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Leichen
waren nirgendwo zu sehen. Zugleich war sie absolut sicher, daß sie genau hier die Leichen zurückgelassen hatte.
Doch wie... ?
Ein Querschläger pfiff dicht an ihrem Kopf vorbei. Konnte es ein Zufall sein, daß sie an dieser Stelle nun zum zweitenmal in einen Hinterhalt geriet? Waren die Leichen entdeckt und beseitigt worden? Waren die beiden Heckenschützen Freunde der Toten, die diese rächen wollten? Das hätte auch erklärt, weshalb die Angreifer sie bewußt nicht zu töten versucht hatten. Offensichtlich beabsichtigten sie, vorher noch das an ihr nachzuholen, was ihren Freunden nicht gelungen war. Heftig atmend spähte sie durch einen Spalt zwischen den Felsen, um ihre Feinde ausfindig zu machen.
Und dann plötzlich ein rasches Huschen - ein Araber in weitem Gewand und Kopftuch rannte den Abhang hinunter. Gleichzeitig nahm Arlene verwirrt zur Kenntnis, daß der Mann, nachdem er in Deckung gegangen war, sein Gewehr nicht auf sie richtete, sondern in die Schlucht hinab, die sich am Fuß des Abhangs entlangzog - die Schlucht, in die Drew gerollt war.
Sie blickte zur anderen Seite des Passes hinüber, wo sie nun einen zweiten Araber entdeckte. Sein Kopftuch flatterte hinter ihm her, als er den gegenüberliegenden Hügel hinabrannte und ebenfalls auf die Schlucht zuhielt.
Mit einemmal sah Arlene sich mit einer Vielzahl neuer Erklärungsmöglichkeiten für dieses Vorgehen konfrontiert. Entweder waren die beiden Angreifer zu der Überzeugung gelangt, daß Drew nicht wirklich so geschwächt war, wie er den Anschein erweckte. Oder ihre Verachtung für Frauen war so tief verwurzelt, daß sie selbst in einem offensichtlich geschwächten Mann eine stärkere Bedrohung sahen als in einer bewaffneten Frau.
Doch drängte sich ihr nun auch noch eine dritte Erklärungsmöglichkeit auf, die ihr bei reiflicher Überlegung sogar als die wahrscheinlichste erscheinen mußte, auch wenn alles in ihr sich dagegen aufbäumte, sie zu akzeptieren.
Nicht ihr galt der Überfall, sondern Drew!
11
Drew zuckte vor einer Kugel zurück, die den rechten Rand der Schlucht streifte und dann dicht hinter ihm gegen eine Schieferplatte schlug. Mühsam zog er sich in eine Vertiefung in der Felswand zu seiner Rechten zurück.
Doch im selben Augenblick schlug von links eine Kugel in eben diese Einkerbung. Um dem Kreuzfeuer auszuweichen, taumelte Drew nach rückwärts. Von einem heftigen Schwächeanfall überkommen, versuchte er sich über seine mißliche Lage Klarheit zu verschaffen. Bis dahin hatte er angenommen, daß der Überfall vor allem Arlene galt und daß einer der beiden Angreifer sich zähneknirschend erst seiner annehmen würde, um sich dann erst mit seinem Partner an Arlene zu vergreifen. Doch nun waren sie beide hinter ihm her! Warum?
Er rieb sich sein schmerzendes Kinn, das er sich bei seinem Sturz in die Schlucht angeschlagen hatte. Im selben Moment fielen von links und rechts weitere Schüsse. Um sie vor den durch die Luft schwirrenden Gesteinssplittern zu schützen, hielt Drew die Hände vor seine Augen. Und dann hörte er einen dritten Schuß; er war leiser und war aus einer Faustfeuerwaffe abgefeuert worden. Arlene.
Doch plötzlich lenkte ein anderes Geräusch seine Aufmerksamkeit auf sich - leiser zwar, aber deshalb keineswegs minder bedrohlich. Es war ein abruptes Zischen, als entwiche plötzlich die Luft aus einem Reifen.
Eine wütende Kobra stellte ihren Kopf zum Angriff auf.
Ungeachtet des Risikos, sich einen Knöchel zu verstauchen, stürmte Arlene den von Geröll übersäten Abhang hinunter. Ihre Blicke zuckten zwischen den beiden Arabern hin und her, die unter ihr von zwei Seiten in die Schlucht feuerten. Obwohl Arlene bewußt war, daß sie noch zu weit entfernt war, um mit ihrem Revolver einen gezielten Schuß abfeuern zu können, blieb sie doch stehen und gab in der Hoffnung, die beiden damit zumindest für einen Moment abzulenken, einen Schuß ab.
Damit erreichte sie jedoch nicht die gewünschte Wirkung.
Ein Araber glitt in die Schlucht hinab, während sein Begleiter an deren Rand entlangschlich und immer wieder vorsichtig zu ihr heraufspähte, um sich zu vergewissern, daß sie nicht zu nahe kam, um ihm gefährlich werden zu können. Dazwischen suchte er mit seinen Blicken immer wieder die Schlucht ab, in der sein Gefährte verschwunden war.
»Drew, paß auf!«
Das Echo ihres Warnschreis verschmolz mit einem anderen Schrei.
Mit verzerrtem Gesicht kletterte der Araber, der in die Schlucht
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