Avanias der Große
Heuchler! Ihr könnt mich nicht heilen, aber die Anderen schon. Wenn das nicht die Bestätigung eines Betruges ist?!“
Avanias beobachtete die beiden Männer schweigend. Jetzt war Alanias noch viel mehr enttäuscht als vorher und wieder konnte der alvestische Prinz es nachvollziehen. Er zweifelte immer noch, ob dieser Mann wirklich Dinjakis, der große Prediger, war. „Ich bitte Euch, Herr! Dieser junge Mann wurde sein ganzes Leben lang schon von sehr vielen Menschen immer wieder verspottet. Er wird sogar als minderwertig angesehen. Wenn Ihr wirklich der seid, für den Ihr Euch ausgebt, dann erlöst ihn von seinen Qualen!“
„ Nichts geschieht ohne Sinn! All das Leid in der Welt, es ist da, damit die Menschen nie ihre Augen schließen sollen! Der Mensch ist hochmütig, er hält sich für gottgleich. Daher schickt der Allmächtige, der Unsichtbare und der Einzig Wahre, von Zeit zu Zeit besondere Menschen auf die Erde, um der Schlechtigkeit der Menschen entgegenzuwirken! Du bist ein Werkzeug Gottes, geliebter Sohn! Wenn ich dich so umformen würde, wie die anderen Männer um dich herum, dann wäre der Plan zerstört!“
„ Von was für einen Plan sprecht Ihr?“, fragte Alanias ihn, immer noch zornig.
„ Ihr wollt Östrake erobern. Dafür werden sie besonders deine Hilfe benötigen. Aber dafür musst du von der Gestalt so bleiben, wie du
bist! Von nun an muss alles so bleiben, wie es ist! Der Mensch hat nun sein Schicksal selbst in der Hand! Er darf nun frei zwischen der Wahrheit und dem Falschen wählen!“
Avanias stellte sich wieder die Frage, woher der Mann denn das alles wusste, wenn er nicht ein Prophet war. „Ich zweifle, ich weiß nicht, ob ich diesen Weg gehen kann! Ich weiß, wie schrecklich es ist, einen Mann zu töten. Ich weiß nicht, ob ich es fertig bringen werde, einen ganzen Krieg zu führen.“
„ Es gibt Zeiten, da bleibt dem Menschen nichts Anderes, als zu kämpfen! Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten! Was würde es für einen Sinn ergeben, wenn ihr das Böse über euch siegen lassen würdet? Nein, verteidigt euch und vernichtet das Böse! Es ist alles ein Teil des großen Planes!“
Der Mann wandte sich nun Avanias zu, starrte ihn nun finster an.
„Lass mich dir zeigen, weswegen du kämpfen musst!“
Er streckte seine Arme aus. Plötzlich wurde es stockdunkel. Avanias konnte seinen Freund nicht mehr sehen. Die beiden duckten sich, denn sie befürchteten, ein Sturm würde über sie hinwegfegen.
Auf einmal wurde es wieder ganz hell und totenstill. Sie befanden sich an einem anderen Ort. Alle drei standen oben auf einer Klippe und schauten hinab auf ein Tal, wo viele halbnackte Menschen Steine schleppten und von Peinigern brutal angetrieben wurden. Die meisten dieser Frondienst leistenden Menschen waren schwarzhäutig.
„ Sind wir in der Teltschurane? Wie ist das nur möglich?“, fragte Avanias Dinjakis ungläubig.
„ Ja, wir sehen die Bentschuren vor uns! Wir können sie sehen, sie aber uns nicht. Schau, all dieses Leid!“
„ Ich sehe es. Unvorstellbar, was diese armen Menschen über so viele Jahre erleiden mussten! Ich werde sie endlich befreien!“
Dinjakis hob wieder seine Hände an und alles verdunkelte sich wieder. Als es wieder hell wurde, standen die drei plötzlich vor der Zelle, in der der blinde Vater von Avanias saß.
„Das ist mein Vater! Wie kommt er dahin? Was haben sie ihm angetan?“, fragte Avanias verzweifelt und schlug gegen die Gitter.
„ Er kann dich nicht hören! Deine Schwester hat ihn an die Palparen verraten. Sie wollten ihn hinrichten, aber deine Schwester setzte sich dafür ein, dass sie ihm nur das Augenlicht nahmen.“
„ Wie barbarisch muss eine Tochter sein, die ihrem Vater so etwas Schreckliches antut! Ich verfluche sie! Wenn ich Östrake eingenommen und sie gefasst habe, werde ich der Gerechtigkeit Genüge tun!“
„ Seid nicht so voller Hass! Hass zerstört den Menschen!“
Dinjakis hob wieder seine Arme hoch. Dieses Mal befanden sie sich nun im Schlafgemach von Sarafie. Sie sahen jetzt eine Szene, in der Mohagos Sarafie schlug. Avanias geriet in Rage und bewegte sich von der Ecke des Zimmers auf das Bett zu. Dinjakis hielt ihn mit seinem rechten Arm zurück. „Wir sind nicht wirklich hier! Du kannst nichts machen!“
„Meine Geliebte, die Frau, die ich sogar mehr als meine eigene Familie liebe, ist in den Armen eines grausamen Barbaren! Schande über mich, dass ich sie damals habe gehen lassen! Wie kann ich das je
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