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Viktor -, wurde wegen eines dringenden Auftrags abberufen.« Der Mann lächelte weiter. »Mein Name ist Pater Sebastian. Ich hoffe, diese persönliche Veränderung wird Sie nicht allzu sehr stören. Sicher werden Sie von mir erwarten, daß ich mich ausweise.«
Der Mann streckte seine rechte Hand aus, so daß Drew und Arlene den Ring an seinem Mittelfinger sehen konnten.
Der Stein, ein großer Rubin von makelloser Reinheit, funkelte selbst im Halbdunkel des Lokals. Der Ring selbst war aus hochkarätigem Gold. In den Rubin waren ein sich überkreuzendes Schwert und ein Kreuz eingraviert. Religion und Gewalt. Das Wappen der Bruderschaft vom Stein. Drew erschauerte.
»Ich sehe, Sie kennen dieses Zeichen.« Pater Sebastian lächelte noch immer.
»Einen Ring kann jeder tragen.«
»Nicht diesen Ring.«
»Kann schon sein«, entgegnete Drew. »Der Herr sei mit euch.«
Pater Sebastians Lächeln verflog. »Aha.«
»Ganz richtig.« Drews Tonfall wurde barsch. »Das Kennwort. Führen Sie es schon zu Ende. Der Gruß der Bruderschaft lautet: >Der Herr sei mit euch.. .<«
»... und mit deinem Geiste.«
»Und wie geht es weiter?«
»Deo gratias. Sind Sie nun zufrieden?«
»Das ist erst der Anfang.
Dominus vobiscum.«
»Et cum spiritu tuo.«
»Hoc est enim...«
»... corpus meum.«
»Pater Noster...»
»... c/ui est in coeli.« ( ? ? ?)
»Was redet ihr da eigentlich?« fiel ihnen Arlene ins Wort.
»Wir gehen die Responsorien der lateinischen Messe durch«, erklärte ihr Drew. »Die Bruderschaft ist sehr konservativ. Sie hat sich in den sechziger Jahren heftig gegen die Abschaffung der lateinischen Liturgie gewehrt.« Drew wandte sich wieder dem dunkelhäutigen, ägyptisch aussehenden Mann mit dem Ring am Finger zu, der behauptete, Pater Sebastian zu heißen. »Sie dürften etwas jünger sein als ich. Dreißig vielleicht? Demzufolge haben Sie wohl schon einige Zeit an keiner lateinischen Messe mehr teilgenommen und können sich folglich auch kaum mehr an den lateinischen Meßtext erinnern - es sei denn, Sie gehören der Bruderschaft an. Wer hat die Bruderschaft gegründet?«
»Pater Jerome.«
»Wann?«
»Während des Dritten Kreuzzugs. Elfhundertzweiundneunzig.«
»Wie lautete sein wirklicher Name?«
»Hassan ibn al-Sabbah. Zufällig trug der arabische Begründer des Terrorismus, der hundert Jahre später gelebt hat, denselben Namen. Obwohl Pater Jerome Mönch war, wurde er von den Kreuzrittern als Rächer - heute würden wir sagen als Killer in ihre Dienste genommen; da er Araber war, konnte er sich ungehindert unter den Heiden bewegen. Aber im Gegensatz zum arabischen Terror war Pater Jeromes Terror ein heiliger Terror.« Pater Sebastian hob die Schultern. »Und so haben wir seit dieser Zeit getan, was nötig war, um die Kirche vor ihren Feinden zu schützen. Sind Sie nun endlich zufrieden?«
Drew nickte.
Der Pater setzte sich zu ihnen an den Tisch. »Wie wäre es, wenn Sie sich nun ausweisen würden?«
»Sie hatten genügend Zeit, mich durch die Trennwand ausgiebig zu beobachten. Sie haben sicher ein Foto von mir.«
»Die plastische Chirurgie vermag heutzutage wahre Wunder zu wirken.«
»Ihr Ring enthält eine Kapsel mit Gift. Ihr Kloster liegt an der französischen Küste des Ärmelkanals in einem Gebiet, das während des Dritten Kreuzzugs von Frankreich und England erbittert umkämpft wurde. Davon kann nur jemand wissen, an den die Bruderschaft herangetreten ist, um ihn für ihre Reihen zu rekrutieren.«
»Das ist richtig. Die Bruderschaft ist bereits einmal an Sie herangetreten. Und nun treten wir wieder an Sie heran.«
Drew verspürte plötzlich heftigen Überdruß. Nun begann alles wieder von neuem. Es gab kein Entrinnen. Seine Stimme zitterte. »Was wollen Sie? Weshalb haben Sie mich ein Jahr lang in der Wüste verbringen lassen, obwohl Sie wußten, wo ich mich verborgen hielt?«
»Sie mußten Ihre Sünden büßen. Um Ihres Seelenheils willen. Um sich zu läutern. Wir haben Sie sozusagen in der Hitze auf Eis gelegt. Zwar haben Sie sich geweigert, sich uns anzuschließen, aber schließlich haben wir doch eine Möglichkeit gefunden, Sie dazu zu bewegen, uns zu helfen.«
»Ihnen zu helfen?«
»Ja. Sie sollen jemanden für uns finden.«
»Wen?«
»Einen Geistlichen.«
In diesem Moment flog das Lokal um sie herum in die Luft.
5
Die Druckwelle traf Drew eine Tausendstelsekunde, bevor er den Knall der Explosion hörte. Um ihn herum wurde plötzlich alles blendend hell und im nächsten
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