Autor
in dich zum erstenmal etwas ins Wanken gerät.«
»Wenn du es nicht entdeckt und trotzdem weiter darauf bestanden hättest, nach deinem Vater zu suchen«, erwiderte Misha, »hätte ich dir wahrscheinlich nichts davon erzählt.«
Christopher wälzte sich im Schlaf herum.
»Versuche das Ganze doch auch mal aus meiner Sicht zu betrachten«, fuhr Misha fort. »Woher sollte ich wissen, daß du in der Wüste nicht doch etwas von deinen alten Fähigkeiten eingebüßt hast?«
»Dann solltest du es vielleicht am besten selbst mal ausprobieren«, entgegnete Erika.
»Ich bin allergisch gegen Sand.« »Und auch dagegen, die Wahrheit zu sagen?«
»Ich habe dich nicht belogen. Ich habe dich lediglich getestet.«
»Freunde sollten es eigentlich nicht nötig haben, sich gegenseitig auf die Probe zu stellen.«
»Aber auf Profis trifft das sehr wohl zu. Und falls du das nicht begreifen solltest, hat dir das Leben in der Wüste doch geschadet.«
»Na schön. Wir haben es also gefunden.« Sauls Finger schlossen sich fester um das Notizbuch. »Jetzt erzählen Sie uns den Rest. Was hat diese Liste von Namen zu bedeuten?«
»Das sind nicht die Namen der jüdischen Patienten, die Doktor Bund während des Krieges hier versteckt hielt«, erklärte Erika. »Das Notizbuch ist zwar ziemlich verstaubt, aber das Papier ist noch neu. Unter den Namen befindet sich auch der meines Vaters. Die Handschrift ist jedoch nicht die seine.«
»Ganz richtig. Das Notizbuch gehört mir.«
»Was haben die Namen auf der Liste mit dem zu tun, was meinem Vater zugestoßen ist?«
»Keine Ahnung.«
»Das glaube ich nicht. Du hättest die Liste sicher nicht aufgestellt, wenn kein Zusammenhang zwischen den einzelnen Namen bestünde.«
»Ich habe nie behauptet, es bestünde kein Zusammenhang. Wir wissen genauestens Bescheid über die Vergangenheit, die Adressen, die Gewohnheiten und die früheren Berufe dieser Männer.«
»Die früheren Berufe?«
»Alle diese Männer sind ehemalige Mossad-Angehörige, die inzwischen pensioniert sind. Du hast mich jedoch gefragt, in welchem Zusammenhang sie mit dem Verschwinden deines Vaters stehen, und auf diese Frage habe ich bedauerlicherweise nach wie vor keine Antwort.«
»Behaupten sie, meinen Vater nicht zu kennen? Beantworten sie deine Fragen nicht? Oder worin liegt das Problem?«
»Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, sie irgend etwas zu fragen.«
»Jetzt fängst du schon wieder mit deinen lächerlichen Ausflüchten an«, fuhr Erika auf.
»Keineswegs. Diesen Männern sind zwei Dinge gemeinsam. Sie haben die Vernichtungslager der Nazis überlebt...«
»Und?«
»Sie sind alle spurlos verschwunden.«
Militante Kirche
1
Trotz der zunehmenden Wüstenhitze war Drews und Arlenes neue Entschlossenheit stärker als ihre Erschöpfung. Rasch stapften die beiden auf die Reifenspuren im Sand am hinteren Ende des Passes zu.
Nach dem Kampf mit den zwei Arabern hatten sie die Plane aus Arlenes Rucksack geholt und zwischen zwei Felsen aufgespannt, um, so vor der Sonne geschützt, etwas Wasser zu trinken und die Datteln und Feigen zu essen, welche die beiden Killer bei sich gehabt hatten. Allerdings reichten diese Lebensmittelvorräte nicht aus, um sich damit noch länger bei Kräften halten zu können.
»Eigenartig, daß sie nicht mehr Wasser bei sich hatten«, hatte Drew nachdenklich bemerkt. »Ich habe überall gesucht. Aber das war ihr gesamter Wasservorrat.« Er hielt zwei Feldflaschen hoch und schüttelte sie. In beiden plätscherte nur noch ein spärlicher Rest Wasser. »Das hätte auf keinen Fall gereicht, um zu Fuß ins Dorf zurückzukommen.«
In plötzlichem Begreifen sprangen beide gleichzeitig auf, ohne der gnadenlos auf sie niederbrennenden Sonne Beachtung zu schenken. Am Ende des Passes schwenkten sie nach rechts und folgten den Spuren im Sand, bis sie einen hinter einer Felsgruppe verborgenen Jeep entdeckten.
»Die beiden waren mit Sicherheit Fremde«, bemerkte Drew. »Im Dorf hat niemand einen Jeep - und schon gar nicht einen neuen. Er hat sogar eine Klimaanlage. Diese Burschen waren wohl ziemlich verwöhnt.«
»Da wäre nur ein kleines Problem«, sagte Arlene, als sie ihren Kopf durch das offene Fenster des Jeeps steckte.
»Und das wäre?«
»Der Schlüssel steckt nicht.«
»Aber wir haben doch beide Leichen sorgfältig durchsucht, ohne einen Zündschlüssel zu finden.«
»Demnach müssen sie ihn irgendwo im Wagen versteckt haben.«
Fünfzehn Minuten später hatten sie den Zündschlüssel
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