Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
übrigen Anwesenden reihten sich dahinter ein, während sich der Zug langsam in Bewegung setzte und auf dem Pfad durch die Felder schritt.
    Irgendwo schlug eine Trommel, Boudicca fühlte das dumpfe Vibrieren der Klänge eher, als dass sie sie hörte. Vielleicht war es aber auch nur ihr eigener Herzschlag. Harfe und Trommel verstummten, als sich aus den Wäldern von Nordosten her der Zug der Männer näherte, angeführt von einem Jüngling mit einer brennenden Fackel und etlichen jungen Burschen, die grüne Zweige trugen. Sie umrundeten den Heiligen Kreis, einen alten, ringförmigen Erdwall, der in etwa so hoch war wie ein ausgewachsener Mann und von niedrigen Gräben umzogen, um dann, am Eingang zum Inneren des Kreises, auf den Zug der Braut zu stoßen.
    Ihre Mutter geleitete sie nach vorn, während die jungen Burschen zu singen anhoben …
     
    Du bist der Mond unter den Sternen,
    Du bist der Schaum auf den Wellen,
    Du bist die Lilie unter den Blumen,
    Du bist der Funke, der die Flamme entzündet,
    Du bist die Liebste.
    Da erschien aus dem Zug der Männer Prasutagos, gekleidet in einen prachtvollen, in sieben Farben schillernden und mit Fransen besetzten Umhang über einer blauen Tunika mit Zierbändern in Blau und Rot, ging auf Boudicca zu und stellte sich neben sie, während die Brautmädchen den Gesang der Jungen erwiderten …
     
    Du bist die Sonne über den Wolken,
    Du bist die brandende Welle,
    Du bist die Eiche im Wald,
    Du bist die Fackel im Licht,
    Du bist der Liebste.
    In der Mitte des Heiligen Kreises wurden sie von König Antedios und Gemahlin samt seinem persönlichen Druiden sowie von Boudiccas Vater in Empfang genommen. Als Boudicca durch den Eingang schritt, überkam sie das seltsame Gefühl, dass sich die Erde bewegte, und Prasutagos musste sie halten, als sie ins Wanken geriet. Sie holte tief Luft und blickte erstaunt um sich. Hier standen keine alten Steine, die Zeugnis gaben von der Vergangenheit, aber Erde war immerhin älter als Stein. Seit wie vielen Menschenleben galt dieser irdene Wall wohl als Heiliger Boden?
    Während ihrer Zeit auf Mona, mitten unter den Druiden, hatte sie sich selbst immer für seelentaub gehalten. Doch nun, da sie um das Feuer ging, das in der Mitte des Walls loderte, wusste sie, dass ihre Anwesenheit dort sie verändert hatte. Als sie diesen Ort als Kind besucht hatte, war er für sie ein Ort wie jeder andere gewesen. Nun aber stand sie im Innern des Walls, sah durch die Öffnung wie durch einen Rahmen hinaus auf die spitzen Dächer der Feste und einen niedrigen Hügel auf der anderen Seite des Flusses und spürte den Energiestrom, der von diesem Ort ausging und sie verband. Alles außerhalb des Kreises schien verschwommen, so, als blicke man durch flirrende Luft über einem Feuer. So muss Lhiannon sich gefühlt haben, als sie in der Feenwelt war, dachte sie. Für einen kurzen Augenblick hatte sie das Gefühl, dass alle Zeitformen parallel abliefen – sie musste die Bilder nur scharf stellen, um richtig sehen zu können.
    Sie fragte sich, ob auch Prasutagos den Energiestrom fühlte, als sie vor dem Feuer stehen blieben. Seine sonst so heiteren Gesichtszüge wirkten ernst, sein Blick nach innen gekehrt. Oder dachte er vielleicht gerade an seine erste Gemahlin und betrauerte die unabdingbare Notwendigkeit, Boudicca ehelichen zu müssen?
    Der Druide, der in ein noch farbenprächtigeres Gewand gehüllt war als Prasutagos, drehte sich zu den anderen. Sein weißer Bart wallte wie gekämmte Wolle bis auf die Brust hinunter und bewegte sich leicht im Wind.
    »Welchen Familien entstammen dieser Mann und diese Frau?«
    »Ich bin hier für Prasutagos, da sein Vater nicht mehr lebt«, sagte Antedios. »Von seiner Stammessippe ist er der Führer. Gebt ihm mit dem Segen seiner Sippe diese Frau zur Gemahlin.«
    »Ich bin hier für Boudicca«, sprach ihr Vater feierlich. »Ich entlasse meine Tochter aus dem Verband der Stammessippe, auf dass sie Teil der Familie ihres Gemahls werden möge. Gebt ihr mit dem Segen ihrer Sippe diesen Mann zum Gemahl.«
    Der Druide ging um das Feuer herum, in der Hand ein Band. Er war klein, vom Alter gebeugt, aber in seinen Augen lag ein Glanz, der sie an Lugovalos erinnerte. »Prasutagos und Boudicca, ihr seid hierhergekommen mit dem Segen eurer Familien, um vor dem Volk, den Ahnen und den Göttern verbunden zu werden. In Fleisch und Geist sollt ihr verbunden sein. Stimmt ihr beide diesem Bund zu?«
    Was, wenn ich Nein sagen würde?, dachte Boudicca

Weitere Kostenlose Bücher