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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wenn sie nicht überzeugt sind von dem, was am Ende auf dem Haufen liegt, dann reißen sie die Strohdächer ein und stochern mit ihren Schwertern in den Kornspeichern herum. Sie werden noch vor der Frühjahrssonnwende hier sein.«
    »Die Soldaten, die die Festung bauen, haben die hiesigen Bauern als Arbeiter rekrutiert, um die Mauern zu errichten. Einige der Trinovanten planen bereits einen Aufstand. Viele unserer südlichen Stammesführer und Prinzen wollen sich anschließen«, sagte Eoc erbittert. »Einige rotten sich in geheimen Gruppen zusammen, um den Widerstand zu planen und der römischen Tyrannei ein Ende zu bereiten – sie nennen sich der Bund der Raben.«
    Boudicca schauderte, erinnerte sich daran, wie die Herrin der Raben einst vor langer Zeit durch sie gesprochen hatte. Sollten die Britannier sie als ihre Schutzherrin wollen, dann mussten sie in der Tat höchst verzweifelt sein.
    »Werden wir kämpfen?« Temellas Augen waren ganz groß und rund geworden.
    Der König sah sie an, bemühte sich zu lächeln. »Ob wir uns widersetzen oder die Auflagen erfüllen, das haben wir in den letzten Tagen lang und breit diskutiert …«
    »Du kannst das Schwert deines Vaters nicht einfach so übergeben …«, rief Boudicca. Das Schwert, das Boudiccas Vater geerbt hatte, war mit ihrem ältesten Bruder in der Schlacht an der Tamesa verloren gegangen. Und damit hatte er nicht nur seinen Sohn verloren, sondern auch das Symbol der Ehre seiner Familie.
    »Nein … aber ich sehe keine Hoffnung, gegen die Römer zu kämpfen. Wir werden ihnen genug Waffen aushändigen müssen, damit sie überzeugt sind, aber wir werden die Waffen retten, die von den Göttern gesegnet sind.«
    »Du willst aufgeben?«, rief Lhiannon. »Siehst du nicht, dass dies die Gelegenheit für uns ist, uns zurückzuholen, was wir verloren haben?«
    Boudicca starrte sie an. Sie hatten hier so lange in Frieden gelebt – und Lhiannon hatte inzwischen sogar ihre blauen Gewänder abgelegt. So hatte Boudicca angenommen, dass die Priesterin sich wie alle anderen hier damit abgefunden hatte, unter dem Joch Roms zu leben. Doch Lhiannon schreckte noch immer schreiend aus Albträumen auf, in denen sie Bilder vom Krieg im Süden quälten.
    »Dieses römische Schwein soll sich zu Recht fürchten müssen! Während Caratac sie im Westen attackiert, können sich der Süden und der Osten erheben. Unser Volk scheint die alten Feindschaften erst zu vergessen, wenn etwas passiert, das uns alle gleichermaßen erzürnt! Hätten wir das gesamte Volk der Britannier dazu gebracht, auf einer Seite zu kämpfen, dann hätten wir vor vier Jahren nicht verloren!«
    Lhiannons Pupillen hatten weiße Ränder, und ihr sträubten sich die Haare. Das war nicht die geliebte Freundin, die da zeterte, sondern ein rächender Geist, der am Feuer stand und gellend aufschrie. Das Blut pulsierte in Boudiccas Ohren – oder waren es die Flügelschläge des Raben?
    »Ich habe Angst davor, mir vorzustellen, welches Unheil noch kommen muss, um unseren Geist wachzurütteln, wenn wir uns jetzt diese Gelegenheit entgehen lassen«, fügte Lhiannon hinzu. »Und wenn wir sie tatsächlich außer Acht lassen, was können wir dann noch tun? Wir werden keine Waffen mehr haben, um zu kämpfen, keine jungen Krieger, die gelernt haben, mit den Waffen umzugehen! Blut wird fließen! Ich sehe Blut und Untergang, wenn ihr diese Gelegenheit nicht beim Schopfe packt!«
    Boudiccas Bauch krampfte sich zusammen, als sie erkannte, dass aus Lhiannon nicht die flehende Priesterin sprach, sondern das Orakel, das den Untergang prophezeite. Sie hatte völlig vergessen, dass Lhiannon dafür ausgebildet war. Vielleicht hatte es die Priesterin selbst vergessen.
    »Was sagt der Hochkönig?«, fragte sie.
    Prasutagos schüttelte den Kopf. »Antedios ist ein alter Mann, und er ist krank. Wir haben keinen Kriegsführer, der Caratac gleichkäme. Der König hat keinen Sohn, und dein Vater, der sein gewählter Nachfolger ist, ist ebenfalls betagt. Der Hochkönig hat befohlen, dass wir die Auflagen erfüllen.«
    »Aber du bist nicht alt«, knurrte Lhiannon.
    »Willst du, dass ich mich gegen meinen König und auch gegen die Römer auflehne? Dann wären wir so geteilt wie die südlichen Stämme.«
    »Soll ich Caratac herbeizitieren, um dich zu führen?«, fauchte sie. »Ihr seid alle wie alte Frauen, und es wird euch noch leidtun, meinen Rat nicht beherzigt zu haben!« Und damit stakte sie aus der Tür.
    Boudicca unterdrückte ein

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