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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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jungen Männern aus guter Familie mit uns nach Rom zurückkehren.«
    Dubnocoveros – Dubi, wie Boudicca ihren Bruder nannte – fuhr verschreckt zusammen, woraufhin sein Vater beruhigend die Hand nach ihm ausstreckte. Von so etwas war bislang nie die Rede gewesen, doch Gewährsmänner zu nehmen gehörte zur römischen Politik. Jetzt war Boudicca klar, weshalb die Könige angewiesen waren, mit ihren Familien zu kommen. Pollio, der römische Statthalter, starrte sie begehrlich an, als hätte er nichts dagegen, auch sie mit nach Rom zu nehmen. Sie würdigte ihn keines Blickes und war froh und dankbar, dass diese Entscheidung nicht bei ihm lag.
    »Erhebt euch, Verbündete Roms!«
    Und dann erhielt zuerst Antedios und nach ihm Prasutagos eine goldene Kette, an der ein Medaillon mit dem Gesicht des Kaisers hing. Anschließend mussten alle nacheinander die Hand des Kaisers küssen und wurden schließlich wieder hinausgeleitet, wo der Tag inzwischen an Wärme verloren hatte – als hätten die Römer ihnen neben ihrer Freiheit auch noch das Sonnenlicht geraubt.
    »Die haben uns sogar die Sterne geraubt«, sagte Boudicca. Lhiannon sah auf, überrascht von der Bitterkeit in den Worten der jungen Frau. Überflüssig zu fragen, wer mit die gemeint war. Die unzähligen Feuer im römischen Lager tauchten den Himmel über ihnen in ein flammendes Rot. Die Wolken reflektierten das Licht, das wusste sie, dennoch hatte der blutrote Schein etwas Beunruhigendes. Sie war mit Lhiannon hinaus ins Feld gegangen, gleich hinter der icenischen Lagerstatt, doch von friedvoller Stille war auch hier nichts zu spüren.
    »Hinter den Wolken leuchten die Sterne immer noch«, sagte Lhiannon besänftigend. »Und eines Tages werden sie auch uns wieder scheinen.«
    »Ist das eine druidische Weissagung? Eure Vorhersagen haben sich ja so ziemlich erfüllt – ihr hättet auf sie hören sollen.« Boudiccas Stimme zitterte vor Kummer.
    »Ja, es sieht zwar düster für uns aus, aber die Römer besitzen bislang nur eine Ecke Britanniens. Wenn es Caratac gelingt, die anderen Stämme zusammenzuziehen …«
    »Er wird mit viel mehr hoffnungsvollem Eifer kämpfen, wenn du die Weissagungen des Orakels für dich behältst«, erwiderte Boudicca und fügte hinzu: »Du hast das römische Lager nicht gesehen, die Männer, Reihe um Reihe, in schweren Rüstungen. Wie kann sich irgendwer gegen diese Römer behaupten?«
    Lhiannon zuckte zusammen, erinnerte sich daran, wie schön die Krieger der Trinovanten anzusehen gewesen waren, als sie vorgeprescht waren und sich mit ihren nackten Körpern der römischen Linie gestellt hatten.
    »Komm mit mir zurück nach Mona. Auf der Druideninsel bist du in Sicherheit.« Der Weg führte sie an einer Dornhecke entlang, aus deren Schatten plötzlich ein Hase sprang und wilde Haken schlagend über das grasige Feld davonschoss.
    »Glaubst du das wirklich? Wir haben doch beide Mearans letzte Worte vernommen, die sie in der Stunde ihres Sterbens sagte. Die Römer wissen ganz genau, dass ihre Macht über Britannien erst gesichert sein wird, wenn sie auch die Druiden beseitigt haben. Sie werden Mona finden. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Lhiannon entfernte sich ein wenig, sie errichtete gewissermaßen einen geistigen Schutzschild gegen die verzweifelte Wut ihrer jüngeren Freundin. »Ich muss glauben, dass es Hoffnung gibt«, sagte sie mit leiser Stimme. »Selbst wenn ich damit falsch liege. Ich kann die Männer nicht verraten, die ich an der Tamesa und am Middle River habe sterben sehen, indem ich jetzt alle Hoffnung aufgebe.«
    »Oh, tut mir leid! Ich wollte dich nicht verletzen!« Boudicca streckte die Arme nach ihr aus. »Als ich hierherkam, habe ich meinen Vater verachtet, weil er so leicht aufgab. Aber jetzt denke ich, dass er recht hatte. Nur indem wir kooperieren, können wir überhaupt ein Stück Unabhängigkeit bewahren.«
    »Also wirst du bleiben und Prasutagos heiraten?«
    »Jetzt, wo sie Dubi als Gewährsmann haben, braucht unsere Familie ein festes Bündnis mit der anderen königlichen Linie der Icener. Auf Mona wäre ich nie mehr als eine unbedeutende Priesterin. Als Königin der Icener aber kann ich unserem Volk vielleicht helfen.«
    Schweigend gingen sie weiter, bis sie auf dem Fuhrweg nach Camulodunon standen. Die einbrechende Dunkelheit verbarg die schlimmsten Zerstörungen, aber selbst nachts war es in der Festung nie so unheimlich still gewesen.
    »Wird er dich lieben?«, fragte Lhiannon nach einer Weile.
    »Ist das

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