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Aufschrift Mithraeum und betrat ein dunkles unterirdisches Gewölbe, das so aussah, als reichte es in die Anfangszeit der Kirche zurück. Tatsächlich war dies hier ein heidnischer Tempel gewesen, der dem Gott Mithras geweiht war. In der Mitte des Raums erhob sich ein Altar mit einer Reliefdarstellung des Gottes, der bei einem rituellen Opferungsakt einem Stier die Kehle durchschnitt. Ein Hund, ein Skorpion und eine Schlange versuchten den Stier zu töten, bevor Mithras sein Opfer vollziehen konnte.
Während Eiszapfen seinen Blick noch durch den Tempel schweifen ließ, wurde ihm bereits bewußt, daß er in der Falle saß. Und als er Seths Schritte die Treppe herunterkommen hörte, lief er kurzentschlossen auf das einzige sich ihm anbietende Versteck zu - den Altar. Sein Blut hinterließ auf dem abgetretenen Steinfußboden kleine Pfützen, als strömte es von dem geopferten Stier auf dem Altar zu Boden. Nachdem Eiszapfen den Fernauslöser in seiner Jackentasche verstaut hatte, zog er mit seiner linken Hand ein Messer aus einer an seinem rechten Unterschenkel befestigten Scheide. Mit angehaltenem Atem wischte er sich zitternd vor Schmerzen, den Schweiß aus dem Gesicht und wartete.
Seth schlich in den unterirdischen Raum. »Mit Blut kann man keine Geheimnisse verbergen. Ich weiß, wo du bist.« Seine Sohlen streiften leise über den uralten Steinboden. Sein Schatten fiel bedrohlich über den Altar.
Eiszapfen blickte zu dem rothaarigen Mann auf, dessen Lippen von seinen Schlägen angeschwollen und blutverkrustet waren. Doch Seths Augen leuchteten mehr denn je.
»Den Fernauslöser.« Seth streckte seine Hand aus.
»Ich habe ihn oben in der Kirche versteckt.«
»Dann werde ich dich leider durchsuchen müssen.« Seth trat näher.
Eiszapfen wich vor ihm zurück.
»Gib schon her«, forderte Seth ihn auf. »Vielleicht lasse ich dich sogar am Leben.«
»Du wirst mich in jedem Fall umbringen. Du willst nur, daß ich vorher noch mitansehen muß, wie du auf den Auslöser drückst.«
»Unsere wenigen gemeinsamen Tage haben offensichtlich die gleiche Wirkung gehabt wie eine lange Ehe. Du kennst mich inzwischen ziemlich gut.« Seth rückte noch näher. »Gib das Ding schon her.«
Eiszapfen wich weiter zurück. »Das wirst du dir schon selbst holen müssen.«
Seth schüttelte den Kopf. »Ich werde dich erst in den Bauch schießen, bevor ich näher komme. Du würdest zwar noch mitbekommen, wie ich auf den Auslöser drücke, aber du hättest nicht mehr die Kraft, mich daran zu hindern.« Seth hob seine Pistole.
In Eiszapfens Kopf überstürzten sich die Gedanken. Verzweifelt suchte er nach einer Möglichkeit, Seth abzulenken. »Hast du eigentlich wirklich gemeint, was du vorhin im Wagen gesagt hast?«
Seth zögerte.
»Hast du tatsächlich meinen Vater umgebracht?« fragte Eiszapfen weiter.
»Weshalb sollte ich lügen, wenn die Wahrheit so außerordentlich befriedigend ist? Selbstverständlich habe ich ihn getötet.«
»Warum?«
»Halloway wollte, daß auch du mitmachst. Ich versicherte ihm zwar, daß ich nicht auf dich angewiesen wäre, aber Halloway bestand darauf. Das Problem war nur, daß dein Vater nicht verschwunden war. Selbstverständlich hätte er als nächster an der Reihe sein können, aber ich konnte es mir nicht leisten, kostbare Zeit zu vergeuden und solange zu warten, bis es so weit war. Also habe ich ihn selbst verschwinden lassen.« Seths blutverkrustete Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. »Ich habe ihn in eurem Laden in Australien zusammen mit dem Verkäufer erschossen, während du dich mit Halloways Unterhändler getroffen hast. Ich habe deinen Vater in ein Stück Plane gewickelt und in den Kofferraum meines Wagens gepackt. Obwohl ich das vor aller Augen am Strand getan habe, hat mir kein Mensch Beachtung geschenkt. Dann bin ich in den Laden zurück und habe ihn in Brand gesteckt. Niemand hat von mir Notiz genommen. Ich hätte genauso gut unsichtbar sein können.«
Keuchend stieß Eiszapfen hervor: »Was hast du mit seiner Leiche gemacht?«
»Ich habe sie in einem Boot aufs Meer hinausgefahren und den Haien zu einer köstlichen Mahlzeit verholfen.«
Eiszapfen würgte.
»Dein Vater mußte auf jeden Fall spurlos verschwinden«, fuhr Seth darauf fort, »um den Anschein zu erwecken, als wäre die Nacht-und-Nebel-Organisation für sein Verschwinden verantwortlich. Schließlich solltest du dich uns anschließen und uns helfen, unsere Väter aufzuspüren.«
»Und weshalb ist Halloways Unterhändler
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