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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Kinder geboren, unter anderem auch diesen unseligen Lancelot, der an Artus
'
Hof alles so auf den Kopf stellt, daß selbst wir hier erfahren, wie sehr die Königin ihn begünstigt.
Und dann fragte sie sich:
Vielleicht hatte Viviane gar nichts gegen das Kind einzuwenden? Ich weiß nur, daß Morgaine sich mit Avalon überwarfen hat. Aber vielleicht lag das auch an Morgaine und nicht an der Herrin vom See…
    Morgause stand tief in Gedanken versunken im Hof. Gwydion berührte sie am Arm und murmelte beinahe unhörbar: »Deine Gäste, Mutter.«
    Morgause sank vor Viviane in einen tiefen Knicks. Die Herrin vom See schien kleiner geworden zu sein. Früher hatte sie alterslos gewirkt, aber jetzt sah man deutlich, daß sie nicht mehr die Jüngste war. Sie hatte ein faltiges Gesicht und tiefliegende Augen. Aber das gewinnende Lächeln und die tiefe, melodische Stimme waren ihr geblieben.
    »Oh, es ist schön, dich wiederzusehen, kleine Schwester«, sagte sie und zog Morgause in ihre Arme. »Wie lange ist es her? Ich zähle die Jahre nicht gern. Wie jung du aussiehst, Morgause. Du hast so hübsche Zähne, und deine Haare glänzen wie eh und je. Du hast Kevin, den Harfner, bei Artus' Hochzeit kennengelernt, ehe er Merlin von Britannien war.«
    Auch Kevin schien älter geworden zu sein. Er erinnerte an eine knorrige, gebeugte alte Eiche. Nun, das paßte sehr gut zu einem Mann, der Umgang mit Eichen pflegte… Morgause spürte, wie sie spöttisch den Mund verzog. »Seid willkommen, Großer Harfner… Ehrwürdiger Merlin, sollte ich sagen. Wie geht es dem edlen Taliesin? Weilt er noch unter den Lebenden?«
    »Er lebt«, erwiderte Viviane. Während sie sprach, stieg noch eine Frau aus der Sänfte. »Aber er ist inzwischen alt und gebrechlich und kann eine so lange Reise nicht mehr wagen.« Sie fuhr fort: »Dies ist eine Tochter von Taliesin, ein Kind der Eichenhaine… Niniane. Sie ist deine Halbschwester, Morgause.«
    Morgause erschrak ein wenig, als die jüngere Frau zu ihr kam, sie umarmte und mit lieblicher Stimme sagte: »Ich freue mich, Euch kennenzulernen, meine Schwester.« Niniane war so
jung!
Sie hatte helle rötliche Haare mit einem goldenen Schimmer, und unter langen, seidigen Wimpern strahlten blaue Augen.
    Viviane erklärte: »Niniane begleitet mich jetzt auf meinen Reisen, denn ich bin alt. Sie ist die einzige außer mir in Avalon, die dem alten königlichen Geschlecht entstammt.« Niniane trug das Gewand einer Priesterin. Die schweren Flechten waren über der Stirn gehalten, aber der blaue Halbmond, das Zeichen der Priesterin, leuchtete unübersehbar auf ihrer Stirn. Sie sprach mit der klangvollen, ausgebildeten Stimme einer Priesterin, aber neben Viviane wirkte sie sehr jung und machtlos.
    Morgause rief sich ins Gedächtnis, daß sie als Gastgeberin vor ihren Gästen stand. In Gegenwart der beiden Priesterinnen und dem Druiden kam sie sich vor wie eine Küchenmagd. Dann dachte sie ärgerlich:
Die beiden Frauen sind meine Halbschwestern… und der Merlin, nun ja, er ist nur ein alter Buckliger!
    »Seid willkommen in Lothian und in meiner Halle. Dies ist mein Sohn Agravain. Er vertritt Gawain als Regent, solange Gawain an Artus' Hof weilt. Und dies ist mein Ziehsohn Gwydion.« Der Junge verbeugte sich anmutig vor den hohen Gästen, begrüßte sie aber nur mit einem höflichen Murmeln.
    »Er ist ein hübscher, gutgewachsener Junge«, sagte Kevin. »Das ist also Morgaines Sohn?«
    Morgause hob die Augenbrauen. »Was würde es nützen, es vor jemandem zu verheimlichen, der die Gabe des Gesichts hat, Herr?«
    »Morgaine sagte es mir selbst, als sie erfuhr, daß ich in den Norden nach Lothian reite«, erklärte Kevin, und ein Schatten zog über sein Gesicht.
    »Dann lebt Morgaine wieder in Avalon?« fragte Morgause. Kevin schüttelte den Kopf, und Morgause sah, daß auch Viviane betrübt wirkte.
    »Morgaine ist an Artus' Hof«, antwortete Kevin.
    Viviane erklärte mit zusammengepreßten Lippen: »Sie hat Aufgaben draußen in der Welt. Aber zu gegebener Zeit wird sie nach Avalon zurückkehren. Dort erwartet sie ein Platz, den sie einnehmen muß.«
    Gwydion erkundigte sich leise: »Sprecht Ihr von meiner Mutter, Herrin?« Viviane sah Gwydion direkt in die Augen. Plötzlich wirkte sie groß und eindrucksvoll –
Der alte Zauber der Priesterinnen,
dachte Morgause.
Aber Gwydion hat das noch nie gesehen.
Als die Herrin antwortete, erfüllte ihre Stimme den ganzen Burghof. »Weshalb fragst du mich, Kind, wenn du die Antwort

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