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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einer Kirche, und König Artus betrachtete sie ernst und prüfend, als sei sie eine Fremde, und er wisse nicht genau, ob Freund oder Feind.
    Gwenhwyfar antwortete: »Ich danke Euch, mein Gemahl und Gebieter. Wie Ihr seht, habe ich die Mitgift – Männer und Pferde – bei mir…«
    »Wie viele Pferde?« fragte Artus rasch. Verwirrt dachte Gwenhwyfar:
Was verstehe ich schon von seinen kostbaren Pferden? Muß er so deutlich zeigen, daß er bei diesem Ehegeschäft mehr auf die Pferde aus ist als auf mich?
Sie richtete sich zu voller Größe auf – sie war größer als manche Männer – und erwiderte mit Würde: »Ich weiß es nicht, mein Herr und Gebieter. Ich habe sie nicht gezählt. Die Frage müßt Ihr Eurem Ritter stellen. Der edle Lancelot wird Euch sicher die Zahl bis hin zur letzten Stute und den Fohlen nennen können.«
    Ein tapferes Mädchen,
dachte Igraine und bemerkte, wie Artus unter der Zurechtweisung errötete. Er lächelte reumütig: »Vergebt mir, Herrin. Niemand erwartet, daß Ihr Euch mit solchen Dingen abgebt. Ich bin sicher, Lancelot wird mir zur rechten Zeit darüber Bericht erstatten. Ich dachte auch an die Männer, die Euch begleiten… es ist nur richtig, daß ich sie als meine neuen Untertanen ebenso willkommen heiße wie ihre Herrin und meine Königin.« Einen Augenblick lang wirkte er beinahe so jung wie er tatsächlich war. Artus warf einen Blick auf das Gedränge von Soldaten, Pferden, Karren, Ochsen und Treibern, streckte hilflos die Hände aus und sagte: »In diesem Durcheinander werden sie mich vermutlich ohnedies nicht hören. Erlaubt mir, Euch zum Burgtor zu geleiten.« Er nahm sie bei der Hand und führte sie auf einem möglichst trockenen Pfad davon. »Ich fürchte, dies ist ein trostloses altes Gemäuer; es war die Feste meines Vaters, ich kann mich aber nicht daran erinnern, je hier gelebt zu haben. Wenn uns die Sachsen einmal Ruhe gönnen, werden wir vielleicht einen Platz finden, der Euch angenehmer ist. Im Augenblick müssen wir uns damit zufriedengeben.« Als er sie durch das Tor der Burg führte, streckte Gwenhwyfar die Hand aus und berührte die Mauer. Sie war aus mächtigen, harten Steinen und erhob sich hoch und sicher, als habe sie seit Anbeginn der Welt hier gestanden. Ja, hier war sie sicher!
    Beinahe liebevoll ließ sie die Finger über die Mauer gleiten: »Ich finde es schön hier. Ich bin überzeugt, die Burg ist sicher… ich meine, ich werde hier sicher glücklich sein.«
    »Ich hoffe es, Herrin… Gwenhwyfar.« Er sprach zum ersten Mal ihren Namen aus, aber mit einem merkwürdigen Akzent. Plötzlich überlegte sie, wo er wohl aufgewachsen war. »Ich bin sehr jung, um die Verantwortung für all das hier zu tragen… für die Männer und das Reich. Ich freue mich, jemanden zu haben, der mich dabei unterstützt.« Seine Stimme schwankte, als fürchte er sich. Aber wovor in aller Welt konnte ein Mann sich fürchten? »Mein Onkel Lot, der König von Orkney… er ist mit der Schwester meiner Mutter verheiratet… Lot sagt, seine Frau Morgause regiert so gut wie er, wenn er im Krieg oder bei einer Ratsversammlung ist. Ich bin bereit, Euch die gleiche Ehre zuteil werden zu lassen, Herrin. Ihr sollt an meiner Seite herrschen.«
    Die Angst schlug Gwenhwyfar wieder in Bann. Wie konnte er das von ihr erwarten? Wie konnte es Aufgabe einer Frau sein, zu herrschen?
    Was kümmerte es sie, was die Barbaren, die wilden Stammesfürsten im Norden oder ihre schrecklichen Frauen, taten? Mit zitternder Stimme antwortete sie zaghaft: »Ich würde mir das nie anmaßen, mein Herr und Gebieter.«
    Igraine ließ sich energisch vernehmen: »Artus, mein Sohn, was denkt Ihr Euch? Das Mädchen ist zwei Tage lang geritten und völlig am Ende seiner Kraft. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Staatsgeschäfte zu besprechen. Uns klebt noch der Straßenschlamm an den Schuhen. Ich bitte Euch, überlaßt uns Euren Kammerherren. Ihr habt morgen Muße genug, Euch mit Eurer Braut bekannt zu machen!«
    Gwenhwyfar dachte:
Seine Haut ist noch heller als meine.
    Zum zweiten Mal erlebte sie, daß König Artus wie ein getadeltes Kind errötete. »Ich bitte um Vergebung, Mutter, und auch Euch, Herrin.« Er hob die Hand, und ein dunkler schlanker Mann mit einer Narbe im Gesicht kam hinkend auf sie zu.
    »Mein Pflegebruder Cai, mein Hofmarschall. Cai, dies ist Gwenhwyfar, meine Herrin und Eure Königin.«
    Cai verbeugte sich lächelnd: »Ich stehe zu Euren Diensten.«
    »Wie Ihr seht«, fuhr Artus fort,

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