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Straßenecke einen Zahnarzt gibt. Aber hier?«
»Wenn er schon keine Plomben hat, dann doch zumindest ein paar Löcher.«
»Falls er noch alle Zähne hätte. Nur hat dieser Kerl nicht mehr alle Zähne; dafür sind sie einfach zu perfekt. Da ich schon eine ganze Weile nicht mehr beim Zahnarzt war, weiß ich nicht, wieviel eine Zahnbehandlung neuerdings kostet, aber wenn ich mir dieses Gebiß so ansehe... Seit wann haben Araber in irgendwelchen abgelegenen Wüstennestern den Mund voller Dreihundertdollarkronen?«
Arlene nickte heftig. »Berufskiller also.«
ZWEITES BUCH - Zwang
Der Gott des Todes
1
Eiszapfen - so nannte Pendleton sich nun selbst. Er war voller Wut und grimmiger Entschlossenheit und identifizierte sich voll und ganz mit seinem verschwundenen Vater, als er in einem Mietwagen auf einer schmalen, asphaltierten Straße seinem Ziel entgegenjagte. Schließlich tauchte der Kiesweg vor ihm auf, der zu einer Villa auf einer Anhöhe über dem Fluß führte. Anstatt jedoch in den Weg einzubiegen, fuhr er weiter die asphaltierte Straße entlang und überquerte hinter einer Biegung eine Stahlbrücke über den Fluß, um fünf Kilometer weiter an der nächsten Kreuzung nach links abzubiegen. Die Straße war nun auf beiden Seiten von kniehohem Mais gesäumt. Nachdem er zweimal erneut links abgebogen war, erreichte er wieder die Straße, auf der er an der Villa vorbeigefahren war. Diesmal hielt er zwei Kilometer vor dem Ziel an, verbarg den Leihwagen in einem kaum befahrenen Waldweg abseits der Straße und marschierte querfeldein auf die Villa am Fluß zu.
Er trug unauffällige Wanderkleidung und Jagdstiefel, die er in einer kleinen Stadt namens Milton gekauft hatte, die auf halbem Weg zwischen dem Flughafen von Toronto und dem fruchtbaren Farmland um Kitchener am Highway 401 lag. Er hatte wegen der strengen kanadischen Waffengesetze nicht riskiert, eine Faustfeuerwaffe ins Land zu schmuggeln, und aus demselben Grund hatte er auch gar nicht erst versucht, sich in einem Sportgeschäft ein Jagdgewehr zu kaufen.
Um seinen Vater zu finden, mußte er nun einmal das Risiko auf sich nehmen, unbewaffnet zu bleiben. Er bahnte sich mit wachsender Entschlossenheit einen Weg durch den Wald. Kein Sonnenstrahl drang durch das dichte Laub. Der von einem dicken Teppich abgefallener Blätter bedeckte Boden federte sein Körpergewicht elastisch ab und verschluckte jedes Geräusch, das durch seine behutsamen Schritte hätte entstehen können. Als er den Rand des Waldes erreichte, duckte er sich hinter einen dichten Busch.
Wenige Meter vor ihm verlief ein hüfthoher Drahtzaun. Dahinter erstreckte sich eine gepflegte Rasenfläche den Hügel hinauf, auf dem die Villa lag.
Hinter dem Haus senkte sich die Sonne bereits dem Horizont entgegen. In wenigen Stunden würde die Dämmerung hereinbrechen. Er ließ seine Blicke über den Hügel wandern, ohne irgendwo ein menschliches Wesen zu entdecken. Als er an der Villa vorbeigefahren war, hatte er jedoch zwei Autos davor stehen sehen. Demnach konnte das Haus nicht verlassen sein. Außerdem war ihm bei dieser Gelegenheit aufgefallen, daß der Besitz nicht durch eine auffällige Alarmanlage gesichert war. Zum Beispiel waren in den Bäumen entlang der Zufahrt keine Überwachungskameras angebracht, und auch sonst waren nirgendwo Sicherheitsbeamte oder Wachhunde zu sehen. Nicht einmal mit einem hohen Zaun war das Gelände umgeben, und das Eingangstor war weit offengestanden.
Doch trotz all dieser offensichtlichen Harmlosigkeit stand für Eiszapfen außer Frage, daß er am Ziel angelangt war. Vor seiner Abreise aus Australien hatte er noch in dem Schließfach nachgesehen, das er und sein Vater für Notfälle gemietet hatten. Er hatte gehofft, daß sein Vater dort vielleicht eine Nachricht für ihn hinterlassen habe, um sein plötzliches Verschwinden zu erklären. Aber das Schließfach enthielt lediglich die Waffen, das Geld und die Dokumente, die sie dort deponiert hatten. Beim Durchsehen der Dokumente war er jedoch auf den Brief gestoßen, in dem genau beschrieben war, wo das vermeintliche Begräbnis stattfinden sollte, bei dem es sich in Wirklichkeit um eine dringende Besprechung gehandelt hatte. Die einzelnen Angaben waren äußerst detailliert gewesen, einschließlich der genauen Bezeichnung der Ausfahrt vom Highway 401, der Nummer der Seitenstraße und eines Hinweises auf die Silhouette eines Windhunds am Briefkasten neben der Einfahrt zum Haus. Eiszapfen nickte. Er war hier eindeutig
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