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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wurden hinunter zum Wasser geschleift und an einen Pfosten gehängt, der unverkennbar schon öfter zu diesem Zweck benutzt worden war. Als sie fertig waren, stapelten sie die Eingeweide neben den Dornenbaum auf einen Haufen und kippten den Rest des Kadavers in den Teich.
    Die morgendliche Stille wurde jäh durchbrochen vom triumphierenden Krächzen der Raben, die sich nun auf ihren Anteil des Festmahls stürzten. Der Saum am Umhang des Erzdruiden war blutig. Und auch die Vorderseite von Prasutagos’ Tunika war blutrot, denn er hatte den Kopf des Pferdes gewiegt, als es starb. Der Geruch von geröstetem Pferdefleisch erfüllte die Luft, löste in Boudicca abwechselnd Übelkeit und Hunger aus.
    Alles ist einem anderen Nahrung …, dachte sie. Möge auch mein Tod einmal so lohnend sein, wenn meine Zeit gekommen ist. Und sie war sich nur zu bewusst darüber, dass all die, die das Festmahl teilten, das Opfer nicht nur gaben, sondern selbst Teil des Opfers waren.

VIER
    »Helve wollte nicht, dass ich neben dir sitze«, sagte Coventa zu Boudicca. Boudiccas pelzgesäumter Umhang schlug weite Falten, war noch immer groß genug für beide, sich darin einzuwickeln, während sie im Haus saßen und darauf warteten, dass das Mittwinterfest begann. »Aber es ist mir egal, wenn sie mich morgen dafür schimpft, solange du mich heute Abend warm hältst.«
    Der herrliche Sommer war einem Winter gewichen, der kälter und feuchter war als alle, die Boudicca seit ihrer Zeit auf Mona erlebt hatte. Aber vielleicht kam es ihr auch nur so vor, weil es schlechte Neuigkeiten gab. Auf jeden Stamm, der einer Vereinigung zugestimmt hatte, kam einer, der sich weigerte.
    Da erklangen plötzlich leise summende Töne, und Boudicca drehte den Kopf. Ihr Blick streifte die Feuerstelle, hinter der Lederhäute aufgespannt und aneinandergeschnürt waren, um den Oberdruiden eine abgeschirmte Nische mit Liegen und kleinen Tischen zu bieten, wo sie ungestört sein konnten. Die Klänge kamen von einem Barden namens Brangenos, der noch nicht lange bei ihnen war und gerade die Saiten seiner sichelförmigen Harfe stimmte. Er stammte von einem Druidenorden aus Gallien und war erst seit Kurzem auf der Insel. Er war groß und dünn, wirkte fast ausgezehrt. In seinem schwarzen Haar war eine weiße Strähne zu sehen. Er war ein viel besserer Harfenspieler als Ardanos, der bislang der oberste Bardenspieler in ihrer Gemeinschaft gewesen war. Doch selbst wenn er lächelte, hatten seine Augen etwas Trauriges.
    Als er mit dem Stimmen fertig war, ging die Tür auf, und der Erzdruide trat ein. Zum feierlichen Anlass trug er über der weißen Robe einen dicken, mit Fransen besetzten Mantel, der aus Wolle in sieben verschiedenen Farben gewebt war. Hinter ihm kamen die Oberdruiden, gefolgt von Ardanos, Cunitor und den anderen jungen Priestern. Wo waren die Priesterinnen?, fragte sie sich, als alle vor der Feuerstelle Platz genommen hatten.
    Auf ein Nicken von Lugovalos hin erhob sich Brangenos, hielt die Harfe in seiner Armbeuge, wo sie wie eine Wiege schaukelte bei seinem Gesang:
     
    Laute Jubelrufe erschallten, priesen den Führer
    der Truppen,
    den König der marschierenden Männer,
    der die Stämme zum Krieg gerufen hat.
    Nun sind sie verstummt, diese Rufe,
    und der Wind spielt auf einer Harfe aus Gebein.
    Der Druide strich die Saiten und entlockte seiner Harfe wimmernde Laute. Er kommt aus dem Land des Vercingetorix, erinnerte sich Boudicca. Wenigstens dort gedenkt man dem einzigen Gallier, der sich gegen Caesar behauptet hat.
    Im ganzen Keltenland kannte man die Geschichte, wie Vercingetorix die gallischen Stämme vereinigt und Wehranlagen auf den Kuppen von Hügeln sowie die Hügel selbst als militärische Stützpunkte genutzt hatte, um Caesars vorrückende Legionen anzugreifen. Am Ende jedoch war er den Römern unterlegen, die ihn in Alesia eingekesselt und ausgehungert hatten.
     
    Der Hochkönig kam zum Herrn der Adler,
    legte die Waffen nieder, um seine Krieger zu retten.
    Namenlos ist sein Grab,
    und der Wind spielt auf einer Harfe aus Gebein.
    Erneut ließen die Saiten wimmernde Töne erklingen. Dann verklang die Harfe. Der gallische König Vercingetorix war in einem Triumphzug durch die Straßen von Rom geführt und in einem Bodenloch eingekerkert worden. Wie er schließlich gestorben war, weiß niemand. Ein fröhlich heiteres Lied zur Wintersonnwende war dies gewiss nicht, dafür ein sehr schönes. Aber warum werden immer nur die Besiegten mit den schönsten

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