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Begleiter verschwanden ebenfalls dahinter. Wenn es ihr auch nicht gelungen war, sie auszuschalten, hatte sie sie zumindest aufhalten können. Erika sprang auf und rannte Saul und der Frau hinterher, die bereits die Hütte erreicht hatten. Und gerade als auch Erika hinter der Blockhütte Schutz suchen konnte, schlug die erste Kugel in einen der Holzbalken.
Schwer atmend warteten Saul und die Frau auf sie. Erika riskierte noch einmal, kurz die Deckung der Hütte zu verlassen, um weitere Schüsse auf ihre Verfolger abzufeuern, die hinter ihnen den Hang heraufkamen.
Die Männer warfen sich flach zu Boden.
»Sie kennen sich hier doch sicher gut aus« stieß Saul keuchend hervor. »Führen Sie uns in die Berge hinauf.«
»Aber wo sollen wir...?«
»Los, beeilen Sie sich.«
5
Die Frau zwängte sich durch dichtes Gebüsch, hinter dem sich ein schmaler Weg einen bewaldeten Hang hinaufschlängelte. Sie schritt mit ihren muskulösen Beinen so kräftig aus, daß Saul und Erika Mühe hatten, ihr zu folgen. Auf der Anhöhe führte der Weg nach links und zwischen zwei brusthohen Felsblöcken hindurch wieder nach unten. Aufgrund des dichten Baumbestands drang kaum Sonnenlicht zu ihnen durch. Die Waldluft roch würzig frisch, und der von abgefallenen Nadeln bedeckte Boden federte unter ihren Schritten, aber Sauls ganze Aufmerksamkeit galt dem Knacken der Zweige hinter ihm und dem gedämpften Echo aufgeregter Stimmen.
Die Frau führte sie den Pfad hinunter zu einem kleinen Gebirgsbach. Saul durchquerte ihn, ohne sich darum zu kümmern, daß seine Schuhe und Hosenbeine von dem eiskalten Wasser völlig durchnäßt wurden. Er hörte, wie Erika hinter ihm laut spritzend den Bach durchquerte, während er bereits den Hang vor ihm hinaufhetzte.
Schließlich erreichten sie eine grasbewachsene Lichtung. Hundert Meter dahinter erstreckte sich, wie es schien, endloser, dichter Wald. Sie rannten weiter. Das hohe Gras zerrte an Sauls Beinen. Sein Rücken begann sich zu verkrampfen, als er sich vorstellte, daß die drei Männer nun bald die Lichtung erreichen mußten. Doch kein Schuß krachte und keine Kugel bohrte sich in seinen Rücken. Sobald er das Ende der Lichtung erreicht hatte, warf er sich hinter einem Strauch flach zu Boden. Erika folgte seinem Beispiel und legte das Gewehr an. Die Frau rannte noch ein Stück weiter und blieb erst stehen als sie merkte, daß ihre Begleiter ihr nicht mehr folgten. Sie sank hinter einem Baum in die Knie.
Im Gegensatz zu der Frau, deren Gesicht von panischer Angst verzerrt war, wurde Saul nun von wilder Genugtuung durchpulst. Wir haben es geschafft, schoß es ihm durch den Kopf. Wir haben die Lichtung überquert, bevor sie uns gesehen haben. Sie haben uns nicht in offenem Gelände eingeholt. Und jetzt sind wir an der Reihe.
Erikas Atem ging zunehmend ruhiger. Sie hatte das kleine, am Gewehrlauf befestigte Stativ heruntergeklappt, und nun bewegte sich der Lauf keinen Millimeter mehr, als sie anlegte.
Jetzt dauert es nicht mehr lange, dachte Saul. Er wischte sich den Schweiß aus den Augen und konzentrierte sich auf die gegenüberliegende Seite der Lichtung. Jeden Augenblick konnten sich dort nun die Büsche teilen. Und dann würden die Männer auftauchen.
Aus fünf Sekunden wurden zehn. Dann fünfzehn, dreißig. Nach etwa zwei Minuten begann Erika rückwärts davonzukriechen. Irgend etwas stimmte nicht. Die drei Männer hätten die Lichtung längst erreichen müssen. Sie hätten längst auftauchen sollen.
Saul kroch hinter Erika auf die Frau zu. Als diese gerade die Lippen öffnen wollte, um etwas zu sagen, legte Saul ihr die Hand auf den Mund und deutete energisch den Hang hinauf. Sauls verzweifelter Gesichtsausdruck veranlaßte die Frau unverzüglich aufzuspringen und zwischen den Bäumen weiter nach oben zu laufen.
Für Saul gab es nur eine Erklärungsmöglichkeit, weshalb die Männer nicht aufgetaucht waren. Als sie sich der Lichtung näherten, hatten sie offenbar die damit verbundene Gefahr sofort erkannt, worauf sie sich getrennt hatten, um zu versuchen, ihre Opfer zu umkreisen und von hinten anzugreifen.
In diesem Moment fiel links von Saul ein Schuß. Er konnte die Kugel ganz dicht an sich vorbeipfeifen spüren.
Doch welchem Zweck sollte dieser Schuß dienen? Sollte er sie einem anderen der drei Männer entgegentreiben, der bereits ein Stück weiter oben auf der Lauer lag? Oder sollte er sie an Ort und Stelle in Deckung gehen lassen, während die drei Verfolger sie umzingelten?
Saul
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