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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bereits bei den Anforderungen des Tages gewesen, und die Priesterin hatte den Kopf voll mit allerlei anderen Gedanken gehabt. Außerdem hatten sie am Abend zuvor alles Nötige gesagt. Doch erst jetzt – da sie das Kind vor sich sah, das sie als kleinen Schreihals gewickelt hatte und das nun vor ihr stand, bewaffnet und bereit, dem Feind entgegenzutreten -erkannte Lhiannon, dass für all das, was sie Boudicca gern sagen wollte, nicht genug Zeit gewesen wäre, auch wenn sie die ganzen Jahre hindurch bei ihr geblieben wäre.
    Rigana zog einen der Wurfspeere aus dem Steckschaft seitlich am Wagen und schwang ihn durch die Luft. Dann zog Calgac kräftig an den Zügeln, und die Pferde schossen davon.
    Boudicca versteifte sich, als der Streitwagen sich mit einem Ruck in Bewegung setzte. Die anderen fünf Kriegsstreitwagen, welche die Britannier noch rechtzeitig instand setzen konnten, rumpelten hinterher. Ihre Kriegslust war ungebrochen. Sie warf einen flüchtigen Blick zurück und sah am hinteren Ende Riganas Helm blitzen. Doch sie hatte keine Zeit, sie vor dieser Dummheit zu bewahren oder gar überrascht zu sein, denn sie standen unmittelbar vor dem Feind. Der verschwommene Haufen am Horizont begann sich aufzulösen, Schilde und Helme ordneten sich in gleichmäßigen Abständen neu, jeder Mann mit einem Wurfspieß bewaffnet. Doch jegliche Hoffnung, die Kolonne der Streitwagen könnte den Feind einschüchtern, schwand, als der Hang immer steiler und die Pferde immer langsamer wurden.
    Der römische Feldherr hatte seine Männer zu drei Einheiten geordnet. In der Mitte stand eine achtreihige Kohorte, die versetzt gegliedert war und weite Abstände zwischen den einzelnen Reihen ließ. Zu beiden Seiten hatte jeweils eine leichter bewaffnete Hilfstruppe in einer geschlossenen Reihe Aufstellung bezogen. Die Kavallerie musste irgendwo im Wald dahinter in Deckung liegen.
    »Dreh bei!«, sagte sie zu Tascio. »Direkt auf die Kampflinie zu …«
    Und mit einem Bittgebet an Cathubodva zog sie einen Speer, riss den Arm zurück und warf. Ihr erster Wurf reichte nicht weit genug, doch der zweite Speer flog über die Frontlinie hinweg und durchbohrte den Hals eines Mannes in der zweiten Reihe.
    »Das erste Blut fließt für uns!« Sie lächelte knurrend.
    Ein Schaudern lief durch die Reihen des Feindes, doch ein knapper, schneidiger Befehl auf Lateinisch brachte wieder Ruhe hinein. Boudicca warf einen Speer nach dem anderen. Einige prallten an den Schilden ab, aber etliche trafen mitten hinein in die Schlachtreihen. Als sie alle Speere verschossen hatte, lenkte Tascio die Pferde zurück den Hügel hinab. Kurz darauf hörte sie die anderen Wagen nachkommen, aber nichts deutete auf einen Vorstoß der Römer.
    Als sie sich den eigenen Schlachtreihen näherte, zog sie ihr Schwert, gab das Signal, und ein keltischer Pfeilhagel schoss wie eine ziehende Wolke durch die Luft. Vielleicht stachelte das die Römer zum Angriff an. Ihre zahlenmäßige Überlegenheit nützte den Britanniern nichts, solange es ihnen nicht gelang, den Feind von den bewaldeten Hängen zu locken, die ihren Flanken Schutz boten.
    Die Krieger wichen zur Seite und machten den Streitwagen Platz. Am Rand des Feldes warteten Männer, um die Pferde still zu halten. Als Boudicca den Schild hob und sich wieder an die Front aufmachte, zogen Bituitos und Eoc mit einer traditionellen Triadenformation nach. Es war tröstlich und ermutigend, diese Männer im Gefolge zu haben, die ihren Gemahl stets begleitet hatten – und es kam ihr so vor, als wäre Prasutagos selbst mit dabei.
    Als sie am Ende der britannischen Schlachtreihe angekommen war, erspähte sie einer der Carynx-Bläser und ließ eine triumphierende Fanfare erschallen. Alle anderen Bläser fielen sogleich ein, und die Zungen der drachenköpfigen Instrumente dröhnten wie ein wild gewordener Bienenhaufen. Tascio eilte vorbei, um sich zu seinem Vater und seinem Bruder zu gesellen. Sie fühlte, wie sie vom aufgestachelten Zorn ihrer Krieger getragen wurde, sobald das Heer der Britannier unter lautem Kriegsgeschrei nach vorn preschte.
    Als Lhiannon mit Caratac in den Bergen gewesen war, hatte sie einmal das ferne Donnern einer Lawine vernommen. Und das Dröhnen, das sie jetzt vom Schlachtfeld her hörte, klang in ihren Ohren genauso spannungsgeladen – als würde jederzeit eine Lawine losbrechen. Das Licht brach sich auf den Spitzen der zahllosen, gerichteten Speere.
    Lhiannons Wagen stand am nördlichen Ende der Kampflinie am

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