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heraus, die darauf stand. Mit schweißnassen Händen durchtrennte er das Kabel am Fuß der Lampe und entfernte am anderen Ende den Stecker.
»Was haben Sie vor?« wollte Gallagher wissen.
Saul war so in seine Arbeit vertieft, daß er nicht auf Gallaghers Frage antwortete. Nachdem er die Kabelenden von der Ummantelung befreit hatte, kehrte er zu Erika zurück und befestigte ein Kabelende an dem Verbindungsdraht zwischen Gürtel und Sprengstoffbehälter. Das andere Kabelende brachte er an einem zweiten Draht an, der Gürtel und Behälter miteinander verband. Er befürchtete nämlich, daß er einen Stromkreis unterbrechen und damit die Bombe zum Explodieren bringen würde, wenn er den Metallgürtel um Erikas Taille durchtrennte. Doch nun konnte er genau dies bedenkenlos tun, ohne den Stromkreis zu unterbrechen.
Jedenfalls hätte es theoretisch so sein müssen.
»Ich fände es besser«, erklärte Saul, »wenn Sie jetzt alle das Zimmer verließen.«
Ohne ein Wort des Widerspruchs richtete Arlene den Pater vom Bett auf. »Was hielten Sie von einem kleinen Spaziergang ans Ende des Flurs?« wandte sie sich dann an Gallagher.
»Romulus?«
Saul wartete.
»Viel Glück.«
»Danke.«
Gallagher grinste. »Sie sind wirklich eine Type.«
Zehn Sekunden später war Saul mit Erika allein.
Sein Herz krampfte sich vor Besorgnis schmerzhaft zusammen, als er die Zange am Metallgürtel ansetzte und ihn schließlich mit einem entschlossenen Ruck durchtrennte.
In eben dem Moment, in dem er mit dem Knall der Explosion rechnete, klingelte das Telefon. Das schrille Geräusch ließ ihn so heftig zusammenzucken, daß ihm für einen Augenblick schwarz vor den Augen wurde.
»Verfluchte Scheiße!«
Das Telefon klingelte ein zweites Mal.
Nachdem er seine Fassung einigermaßen wiedererlangt hatte machte er sich eilends daran, Erika die Bombe abzunehmen. Vorsichtig legte er Gürtel und Sprengstoffbehälter auf einen Stuhl.
Das Telefon klingelte weiter.
Er riß den Hörer von der Gabel.
»Hier spricht Drew! Versuchen Sie bloß nicht, Ihrer Frau die Bombe abzunehmen! Seth hat Sie belogen! Die Sprengladung wird automatisch gezündet, wenn der Gürtel geöffnet wird!«
Saul sank aufs Bett nieder und lachte lauthals los. »Und das erzählen Sie mir jetzt?«
»Was soll das...?«
Saul konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. Ihm war klar, daß er vollkommen hysterisch reagierte, aber er mußte die Anspannung der letzten Minuten einfach irgendwie loswerden. »Alles klar. Ich habe ihr die Bombe bereits abgenommen.«
»Wie haben Sie denn das geschafft?«
»Ganz einfach.« Saul schüttelte sich noch immer vor Lachen. »Mit Hilfe eines Lampenkabels. Aber das erkläre ich Ihnen später genauer, wenn Sie wieder hier sind. Wie sieht es
bei Ihnen aus? Arlene hat gesagt, Sie hätten Seth und Eiszapfen verfolgt.«
»Ja... Seth ist tot. Eiszapfen hat ihn umgebracht.«
»Wie bitte?«
»Eiszapfen ist verwundet. Wenn wir ihm helfen, will er uns alles erzählen, was wir von ihm wissen wollen.«
Saul sprang vom Bett hoch. »Wo kann ich Sie treffen?«
»In dem Park südlich vom Konstantinsbogen. Wir werden dort an der Via di San Gregorio auf Sie warten.«
»Glauben Sie, wir können diesem Eiszapfen wirklich vertrauen?«
»Ja. Von ihm weiß ich nämlich, daß Sie nicht versuchen sollten, Ihrer Frau die Bombe abzunehmen. Für ihn bestand nicht der geringste Anlaß, uns zu warnen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß er die Antworten auf unsere letzten noch offenstehenden Fragen hat.«
»Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen.« Saul legte den Hörer auf die Gabel zurück und stürzte auf den Flur hinaus, wo Arlene und Gallagher mit dem Pater warteten. »Bitte kümmern Sie sich um Erika, Arlene!« rief Saul über seine Schulter zurück, während er bereits auf den Lift zustürzte.
»So warten Sie doch erst noch einen Moment«, platzte Gallagher ungeduldig heraus. »Ich habe erst noch ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen. Wo wollen Sie überhaupt hin?«
»Ich muß mich mit einem Freund treffen, um Ihnen einen Eiszapfen zu bringen. Verständigen Sie inzwischen schon mal Ihre Verhörspezialisten. Sie werden nämlich gleich noch einmal etwas zu tun bekommen.« Als der Lift nicht kam, rannte Saul die Treppe hinunter.
Wegen der hereinbrechenden Dämmerung und der blendenden Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos befürchtete Saul, er könnte Drew und Eiszapfen übersehen, als er in seinem Leihwagen am Konstantinsbogen vorbei die Via di San Gregorio
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