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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Manche wirkten wie Ungeheuer, andere wie Drachen. Morgaine fand zu der Geisteshaltung zurück, die sie in Avalon besessen hatte. Es gab hier nichts, das ihr etwas zuleide tun wollte, wenn sie nichts Böses im Schilde führte. Jetzt folgte sie dem verborgenen Pfad. Auf halbem Weg mußte sie durch die Nebel stoßen, sonst würde sie in den Klostergarten hinter der Küche der Mönche gelangen. Sie zwang sich, nicht an die zunehmende Dunkelheit zu denken und versenkte sich in den Gedanken an ihr Ziel, das sie erreichen wollte. Wie durch einen Zauber geführt, ging sie darin, als tanze sie auf dem schlangenförmigen Weg, der den Berg hinauf zu den Ringsteinen führte… Sie bewegte sich geräuschlos, mit halbgeschlossenen Augen, und setzte behutsam einen Fuß vor den anderen. Sie spürte schon die kalten Nebel…
    Viviane hatte es nicht als großes Unrecht empfunden, daß sie bei ihrem Halbbruder gelegen und ihm ein Kind geschenkt hatte… ein Kind der alten Königslinie von Avalon… Königlicher als selbst Artus. Hätte sie Lancelot einen Sohn geboren, hätte er in Avalon erzogen und einer der größten Druiden werden können. Aber was wurde aus ihrem Sohn? Wie konnte sie Gwydion in Morgauses Händen lassen?
    Morgaine dachte:
Ich bin keine richtige Mutter. Ich hätte meinen Sohn zu mir nehmen müssen.
Aber sie wollte Artus nicht unter die Augen treten und ihm sagen müssen, daß dies sein Kind war. Sie wollte nicht, daß Priester und Hofdamen sie ansahen und tuschelten:
Dies ist die Frau, die nach den alten heidnischen Gebräuchen der Stämme dem Gehörnten ein Kind geboren hat. Diese Heiden bemalen sich die Gesichter, tragen Geweihe und mischen sich wie Tiere unter die Hirsche…
    Dem Jungen ging es gut, wo er war. Artus' Hof war nicht der richtige Platz für ihn. Und was hätte sie mit einem kleinen Dreijährigen tun sollen, der hinter ihr herlief und hinter Artus…? Aber manchmal dachte Morgaine an ihn und erinnerte sich an die Abende, wenn man ihn ihr brachte. Er hatte getrunken und duftete süß; sie hielt ihn auf dem Schoß und liebkoste ihn. Sie dachte an nichts, und ihren Körper durchströmte beseligendes Glück. Wann war sie je so glücklich gewesen?
Nur einmal… als ich mit Lancelot auf dem Berg in der Sonne lag… als wir am Seeufer Enten fingen…
    Plötzlich sah sie sich um und bemerkte, daß sie inzwischen hätte weiter sein müssen. Die Nebel sollten längst hinter ihr liegen und sie auf dem festen Boden von Avalon stehen. Tatsächlich, der Sumpf lag hinter ihr… dort standen Bäume, und der Weg war fest und trocken. Sie stand nicht im Garten der Priester. Eigentlich sollte sie auf dem Feld hinter dem Haus der Jungfrauen sein, bei den Obstgärten. Sie mußte sich überlegen, was sie sagen würde, falls man sie hier fand. Sie mußte den Leuten von Avalon beweisen, daß sie ein Recht hatte, hier zu sein. Hatte sie tatsächlich das Recht?
    Irgendwie schien es weniger dunkel zu sein. Vielleicht ging der Mond auf. Vor drei oder vier Tagen war Vollmond gewesen. Bald mußte es hell genug sein, um alles deutlich zu erkennen. Sie konnte nicht erwarten, daß die Insel noch aussah wie früher, als sie hier gelebt hatte und sich selbst im Dunkeln überall zurechtfand. Morgaine umklammerte die Zügel des Pferdes und fürchtete plötzlich, vom Weg abzukommen.
    Es wurde tatsächlich heller; sie sah die Sträucher und Bäume jetzt ziemlich deutlich. Aber wo war der aufgehende Mond? War sie im Kreis gelaufen, während sie mit halbgeschlossenen Augen den Pfad ging, der durch die Nebel von einer Welt in die andere führte? Wenn sie doch nur etwas wiedererkennen würde! Über ihr wölbte sich ein klarer, wolkenloser Himmel, aber sie konnte auch keinen Stern entdecken.
    Vielleicht war sie zu lange nicht hier gewesen. Aber merkwürdigerweise stand immer noch kein Mond am Himmel… Und dann lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken, und das Blut schien ihr in den Adern zu erstarren. Sie erinnerte sich an den Tag, als sie Kräuter suchen wollte, um das Kind abzustoßen. War sie wieder in das verzauberte Land gelangt? In die Welt, die weder Britannien noch das verborgene Avalon war, sondern ein älteres, dunkleres Land, in dem es keine Sterne und keine Sonne gab? Morgaine spürte, wie ihr das Herz im Halse klopfte. Sie klammerte sich an den Zügel, lehnte sich an die warme, schweißbedeckte Flanke des Pferdes und spürte die festen Muskeln und Knochen. Sie hörte das sanfte Schnauben…
    Wenn sie eine Weile ruhig

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