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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Herrin? Es ist uns eine große Ehre, Euch hierzuhaben, solange Ihr zu bleiben wünscht.«
    Oh, wenn ich doch nur bleiben könnte! Es ist so friedlich hier…
Mit sichtbarem Bedauern erwiderte Gwenhwyfar: »Ich kann nicht. Ich muß nach Caerleon zurückkehren.«
    Sie konnte es nicht erwarten, Artus die gute Nachricht zu überbringen, die Nachricht von seinem Sohn…
    »Der Großkönig muß… vom Tod seiner Mutter unterrichtet werden.«
    Und da sie wußte, was die Äbtissin zu hören wünschte, fügte sie rasch hinzu: »Seid versichert, ich werde ihm berichten, wie gut Ihr seine Mutter behandelt habt. Sie hatte alles, was sie sich in den letzten Lebenstagen wünschen konnte.«
    »Es war uns eine Freude. Wir alle haben Lady Igraine geliebt«, sagte die alte Nonne. »Eure Begleitung wird in den frühen Morgenstunden bereitstehen, so Gott will. Möge Er Euch gutes Wetter gewähren.«
    »Morgen? Warum nicht heute?« fragte Gwenhwyfar. Dann unterbrach sie sich… nein, das wäre beleidigende Hast. Sie hatte nicht gewußt, daß sie sich so danach sehnte, Artus die Neuigkeit mitzuteilen, um den stillen Vorwurf der Unfruchtbarkeit ein für allemal aus der Welt zu schaffen. Sie legte der Äbtissin die Hand auf den Arm: »Ihr müßt jetzt viel für mich beten und für eine gute Geburt des Thronerben.«
    »Oh, Herrin«, das runzelige Gesicht der Äbtissin verzog sich vor Freude darüber, von der Königin ins Vertrauen gezogen zu werden, »o ja, wir werden für Euch beten. Alle Schwestern werden mit Freude daran denken, daß wir die ersten sind, die für den neuen Prinzen beten.«
    »Ich werde Eurem Konvent Geschenke übergeben lassen…«
    »Gottes Geschenke und Gebete sind nicht mit Gold zu bezahlen«, erwiderte die Äbtissin förmlich. Trotzdem wirkte sie erfreut. Im Raum neben Igraines Kammer, in dem Gwenhwyfar während der letzten Nächte geschlafen hatte, packte ihre Kammerfrau die Satteltaschen.
    Bei Gwenhwyfars Eintreten blickte sie auf und sagte verdrießlich: »Es vereinbart sich nicht mit der Würde einer Königin, Herrin, nur mit einer Kammerfrau zu reisen. Jede Gemahlin eines Ritters hätte mehr! Ihr solltet noch eine Dienerin aus dem Kloster mitnehmen und eine Edelfrau, um Euch zu begleiten.«
    »Dann laß dir von einer Laienschwester helfen«, erwiderte Gwenhwyfar, »aber je weniger wir sind, desto schneller kommen wir vorwärts.«
    »Draußen erzählt man, die Sachsen sind an der Südküste gelandet«, schimpfte die Frau weiter, »bald wird man in diesem Land nirgends mehr sicher reiten können.«
    »Rede keinen Unsinn«, erwiderte Gwenhwyfar. »Die Sachsen im Süden sind durch ein Bündnis mit den Ländern des Großkönigs zum Frieden verpflichtet. Sie wissen, was König Artus' Legion bewirken kann. Sie haben die Schlacht im Wald von Celidon nicht vergessen. Glaubst du, sie wollen wohlfeiles Futter für die Raben werden? Wir werden auf jeden Fall bald in Caerleon zurück sein, und am Ende des Sommers zieht der Hof nach Camelot ins Sommerland… den Barbaren ist es nie gelungen, die Römer aus dieser Feste zu vertreiben. Sie hat jedem Angriff standgehalten. Der edle Cai ist bereits dort und läßt eine große Halle für Artus' Tafelrunde bauen, damit er mit allen Rittern und Königen beim Mahl zusammensitzen kann.«
    Das brachte die Frau wie erhofft auf andere Gedanken. »Camelot liegt in der Nähe Eurer Heimat, nicht wahr, Herrin?«
    »Ja, von Camelot aus sieht man über dem Wasser das Inselreich meines Vaters. In meinen Kindertagen war ich einmal dort«, antwortete Gwenhwyfar und erinnerte sich, wie man sie als kleines Mädchen mit zu den Ruinen der alten römischen Festung genommen hatte – noch bevor man sie zu den Nonnen nach Ynis Witrin schickte. Mit Ausnahme der alten Mauern hatte es dort wenig zu sehen gegeben, und der Priester versäumte nicht, sie auf die Vergänglichkeit allen irdischen Ruhms und menschlichen Tuns hinzuweisen …
    In dieser Nacht träumte sie, auf der Anhöhe von Camelot zu stehen. Aber vom Seeufer stiegen Nebel auf, und die Insel schien in einem Wolkenmeer zu schwimmen. Auf der entgegengesetzten Seite sah sie den hohen Berg von Ynis Witrin mit den Ringsteinen, obwohl sie wußte, daß die Priester die Ringsteine vor hundert Jahren gestürzt hatten. Und eine Sinnestäuschung gaukelte ihr vor, Morgaine stehe auf dem Berg. Morgaine mit einem Kranz aus kahlen Weidenzweigen lachte sie aus und verspottete sie. Dann stand Morgaine neben ihr auf den Mauern von Camelot, und sie blickten

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