zu erfahren.
Er war noch wesentlich verrückter, als Eiszapfen vermutet hatte.
Während Eiszapfen die Seitenstraße hinunterstürmte, verspürte er plötzlich einen stechenden Schmerz in seiner rechten Schulter. Gleichzeitig wurde er nach rechts herumgeschleudert, so daß er fast zu Boden gegangen wäre. Er sah Blut, und gleichzeitig kamen die Muskeln seines rechten Arms den Befehlen aus seinem Gehirn nicht mehr nach. Seine Hand öffnete sich gegen
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