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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sehen, wie sie sich aus der Schlinge zieht«, erwiderte Viviane. »Aber ich werde mich nicht hinter falsche Anschuldigungen stellen!«
    »Und doch hat sie zumindest noch einen anderen Feind«, sagte Kevin nachdenklich. »Leodegranz ist vor kurzem gestorben und bald darauf seine junge Gemahlin und ihr letztes lebendes Kind. Jetzt ist Gwenhwyfar Königin im Sommerland. Aber Leodegranz hatte einen Mann in seinem Gefolge… er behauptet, ein Sohn des Königs zu sein, aber ich glaube es nicht… ich vermute, er würde gerne seinen Anspruch auf den Thron untermauern, indem er nach alter Sitte mit der Königin schläft.«
    Gwydion sagte: »Wie gut, daß man hier an Lots höchst christlichem Hof diese Sitte nicht kennt.« Aber er sprach so leise, daß alle vorgeben konnten, ihn nicht gehört zu haben. Morgause dachte:
Er ist wütend, weil ihn niemand beachtet. Das ist alles. Soll ich zornig werden, weil ein junger Hund mich mit seinen kleinen Zähnen beißt?
    »Nach der alten Sitte«, erklärte Niniane und runzelte ihre hübsche Stirn, »ist Gwenhwyfar mit keinem Mann verheiratet, solange sie ihm nicht einen Sohn gebiert. Und wenn ein anderer sie Artus wegnehmen kann…«
    »Und das ist die Frage«, erklärte Viviane lachend. »Artus kann sie mit Waffengewalt verteidigen. Und ich bin sicher, daß er das tut.« Dann wurde sie ernst. »Wir wissen nur das eine: Gwenhwyfar wird unfruchtbar bleiben. Sollte sie wieder schwanger werden, gibt es Zaubersprüche, die dafür sorgen, daß sie das Kind nicht zur Welt bringt oder länger als die ersten Wochen behält. Und Artus' Erbe…«
    Sie schwieg und betrachtete Gwydion, der immer noch wie ein schläfriges Kind den Kopf in Ninianes Schoß gelegt hatte. »Hier sitzt der Sohn der Königslinie von Avalon und ein Sohn des Großen Drachen.«
    Morgause hielt den Atem an. In all den Jahren war ihr nicht einmal in den Sinn gekommen, etwas anderes als ein unglückseliger Zufall könne dazu geführt haben, daß Morgaine ein Kind von ihrem Halbbruder bekam. Jetzt durchschaute sie Vivianes kühnen Plan und erstarrte in ehrfürchtiger Bewunderung – ein Kind von Avalon und von Artus sollte also nach seinem Vater den Thron besteigen…
    Was
geschieht mit dem Hirschkönig, wenn der junge Hirsch herangewachsen ist…?
    Einen Augenblick lang wußte Morgause nicht, ob es ihr eigener Gedanke war oder das Echo der Überlegungen einer der beiden Priesterinnen… Sie hatte immer wieder diese verwirrenden, unvollständigen Augenblicke, in denen das Gesicht zu ihr kam, ohne daß sie in der Lage gewesen wäre, sein Kommen und Gehen zu beherrschen. Und eigentlich hatte sie sich auch nie die Mühe gegeben, es zu tun.
    Gwydion beugte sich mit großen Augen und offenem Mund vor. »Herrin…«, stieß er atemlos hervor. »Ist es wahr… ich bin der Sohn des… Großkönigs?«
    »Ja«, sagte Viviane mit verkniffenem Mund. »Allerdings werden die christlichen Priester das nie gutheißen. Für sie ist es die größte aller Sünden, daß ein Mann von seiner Schwester ein Kind hat. Sie halten sich für heiliger als die Göttin selbst, die die Mutter von uns allen ist. Aber so ist es.«
    Kevin wandte sich um. Langsam und unter großen Schmerzen kniete er vor Gwydion nieder.
    »Mein Herr und Prinz und mein Gebieter«, sagte er. »Kind der Königslinie von Avalon und Sohn des Sohns des Großen Drachen. Wir sind gekommen, um Euch nach Avalon zu bringen, wo Ihr auf Eure Aufgabe vorbereitet werdet. Morgen müßt Ihr abreisen.«

2
    Morgen müßt Ihr abreisen… Es war wie das Entsetzen in einem Traum. Sie sprachen offen aus, was ich in all diesen Jahren geheimgehalten hatte… selbst damals, als niemand glaubte, ich würde die Geburt überleben… ich hätte sterben können, ohne daß jemand wußte, daß ich ein Kind meines Bruders zur Welt brachte. Aber Morgause hatte mir das Geheimnis entlockt, und Viviane wußte es

es gibt ein altes Wort, das sagt: Drei können ein Geheimnis wahren, wenn zwei von ihnen im Grab liegen… Viviane hatte es geplant. Sie hatte mich wie Igraine benutzt!
    Aber der Traum begann zu zerrinnen, zu zerfließen und zu verschwimmen, als sei alles unter Wasser. Ich bemühte mich krampfhaft, ihn festzuhalten. Ich wollte etwas hören, aber plötzlich sah ich Artus. Er zog ein Schwert und näherte sich Gwydion, der Excalibur aus der Scheide riß…
    Morgaine saß aufrecht in ihrem Bett in Camelot und klammerte sich an die Decke.
Nein,
sagte sie sich,
es war ein Traum.. . nur ein Traum!
    Ich weiß

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