Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
jung, die Sachsen drohten, es gab all diese Schlachten…« Er breitete hilflos die Hände aus. »Ich versuchte zu tun, worum sie mich gebeten hatte… es zu vergessen, und wenn ich dennoch daran denken mußte, mich dessen zu erinnern, daß wir aus Unwissenheit gehandelt hatten. Oh, ich glaube, es war eine Sünde. Aber es war nicht mein Wille zu sündigen…«
Der König wirkte so verzweifelt, daß Gwenhwyfar einen Augenblick lang versucht war zu sagen, was Artus hören wollte, ihm zu bestätigen, daß er nicht gesündigt hatte. Sie wollte ihn tröstend in die Arme nehmen, doch sie rührte sich nicht von der Stelle. Nie, niemals hatte Artus bei
ihr
Trost gesucht. Niemals hatte er zugegeben, ihr Unrecht getan zu haben. Selbst jetzt konnte er nur darauf beharren, daß die Sünde, die sie zur Kinderlosigkeit verdammte, keine Sünde war. Ihn beschäftigte nur das Unrecht, das er dieser verfluchten Zauberin, seiner Schwester, angetan hatte! Sie weinte und sagte zornig, weil sie wußte, er würde ihre Tränen für Leid und nicht für Zorn halten: »Glaubst du etwa, du hast nur Morgaine Unrecht zugefügt?«
»Ich sehe nicht, daß ich jemandem sonst ein Leid angetan habe«, beharrte der König. »Gwenhwyfar, überlege doch. Es geschah, bevor ich dich kennenlernte!«
»Aber du hast mich geheiratet, ohne diese schwere Sünde zu beichten. Und selbst jetzt bekennst du dich zu ihr, obwohl du von Reue geplagt werden und Sühne tun müßtest, damit die Strafe von uns genommen wird…«
Mutlos geworden fragte er: »Gwenhwyfar, wenn dein – unser – Gott einen Mann für eine unwissentlich begangene Sünde zur Rechenschaft zieht, wird er doch nicht von der Bestrafung ablassen, nur weil ich einem Priester beichte, was geschehen ist, Gebete spreche, die jener mir auferlegt und Gott weiß was tue… vielleicht eine Zeitlang nur von Brot und Wasser lebe…«
»Wenn du wirklich bereust…«
»Mein Gott, glaubst du, ich hätte etwa nicht bereut?« stieß Artus hervor. »Ich habe es in den vergangenen zwölf Jahren jedesmal gesühnt, wenn ich Morgaine ansah. Meine Buße kann nicht wachsen, wenn ich es einem dieser Priester gestehe, die nichts anderes wollen, als Macht über einen König zu erlangen.«
»Du denkst nur an deinen Stolz!« erwiderte Gwenhwyfar zornig. »Und Stolz ist auch eine Sünde. Gott würde dir vergeben, wenn du dich in Demut seinen Priestern fügst!«
»Wenn dein Gott ein solcher Gott ist, liegt mir an seiner Vergebung nicht das geringste«, erwiderte Artus und ballte die Fäuste. »Ich muß über dieses Reich herrschen, Gwen, und es ist unmöglich, daß ich vor einem Gottesmann knie und darauf warte, daß er mir durch irgendeine Buße das Leben noch schwerer macht. Ich muß auch an Morgaine denken… die Leute sagen jetzt schon, sie sei eine Zauberin, eine Hure und Hexe… nur weil nach Ansicht der Priester eine Frau nicht so wissend und gebildet sein soll. Ich habe nicht das Recht, eine Sünde zu beichten, die Verachtung und öffentliche Schande über meine Schwester bringt!«
»Auch Morgaines Seele muß gerettet werden«, entgegnete Gwenhwyfar. »Und wenn die Menschen in diesem Lande sehen, daß der König seine Hoffart überwindet, an seine Seele denkt und demütig seine Sünden bereut, dann wird ihnen das auch helfen, ihre Seelen zu retten. Im Himmel wird man es dir zugute halten.«
Artus sagte seufzend: »Du redest wie einer meiner Ratgeber, Gwenhwyfar. Ich bin kein Priester, und die Seelen meiner Untertanen beschäftigen mich nicht…«
»Wie kannst du so etwas sagen«, rief da die Königin. »Ein König steht über seinem Volk, und das Leben seiner Untertanen liegt ebenso in seiner Hand wie ihre Seelen! Du solltest ein leuchtendes Beispiel der Frömmigkeit sein und nicht nur der Tapferste auf dem Schlachtfeld! Was würdest du von einem König halten, der seine Männer in den Kampf schickt, sich selbst aber in Sicherheit bringt und die Schlacht von einem Hügel aus der Ferne beobachtet?«
»Nichts Gutes«, erwiderte Artus. Gwenhwyfar wußte, jetzt hatte sie ihn an der richtigen Stelle getroffen und setzte nach: »Und was würdest du von einem König halten, der zusieht, wie sein Volk fromm und tugendsam lebt, aber behauptet, er müsse an seine Sünde nicht denken?«
Artus seufzte: »Warum liegt dir nur soviel daran, Gwenhwyfar?«
»Weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, daß du einst im Höllenfeuer schmachten wirst… und weil Gott die Strafe der Kinderlosigkeit von uns nehmen wird, wenn du
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