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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gemeinsam über das Sommerland bis hin zur Insel der Priester. Sie sah die alte Heimat, wo ihr Vater Leodegranz König war, und die Dracheninsel im Nebel.
    Morgaine trug seltsame Gewänder und eine hohe Doppelkrone auf dem Haupt; sie stand so, daß Gwenwyfar sie nicht richtig
sehen
konnte, sondern nur wußte, daß sie dort stand. Sie sagte:
Ich bin Morgaine, die Fee. Ich will dir alle diese Reiche schenken, und du sollst Königin über sie sein, wenn du vor mir niederkniest und mich anbetest.
    Gwenhwyfar fuhr erschreckt aus dem Schlaf auf, und Morgaines spöttisches Lachen klang ihr noch in den Ohren. Das Zimmer war leer und still bis auf das Schnarchen ihrer Kammerfrau, die auf einem Lager in der Ecke schlief. Gwenhwyfar bekreuzigte sich und legte sich wieder hin. Beim Einschlafen schien sie in das klare, im Mondlicht glänzende Wasser eines Teichs zu blicken. Aber nicht ihr Gesicht spiegelte sich darin, sondern Morgaines bleiches Antlitz mit der Weidenkrone, wie die Bauern sie immer noch für die Erntepuppen machten, blickte ihr aus weiter Ferne entgegen. Wieder mußte Gwenhwyfar sich aufsetzen und bekreuzigen, ehe sie wirklich schlafen konnte.
    Wie ihr schien, weckte man sie nur allzu früh; aber sie hatte selbst darauf bestanden, im ersten Licht des neuen Tages aufzubrechen. Der Regen trommelte auf das Dach, als sie bei Kerzenlicht ihr Kleid anzog
    – wenn sie in dieser Gegend darauf warten wollten, bis es aufhörte zu regnen, wären sie noch im nächsten Jahr hier. Gwenhwyfar fühlte sich benommen, und ihr war übel – mit gutem Grund, wie sie wußte. Verstohlen betastete sie ihren noch flachen Leib, wie um sich zu versichern, daß es wirklich stimmte. Sie hatte keine Lust zu essen, nahm aber pflichtschuldigst etwas Brot und kaltes Fleisch… vor ihr lag ein langer Weg. Wenn ihr nicht danach war, im Regen zu reiten, hatten die Sachsen oder Wegelagerer vielleicht noch weniger Lust, ihre Lager zu verlassen…
    Sie hüllte sich in ihren wärmsten Mantel und zog sich die Kapuze fest um den Kopf, als die Äbtissin eintrat. Nach ein paar förmlichen Worten des Dankes für die reichen Geschenke, die Gwenhwyfar in ihrem und in Igraines Namen hatte überreichen lassen, kam die Äbtissin zum eigentlichen Anlaß ihres Abschiedsbesuches. »Wer regiert jetzt in Cornwall, Herrin?«
    »Oh… ich weiß es nicht genau«, antwortete Gwenhwyfar und versuchte, sich Artus' Worte ins Gedächtnis zurückzurufen. »Ich weiß, der Großkönig gab Igraine Tintagel bei unserer Hochzeit, damit sie ein Heim hatte, und ich vermute, jetzt fällt es an die Herzogin Morgaine, Igraines Tochter aus ihrer Ehe mit Herzog Gorlois. Ich weiß nicht einmal, wer dort Burgvogt ist.«
    »Ich auch nicht«, antwortete die Äbtissin, »vermutlich ein Bediensteter oder Ritter der Lady Igraine. Deshalb bin ich zu Euch gekommen, Herrin… die Burg Tintagel ist eine allseits begehrte Festung und muß bemannt sein, sonst wird es auch in dieser Gegend Krieg geben. Ich nehme an, wenn Lady Morgaine verheiratet ist und hier leben will, wird alles gut. Ich kenne die Herzogin nicht, aber ich glaube, als Igraines Tochter ist sie eine gute Frau und eine gute Christin.«
    Ihr irrt Euch,
dachte Gwenhwyfar und glaubte wieder, das spöttische Gelächter aus dem Traum zu hören. Aber sie wollte einer Fremden gegenüber nichts Schlechtes über König Artus' Schwester sagen.
    Die Äbtissin bat sie: »Überbringt dem König diese Botschaft, Herrin… jemand sollte in Tintagel regieren. Nach dem Tod Gorlois' gab es Gerüchte im Land, daß der alte Herzog einen Bastard hat und andere Blutsverwandte. Sie könnten jetzt versuchen, das Land mit Gewalt an sich zu bringen. Solange Igraine lebte, wußte jeder, daß sie Artus' Rechte vertrat. Jetzt wäre es gut, wenn der König einen seiner besten Ritter hierher entsendete… vielleicht den Gemahl der Herzogin Morgaine.«
    »Ich werde es Artus berichten«, erwiderte Gwenhwyfar. Und als sie sich auf den Weg machte, dachte sie über die Worte der Äbtissin nach. Sie verstand wenig von Regierungsgeschäften, aber sie erinnerte sich, daß vor Uthers Thronbesteigung große Unruhen das Land erschüttert hatten, die neu aufbrachen, als er starb, ohne einen Erben zu hinterlassen. Sie stellte sich vor, etwas Ähnliches könne in Cornwall geschehen, wenn hier niemand mit fester Hand das Gesetz vertrat.
    Morgaine war Herzogin von Cornwall, und sie sollte nach Tintagel kommen, um ihre Herrschaft auszuüben. Dann dachte Gwenhwyfar daran, was Artus

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