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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Luft. »Nicht einmal unserem Gebrüll halten sie stand, geschweige denn unseren Schwertern und Speeren!« Wieder holte sie tief Luft, und die Fluchrufe der Menge wandelten sich in rohes Gelächter, das seinen Widerhall im Krächzen der Raben fand, die in den Bäumen saßen.
    Boudicca fühlte, wie sich die Haare auf ihren Armen aufstellten, und spürte, dass die Morrigan ganz in der Nähe war.
    »Seht nur, welch wonnigen Tag uns die Götter bescheren!«, rief sie. Und sie hörte, wie ihre eigene Stimme immer hallender wurde, und wusste, dass der glanzvolle Zauber der Göttin die von den Männern entfachte Energie verstärkte. »Römisches Blut wird ein würdiges Opfer sein! Seht nur, wie der Glanz der Jenseitigen Welt alle Dinge durchdringt – denselben Glanz sehe ich in euren Augen flammen. Zieht in die Schlacht! Und mögen die Götter mit euch sein, so wie sie in euch sind!«
    Und in mir … Dieser stumme Gedanke stieg in ihr hoch, als auch der letzte Funken ihrer Angst gewichen war.
    »Denen, die überleben, wird Ehre zuteil bis in alle Zeit; und die, die fallen, werden mit den gesegneten Göttern ein Festmahl halten. In dieser Schlacht werde ich siegen oder niedergehen – das ist die Losung einer Frau! Und was euch angeht – kämpft wie Männer, oder lebt wie Sklaven!«
    Ihre Arme hoben sich, als wollte sie alle umarmen. Nicht mehr die duldsamen Ochsen, die sie unter dem römischen Joch waren, scharrten sie mit den Füßen wie Hengste. In diesem Augenblick liebte Boudicca ihr Volk, wie sie es nie zuvor geliebt hatte.
    »Sei mein Schwert, Boudicca …«, klang die Stimme der Göttin in ihr. »Und ich werde dein Schild sein!«
    »Boudicca! Sieg!«, schrie die Heerschar. »Große Königin! Boudicca!«
    Der Boden bebte, als die Krieger Britanniens aufstampften. Ihr Schlachtruf ließ die Luft derart erzittern, dass Lhiannon am anderen Ende des Feldes den schwingenden Hall bis ins Mark spürte. Und die feinen Härchen auf ihren Armen luden sich auf mit Energie. Selbst damals, als Caratac seine Truppen eingeschworen hatte, hatte sie nicht eine solche Kraft gespürt, aber Caratac hatte auch nur eine Weiße Herrin an seiner Seite gehabt. Heute jedoch würde die Göttin der Raben, die Göttin des Krieges höchstselbst, Britannien führen. Lhiannon hatte ihr Volk bei Durovernon kämpfen sehen, an den Ufern der Tamesa, in den Hügeln der Ordovicer. Aber zum ersten Mal, seit sie in Manduessedum angekommen war, begann sie an einen möglichen Sieg zu glauben.
    Sie saß im Wagen, stand nun auf und legte die Hand beschirmend vor die Augen, während der Streitwagen mit Argantilla und Rigana sich einen Weg durch die Reihen der Krieger bahnte, durch die Furt rumpelte und in Richtung des Halbkreises der anderen Wagen abdrehte. Caw, der von der Königin ausdrücklich Anweisung hatte, bei ihnen zu bleiben und sie zu beschützen, ging ruhelos nebenher, und Bogle riss jaulend an seiner Leine. Lhiannon verstand ihre Enttäuschung. Inzwischen spürte sie die Energie, die Boudicca heraufbeschworen hatte, in ihren Adern pochen. Wie gern hätte auch sie nun ein Schwert in der Hand!
    Der Rest des Heeres setzte sich in Richtung Feind in Bewegung. Hin und wieder preschte ein einzelner Krieger vor, fuchtelte mit dem Schwert und rief Schmähungen. Wie fühlten sich die Römer wohl, in ihre schwitzigen Rüstungen gezwungen, in abwartender Haltung, bis diese Horden sie überrollten? Sie mussten sich fühlen, als wollten sie sich der hereinbrechenden Flut des Meeres erwehren.
    Der Streitwagen hielt an, und Argantilla sprang heraus, eilte in Caws Arme. Rigana blieb, wo sie war, sah sich mit einem überlegenen Lächeln um. Dann nahm sie ihren Helm, der ungeschmückt war und eine runde Spitze hatte, und stülpte ihn über die rotbraunen Zöpfe. Ein ärmelloses Kettenhemd trug sie bereits.
    Wie Boudicca bereits geahnt hatte – ihre ältere Tochter hatte offenbar nicht vor, brav bei den Wagen zu bleiben. Lhiannon konnte sich nur schwer entschließen, sie aufzuhalten, wo es sie selbst doch alle Beherrschung kostete, nicht mit ihr zu ziehen. Stattdessen hob sie die Hände und segnete sie.
    »Möge die Stärke des Sucellos dich behüten, möge die Gewandtheit des Lugos deinen Arm führen, und möge der Zorn der Cathubodva dich zum Sieg führen!«
    Rigana antwortete mit einem blitzenden Lachen, das dem ihrer Mutter derart ähnelte, dass Lhiannon das Herz wehtat. Sie und Boudicca waren am Morgen fast wortlos auseinandergegangen. Die Königin war innerlich

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