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zusammengeschlossen, um sich an ihnen zu rächen.«
Misha verschlug es für einen Moment die Sprache.
Saul redete immer dringlicher auf ihn ein. »Was hat Joseph dir mitgeteilt, wenn es nicht um diese Nazis ging?«
»Selbst über ein abhörsicheres Telefon kann ich nicht riskieren, dir das zu sagen. Es handelt sich dabei um Informationen, die für die nationale Sicherheit Israels von entscheidender Bedeutung sind. Bis morgen mittag wirst du alles Nötige erfahren.«
»Dann könnte es bereits zu spät sein. Joseph könnte vielleicht bis dahin etwas getan haben, was ihn für den Rest seines Lebens schwerstens belasten würde. Ich muß ihn daran hindern, sich selbst ins Unglück zu stürzen - um seinetwillen und um Erikas willen. Du hast eben gesagt, er wäre wieder untergetaucht. Weißt du, wo er sein könnte?«
»Er ist ständig unterwegs. Die erste Nachricht hat er mir aus den Vereinigten Staaten zukommen lassen, die zweite aus Kanada.«
»Sagtest du eben Kanada?«
»Ist das denn so wichtig?«
»Wo in Kanada?« drängte Saul. »In welcher Stadt?«
»In Toronto.«
»Dachte ich mir's doch!«
»Was ist denn?« stieß Misha besorgt hervor. »Weißt du, weshalb Joseph sich in Toronto aufgehalten haben könnte?«
»Der Sohn eines dieser Nazi-Verbrecher lebt in der Nähe von Toronto. Sein Vater war der >Maler<, der stellvertretende Lagerleiter von Maidanek. Der Sohn nennt sich Halloway.«
Dieser Name ließ Misha zusammenfahren. Nur zu gern hätte er Saul gesagt, daß Halloway der Name eines der Waffenhändler war, die Joseph ihm in seiner Nachricht genannt hatte. Im Augenblick konnte er dies jedoch nicht riskieren, wenn er die erfolgreiche Durchführung der Operation Salvage nicht ernsthaft gefährden wollte. Erst mußte die Operation zum Abschluß gebracht werden und dann mußte er noch in den Libyern den Verdacht wecken, daß Halloway für das Scheitern der Waffenübergabe verantwortlich war. Und erst dann konnte er - selbstverständlich unter Wahrung der nötigen Sicherheitsvorkehrungen - Saul in die näheren Einzelheiten einweihen.
»Ich muß jetzt Schluß machen«, sagte Misha deshalb. »Ich werde mich morgen mittag wieder melden. Unternimm bitte bis dahin nichts. Das ist sehr wichtig. Warte lediglich auf meinen Anruf. Ich habe dir interessante Dinge mitzuteilen.«
Damit legte Misha auf.
11
Aus der Leitung drang nur noch leises Rauschen. Ratlos legte Saul den Hörer auf die Gabel zurück und ließ nachdenklich seinen Blick durch den spärlich eingerichteten Wohnraum eines Bauernhauses am Stadtrand von Rom wandern, das dem CIA als Unterschlupf für Agenten diente. Der Raum war in aller Eile in eine behelfsmäßige ärztliche Intensivstation umgewandelt worden. Eiszapfen, dessen Haut fast buchstäblich die Farbe von Eis angenommen hatte, lag reglos auf einem Klappbett, über dem eine Flasche mit Blutplasma hing, die über einen Schlauch mit einer Kanüle in seinem Arm verbunden war. Der Arzt, der sich bereits Pater Dusseaults angenommen hatte, nähte gerade die Wunde an Eiszapfens linkem Arm, um sie anschließend zu verbinden.
»Jetzt wird es ernst.« Der Doktor sah von seinem Patienten auf und studierte die Anzeigen eines tragbaren Meßgeräts. »Sein Herzschlag ist unregelmäßig, der Blutdruck zu niedrig. Und was seine Atmung betrifft - versorgen Sie ihn weiter mit Sauerstoff«, wandte er sich einem Assistenten zu.
»Besteht die Möglichkeit, daß er stirbt?« fragte Saul.
»Immerhin hat dieser Mann trotz seiner zwei Schußwunden einen neuen Weltrekord über hundert Meter Sprint aufzustellen versucht. In seinem Zustand war jede Bewegung mit erheblichem Blutverlust verbunden. Angesichts dessen wäre es ein Wunder, wenn er überleben würde, zumal ich ihm ja auch noch die Kugel aus seiner Schulter entfernen muß.«
»Er darf nicht sterben!«
»Jeder muß mal sterben.«
»Aber wir brauchen noch ein paar Informationen von ihm!«
»Dann versuchen Sie jetzt, sie ihm zu entlocken, bevor er seine Narkose bekommt. Dann wird nämlich, selbst wenn er überleben sollte, bis morgen abend nichts mehr aus ihm herauszubekommen sein.«
Angespannt beugte Saul sich über Eiszapfen. Mit einem Handtuch wischte er ihm den Schweiß aus seinem schmerzverzerrten Gesicht.
»Können Sie mich hören?«
Eiszapfen nickte kaum merklich.
»Der Doktor meint, daß Sie vielleicht sterben müssen. Aber wenn Sie überleben, verbürge ich mich dafür, daß man Sie unbehelligt gehen läßt.«
»Was bilden Sie sich eigentlich
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