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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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seiner Lieder sein. Doch sie unterdrückte diesen Gedanken, tat ihn als unwürdig ab. Während der vergangenen Wochen war ihr der alte Druide stets ein willkommener Quell gewesen, wenn sie Rat suchte. Und als hätte er ihre Gedanken gelesen, sah Brangenos auf. Sie wich seinem ruhigen Blick aus, heftete ihn auf Eoc und Bituitos, die ihr bis ans Ende treu zur Seite stehen würden – wie auch immer dieses Ende aussehen mochte.
    Von denen, die sie liebte, vermisste sie Prasutagos und Lhiannon am schmerzlichsten. Doch wäre ihr Gemahl noch am Leben gewesen, wäre keiner von ihnen nun hier. Sie versuchte, nicht an ihn zu denken. Der König wandelte nun auf der Insel der Gesegneten. Würde er sie so, wie sie jetzt war, überhaupt erkennen?
    Lhiannon weilte noch immer auf der Insel Eriu – das hoffte sie zumindest inständig. Doch schon einmal hatte ihre Freundin den Ruf ihrer Angst vernommen, der sie aus Avalon herbeigeholt hatte. Aber das war sehr lange her, und das Band ihrer Freundschaft war mittlerweile gewiss dünner geworden. Sie versuchte, sich darüber zu freuen, dass Lhiannon nun in einem Frieden lebte, den Boudicca so nie mehr erleben würde. Sie spürte, wie ihr das Herz schwer wurde vor Sehnsucht nach ihrer Freundin, und stellte sich ihre leuchtenden Augen vor, die sie hier am Feuer anstrahlen würden.
    Alle sahen auf, als ein junger Mann am Rande des Feuerscheins erschien und sich bückte, um Tingetorix etwas zuzuflüstern. Es war Drostacs Sohn, der auf Erkundungszug gewesen war, und Boudicca war sofort auf den Beinen.
    »Was gibt es?«
    »Nach der Zahl ihrer Lagerfeuer zu urteilen, scheinen die Römer nicht mehr als eintausend Mann zu haben.«
    »Wie schön von ihnen, dass sie es uns so leicht machen, sie zu zählen«, lachte Bituitos.
    »Um unsere Zahl zu schätzen, brauchen sie keine Späher auszuschicken, denn sie haben uns von dem Hügel dort gut im Blick«, bemerkte Eoc.
    Boudicca lächelte. Während des Marsches waren immer neue Männer zu ihnen gestoßen. Sie selbst hatte nur eine ungefähre Ahnung von der Zahl der Britannier, die in der Ebene lagerten, aber sie übertrafen die Römer mindestens um zehn zu eins.
    »Dann seht nur und zittert«, antwortete Bituitos.
    »Unsere Schwerter gegen sie zu ziehen ist gar nicht nötig«, sagte Drostac mit einem Grinsen. »Wir können sie einfach überrennen und sie niedertrampeln.«
    Boudicca tauschte Blicke mit Tingetorix. Ein zahlenmäßig so großes Heer konnte auch ein Nachteil sein, dennoch würde sie keinen einzigen Britannier nach Hause schicken.
    »Ruh dich etwas aus, Bursche«, sagte sie zu dem Späher. »Ob du dein Schwert oder deine Füße gebrauchst, auf jeden Fall benötigst du morgen all deine Kräfte.«
    »Wir sollten uns alle schlafen legen«, sagte Argantilla ernst. »Auch du, Mutter.« Drostac hatte seinen Sohn am Arm genommen, und auch die anderen erhoben sich langsam.
    »Ich weiß.« Boudicca drückte ihre jüngere Tochter fest. »Aber meine Beine sind zu zappelig, als dass sie jetzt Ruhe finden könnten. Ich werde mir sie erst noch etwas vertreten, und dann lege ich mich hin, versprochen.«
    Argantilla sah sie zweifelnd an, doch Caw nahm ihre Hand. Sie wird geliebt werden, dachte Boudicca und nahm ihren dunklen Umhang, was auch immer mit mir geschieht. Von irgendwo in der Nähe erklang noch immer Gesang, und sie lächelte.
     
    Das Horn tönt, das Carynx erschallt,
    Wenn die Große Königin reitet,
    Weiß, mit roten Ohren, sind ihre sieben Hunde
    Die heilend an ihrer Seite laufen.
    Als hätte ihn das Lied gerufen, erhob sich Bogle von seinem Platz am Feuer und schob den großen Kopf unter ihre Hand. Die anderen Hunde wurden für die Nacht angeleint, aber Bogle ließ sich nicht davon abhalten, ihr auf Schritt und Tritt zu folgen.
    »Du siehst, ich werde nicht allein sein …«, sagte sie zu Argantilla.
    Sie schlenderte durch die Reihen der Wagen, hielt hier und da an, wechselte mit dem ein oder anderen ein paar Worte. Von den Feuern her drang Gesang und Gelächter, vereinzelt auch kratzende und schrappende Geräusche, wenn jemand sein Schwert schliff. Da spitzte der Hund plötzlich die Ohren. Aus den Schatten unter einem der Wagen klangen die leisen Töne eines Liebespärchens. Einige der Frauen waren verheiratet, aber wenn Männer auf dem Feldzug waren, vereinigten sie sich mit jeder Frau, die willig war. Das war ganz natürlich – wenn man dem Tod ins Auge blickt, dann erstarkt das Verlangen, Leben zu erhalten.
    Selbst die Morrigan

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