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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Leibesfrucht nicht reifen
    lassen kann… und du, Morgause, siehst darin nichts anderes als eine Gelegenheit, deinen Sohn an die Macht zu bringen.«
    »Denkt nicht, Gwenhwyfar sei unfruchtbar, Viviane.« Kevins Gesicht war bitter. »Sie war schwanger vor der Schlacht am Berg Badon, und sie trug das Kind ganze fünf Monate… sie hätte es sehr wohl zur Welt bringen können. Ich glaube, an ihrer Fehlgeburt war die Hitze schuld, das Eingesperrtsein in der Burg und ihre Angst vor den Sachsen… und ich glaube, aus Mitleid für sie hat König Artus Avalon verraten und das Drachenbanner verworfen.«
    Niniane sagte: »So ist es nicht nur ihre Kinderlosigkeit, Königin Morgause, mit der Gwenhwyfar Artus so großen Schaden zufügte. Sie ist ein Geschöpf der Christenpriester und hat ihn bereits zu sehr beeinflußt. Wenn es eines Tages tatsächlich soweit kommen sollte, daß sie ein Kind zur Welt bringt, das am Leben bleibt, so wäre dies das schlimmste…«
    Morgause glaubte zu ersticken. »Gawain…«
    Viviane unterbrach sie bitter: »Gawain ist ebenso Christ wie Artus. Er will nichts anderes, als Artus in allen Dingen gefallen!«
    Kevin erklärte: »Ich weiß nicht, ob Artus sich wahrhaft dem Christengott verpflichtet fühlt, oder ob hinter allem nur Gwenhwyfar steht. Er bedauert sie und möchte ihr Gutes tun…«
    Morgause sagte verächtlich: »Eignet sich ein Mann zum Herrscher, der um einer Frau willen seinen Schwur bricht? Ist Artus also wortbrüchig geworden?«
    Kevin antwortete: »Ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie er sagte, er würde Christus und die Jungfrau nicht beiseite schieben, nachdem sie ihm den Sieg in der Schlacht am Berg Badon geschenkt haben. Und er sagte noch mehr, als er mit Taliesin sprach… die Jungfrau Maria sei wie die Große Göttin. Sie habe ihm den Sieg geschenkt, um das Land zu retten… und das Banner des Pendragon sei das Banner seines Vaters Uther und nicht das seine.«
    »Trotzdem«, ergriff Niniane das Wort, »besaß er nicht das Recht, das Banner einholen zu lassen. Wir in Avalon haben König Artus auf den Thron gesetzt, und er ist es uns schuldig…«
    Morgause fiel ihr ungeduldig ins Wort: »Was macht es schon, welches Banner über dem Heer eines Königs weht… die Krieger brauchen etwas, was sie zu Heldentaten anfeuert…«
    »Wie üblich übersiehst du, worum es eigentlich geht«, erklärte Viviane. »Wir müssen von Avalon aus lenken, was ihre Träume und ihre Gedanken belebt, oder der Kampf gegen ihren Christus ist verloren. Wenn das geschieht, müssen die Seelen der Menschen in der Sklaverei eines falschen Glaubens leiden! Das Zeichen des Drachen sollte ihnen deshalb immer vor Augen stehen. Es ist das Ziel der Menschheit. Wir dürfen nicht an Sünde und Buße denken!«
    Kevin entgegnete nachdenklich: »Ich weiß nicht… vielleicht wäre es ganz gut, wenn es für die Einfältigen diese niederen Mysterien gäbe, denn dann könnten wir den Weisen die inneren Lehren bringen. Vielleicht ist es den Menschen zu einfach gemacht worden, nach Avalon zu kommen, und deshalb würdigen sie es nicht.«
    Viviane fragte: »Wollt Ihr damit sagen, daß ich ruhig zusehen soll, wie Avalon immer weiter in den Nebeln verschwindet… weiter sogar als das Feenreich?«
    »Ich sage, Herrin«, erklärte Kevin ehrerbietig, aber fest, »es ist vielleicht schon zu spät, um es zu verhindern… Avalon wird immer und für alle Menschen zu finden sein, wenn sie den Weg dorthin suchen… in allen Jahrhunderten und zu allen Zeiten. Wenn sie den Weg nach Avalon nicht finden, ist es vielleicht ein Zeichen, daß sie noch nicht bereit dazu sind.«
    »Trotzdem«, entgegnete Viviane hart, »ich werde Avalon in dieser Welt halten oder bei diesem Versuch sterben.« In der Halle herrschte Schweigen.
    Morgause spürte plötzlich, wie Eiseskälte sie erfaßte. Sie sagte: »Leg Holz aufs Feuer, Gwydion…«, und bot ihren Gästen Wein an. »Trinkt, Schwester. Und Ihr auch, Großer Harfner.« Niniane schenkte den Wein ein. Gwydion saß reglos wie im Traum oder in Betäubung.
    Morgause sagte: »Gwydion, tu, was ich dir aufgetragen habe…«, aber Kevin brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Er flüsterte: »Der Knabe ist in Trance. Sprich, Gwydion…«
    »Überall ist Blut…«, flüsterte er, »Blut… fließt wie das Opferblut auf den alten Altären… Blut ergießt sich über den Thron…« Niniane stolperte und fiel. Der Rest des blutroten Weins ergoß sich über Gwydion und über Vivianes Gewand. Verwirrt

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