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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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lange, bis die Tollheit aus seinen Augen wich. Dann packte sie ihn am Halsband und führte ihn langsam vorbei an der versammelten Menschenmenge zum Pferdetrog, wo sie seine Trinkschale mit Wasser füllte. Es färbte sich sofort rot, als er die Schnauze eintauchte. Sie füllte die Schale erneut und leerte ihm das Wasser über den Kopf, ließ ihn dann wieder trinken, bis er das Nass von seinem Fell schüttelte und gemütlich in Richtung Haus davonzottelte, als ob er sich frage, was die ganze Aufregung sollte.
    Prasutagos sprach mit dem Reiter, der sich inzwischen hochgerappelt hatte und Entschuldigungen stammelte. Die Stimme des Königs war leise und kontrolliert wie immer, aber zum ersten Mal hörte Lhiannon darin verhaltene Wut schwingen. Der Reiter trollte sich schließlich, und Prasutagos kniete sich neben das Pferd, das zuckend und blutend auf dem Boden lag.
    Als er eine Hand auf das weiche Pferdemaul legte, zog es sich krampfartig zusammen; ein schwingender Vorderhuf traf den König, der auf den Boden schlug und quer über den Hof schlidderte. Eoc eilte ihm zu Hilfe. Es dauerte eine kurze Weile, bis Prasutagos sich rührte, seinen Helfer abwimmelte und sich mit vorsichtigen Schritten wieder dem Pferd näherte, diesmal von hinten. Der Hund hatte zwar die Hauptschlagader nicht durchtrennt, aber der Hals war zu weit aufgerissen, als dass das Tier hätte gerettet werden können. Stahl blitzte in der Sonne, als jemand ihm ein Messer reichte.
    »So, meine Schöne«, murmelte der König und kniete sich steif neben das Tier, während Eoc das Geschehen mit bangem Blick verfolgte. »War nicht deine Schuld. Gehe nun nach Epona, um über grüne Felder zu galoppieren, wo kein Trottel von Reiter dir ein Leid antun wird. Schlafe nun, meine Heldin.« Er legte eine Hand über die Augen des Pferdes, und es wurde ruhiger. Prasutagos stach die Klinge tief am Hals ein und zog sie dann quer durch. Er wich ein Stück zurück, als das Pferd zuckte und tiefrotes Blut ausströmte, bis es schließlich reglos liegen blieb.
    Riganas Schreie waren inzwischen zu einem gelegentlichen Schniefen verstummt. Lhiannon reichte das Kind an Boudicca und ging los, um Eoc beizuspringen, der dabei war, Prasutagos auf die Beine zu helfen.
    Der König trat sacht auf, biss sich auf die Lippen, versuchte sich aufzurichten und hielt dann inne, atmete vorsichtig.
    »Komm«, sägte Lhiannon.
    »Es geht schon«, murmelte er, sah sie dabei nicht an.
    »Natürlich geht es«, sagte die Priesterin ermunternd. »Nun komm, damit ich mir das ansehen kann«, sagte sie und legte in ihre Stimme den milden Ton einer Priesterin. Prasutagos sah überrascht auf. Sie merkte, wie es in seinem Kopf arbeitete, dann ließ er sie gewähren.
    »Soli ich helfen, ihn ins Haus zu bringen?«, fragte Eoc.
    Lhiannon schüttelte den Kopf. »Nein, hol eine Decke aus dem Haus, ich lege ihn hier hin. Ich brauche Licht.«
    Bis sie ihm die Tunika ausgezogen und ihn auf die Decke auf den Rücken gelegt hatten, war er blass und schwitzte. An seinem Kinn schimmerten feine, goldene Bartstoppeln. Boudicca lief unentschlossen auf und ab, Rigana in den Armen. Prasutagos’ Haut auf der linken Seite über den unteren Rippen zeigte den tiefroten Abdruck eines Hufes. Das Fleisch ringsum war beinahe farblos und angeschwollen. Das würde schon bald einen schönen Bluterguss in allen Farben geben.
    Mit geschlossenen Augen hielt Lhiannon ihre Handfläche über die Stelle, um herauszufinden, an welchem Punkt genau der Energiekörper gestört war. Dann tastete sie an den Rippen entlang und gebrauchte dafür Augen und Fingerspitzen.
    Nach einer Weile lehnte sie sich zurück und runzelte die Stirn. »Du bist ein Krieger, mein Herr, und von daher sehr tapfer. Aber ich kann wenig herausfinden, wenn du dich darauf versteifst, deinen Schmerz zu verbergen. Wo tut es denn am meisten weh? Da?«, fragte sie und drückte sacht. »Oder da?« Sie nickte, als er aufschrie. »Ja, das dachte ich mir … Du hast eine gebrochene Rippe, oder auch zwei, und du hast Glück, dass deine Rippen dazwischen waren, denn so war alles, was darunter liegt, geschützt. Wir werden sie fest verbinden, aber aufs Reiten solltest du etwa einen Mondumlauf lang verzichten. Temella …« Sie drehte sich zu dem Mädchen um. »Ich brauche meinen Heilbeutel, und setze schon mal Wasser auf für Weidenrindentee.«
    Als Lhiannon Prasutagos’ Rippen verbunden hatte, war er leichenblass. Die meisten der Umstehenden hatten sich zerstreut, da die größte

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