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richtig. Allerdings nahm er erneut mit wachsender Verwunderung das Fehlen jeglicher sichtbarer Sicherheitsvorkehrungen zur Kenntnis.
Er studierte den hüfthohen Zaun vor sich. An den einzelnen Pfosten waren keine Glasisolatoren angebracht. Der Draht war verrostet. Wodurch hätte der Strom fließen sollen, falls der Zaun unter Strom stand? Der Zaun konnte jedenfalls kaum zur Sicherung des Geländes dienen.
Waren vielleicht im Boden hinter dem Zaun druckempfindliche Sensordrähte angebracht? Er suchte mit seinen Blicken den Rasen ab. Das einzig Auffällige, was er dort jedoch erkennen konnte, waren die Reifenabdrücke eines fahrbaren Rasenmähers, der mit seinem Gewicht sofort einen Bodenkontakt ausgelöst hätte. Eine solche Anlage hätte also jedesmal, wenn der Rasen gemäht wurde, ausgeschaltet werden müssen, so daß ein Eindringling nur den Zeitpunkt hätte abpassen müssen, wenn der Gärtner wieder einmal den Rasen mähte. Falls es ein Warnsystem gab, mußte es sich oben auf dem Hügel, in unmittelbarer Nähe der Villa befinden.
Das würde er gleich herausfinden. Die Sonne war bereits hinter dem Hügel verschwunden. Bald würde die Dämmerung hereinbrechen und mit ihr die Nacht. Und die Nacht war seine Verbündete.
2
Im Haus brannte Licht. Nach einer Weile gingen zwei an den Außenmauern angebrachte Scheinwerfer an. Auch das nahm Eiszapfen verwundert zur Kenntnis. Um die Villa angemessen zu sichern, hätte es einer wesentlich besseren Außenbeleuchtung bedurft. Andererseits war natürlich nicht auszuschließen, daß die wenigen Scheinwerfer mögliche Eindringlinge lediglich in falscher Sicherheit wiegen sollten.
Schließlich trat Eiszapfen hinter den Büschen hervor, um über den Zaun zu steigen. Doch er erstarrte mitten in der Bewegung, als auf dem Hügel ein Paar Autoscheinwerfer aufflammten. Ein Motor heulte auf, und dann kurvte ein Wagen die Auffahrt hinunter, um nach wenigen Sekunden in der Nacht zu verschwinden. Gleichzeitig wurde das Motorengeräusch immer schwächer, bis nach einer Weile nur noch das Zirpen der Grillen zu hören war.
Aber vor dem Haus waren zwei Wagen gestanden. Eiszapfen konnte also nicht davon ausgehen, daß das Haus nun verlassen war. Er stieg über den Zaun und kniete dahinter sofort auf dem Rasen nieder. Ohne sich von der Stelle zu rühren, tastete er den Boden behutsam nach irgendwelchen Drähten oder sonstigen Sensoren ab.
Er wartete fünf Minuten, bevor er schließlich vorsichtig auf das Haus zukroch, um jedoch in regelmäßigen Abständen immer wieder innezuhalten und in die Nacht hinauszulauschen und zu spähen. Hundert Meter weiter und eine halbe Stunde später erreichte er den Rand des Tennisplatzes vor dem Haus. Auf der Hut vor möglichen Kontaktdrähten schlich er auf den Swimmingpool zu, in dessen glatter Oberfläche sich die Lichter des Hauses spiegelten. Bei dem kleinen Gebäude neben dem Becken schien es sich um einen Umkleideraum zu handeln. Dahinter ging er nun in Deckung und lugte vorsichtig um die Ecke zu der Garage hinüber, deren fünf Tore alle geschlossen waren. Dann sah er nach links zu dem dunklen Cadillac, der vor dem Eingang der Villa stand. Schließlich studierte er das Haus selbst.
Es hatte ein steiles Dach mit zahlreichen Schornsteinen und Giebeln. Im Erdgeschoß führte eine Glastür auf eine weite, mit Steinplatten ausgelegte Terrasse. Hinter den Fenstern lag ein warm erleuchteter Raum mit hohen Bücherregalen und Ölbildern an den Wänden. Eiszapfen zuckte zusammen, als er einen Mann am Fenster vorbeigehen sah. Der Mann war kräftig gebaut und etwa vierzig Jahre alt; er trug einen blauen Trainingsanzug. Außerdem schien er allein zu sein.
Eiszapfen beobachtete die Fenster der anderen Räume. Hinter den meisten brannte kein Licht, und die wenigen Räume, die erleuchtet waren, schienen nicht bewohnt zu sein. Nachdem er nirgendwo Wachen entdeckt hatte, sprintete Eiszapfen hinter dem Umkleideraum am Pool hervor und über die Zufahrt, um hinter der steinernen Balustrade der Terrasse in Deckung zu gehen und das Terrain nun von hier zu sondieren. Ihm wurde sofort klar, daß die gesamte Alarmanlage für das Haus in der Terrasse untergebracht war, die sich auf dieser Seite über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckte und sich vermutlich auf allen vier Seiten um die Villa zog. Wenn man ins Haus gelangen wollte, mußte man also erst die Steinplatten der Terrasse überqueren, die jedoch nicht mit Beton verfugt waren, sondern mit Sand, der zudem noch
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