Avanias der Große
Taugenichtse ihr Amt nicht ernst nehmen und mir die schlechten Nachrichten viel zu spät bringen?!“
„ Die Zeichen stehen schlecht, Majestät! Die Götter sind zornig! Ihr habt den Sturm erlebt. Es wird sehr schwer sein, sie zu besänftigen, Majestät!“
„ Dummes Geschwätz! Sie können nicht erzürnt sein! Und wenn auch,
dann bringen wir ihnen eben ein großes noch nie dagewesenes Opfer dar. Dann wird das schon wieder werden!“
Zwar wusste Anakis nicht, von was für einem Opfer sein König da sprach, aber er nickte nur. Böntschakis hob seine rechte Hand, während er seine linke an seinem Kopf hatte und wies den alten Mann an, zu gehen. Beide wurden sehr ruhig. Anakis drehte sich um und wollte vorwärts schreiten. Doch dann vernahm er ein leichtes Beben des Bodens zu seinen Füßen. Er drehte sich wieder um, zurück zu seinem König. Dieser starrte geschockt auf den Boden.
„Das ist alles nur purer Schwindel!“, war Malgarias erregt.
„ Nein, ist es nicht! Ich hab noch das Stück seines Gewandes!“
Avanias nahm das Tuch heraus und zeigte es Malgarias. Malgarias schüttelte nur mit dem Kopf. Lumkin saß auch bei ihnen, Alanias ebenfalls. Lumkin war es eigentlich gleichgültig, ob sie einen echten Prediger oder einen Heuchler getroffen hatten. Aber die Geschichte faszinierte ihn. Sie konnte nicht frei erfunden sein, dachte er. Alanias zuckte mit den Achseln. Der alte Mann war von nichts zu überzeugen.
Später waren Malgarias und Avanias allein in seinem Zelt zurückgeblieben.
„ Alanias ist auch dabei gewesen. Es kann keine Einbildung gewesen sein! Er hat auch alles so gesehen, wie ich es gesehen habe!“
Malgarias presste seine Lippen zusammen. Er schwieg.
„Er hat uns an verschiedene Orte geführt, wie ich schon erzählt habe. Und wir waren auch in Sarafies Zimmer. Eins habe ich eben bewusst nicht erwähnt.“
Malgarias zog aufmerksam seine Augenbrauen hoch.
„Es war in jenem Moment, wo ihr Ehemann auf ihr lag und sie schlug. Welch ein schreckliches Schauspiel sich uns da bot!“
„ Ihr Ehemann schlägt sie? Furchtbar! Diese Moighusen sind in der Tat grausame Barbaren!“
„ Dinjakis hat mir die Augen geöffnet. Ich muss diesen Krieg gewinnen, und danach gegen die Moighusen ziehen und sie befreien!“
„ Da hast du dir aber was vorgenommen! Glaubst du wirklich, du kannst diesem Zauberer trauen? Vielleicht hat er dir nur das gezeigt, was du sehen wolltest, um dich gegen sie aufzuwiegeln.“
„ Nein, Malgarias! Das halte ich für sehr unwahrscheinlich! Aber seltsam war es schon. Er war ganz urplötzlich da und verschwand auch urplötzlich.“
„ Ja, so sind die Zauberer eben!“
Malgarias lächelte schelmisch. Er harrte auf seinem Misstrauen. Dinjakis, dieser palparische Prediger, war und blieb ein Scharlatan in seinen Augen. Avanias ließ sich von Malgarias nichts einreden. Er stand von seinem Platz auf, ballte die rechte Hand zur Faust und schlug sie gegen die Handfläche seiner linken Hand. Sein Herz raste. „Das macht mich richtig krank! Ich sehe diesen Mistkerl immer wieder vor meinen Augen, wie er sie schlägt!“
„Beruhige dich doch, Kind! Es geht ihr bestimmt gut. Das, was dieser Mann dir gezeigt hat, war bestimmt nur eine kleine unbedeutende Episode einer Ehe. Jede Ehe ist schwierig!“
„ Das weiß ich auch! Ach, das ist alles so verflucht kompliziert! Ich halte das nicht mehr aus! Ich habe von ihren Augen ablesen können, dass sie ihn nicht liebt. Ich liebe sie und sie liebt mich auch. Ich weiß es! Das größte Problem aber ist doch, dass sie nicht weiß, wer ich wirklich bin.“
„ Und deswegen solltest du mit dem Fluchen und dem Kopfzerbrechen wegen ihr ein Ende machen! Du wirst dich sonst auf diese Weise irgendwann selbst umbringen! Wie ich euch gesagt hatte, ihr hättet nicht gehen sollen! Der Mann hat alte Wunden weiter geöffnet.“
„ Nein, er hat keine Wunden geöffnet, sondern mir die Augen geöffnet! Er hat mir gezeigt, wofür es Sinn macht, zu kämpfen.“
„ Ja, es gibt Dinge, für die es sich lohnt, zu sterben!“
„ Er hat uns in die Teltschurane geführt. Welch eine grauenvolle Aussicht uns bot! Auch du wärst sehr schockiert gewesen!“
„ Ja, ich weiß, was sich da zuträgt!“
„ Aber du hast es noch nie mit eigenen Augen gesehen! Wenn du siehst, wie diese armen unschuldigen Menschen gequält und ausgebeutet werden, würdest du sofort dein Schwert ziehen und die barbarischen Peiniger niederstrecken!“
Malgarias war wie die Ruhe
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