Avanias der Große
gebieten. So wie ich ihn kenne.“
Sarafie weinte. Die Zofe versuchte, sie zu trösten, aber es bewirkte nichts. Die letzten Nächte konnte sie nicht schlafen, sie sah sehr erschöpft aus. Sie lehnte ihren Kopf an Mirtas' Schulter an und schloss ihre Augen. „Ich muss immer noch so oft an ihn denken, Mirtas!“
Zwar nervte dieses Thema die Zofe, jedoch war dies nun die passende Gelegenheit, sie von den drohenden Gefahren seitens ihres Gatten abzulenken. Mirtas lächelte freundlich. Beide Frauen starrten die Wand an, sie träumten mit offenen Augen. „Ich bewundere diese Liebe! Obwohl ihr euch kaum kennt und nur kurze Zeit zusammen ward, schwärmt ihr voneinander. Das vergeht bestimmt nie, das muss wahre Liebe sein!“
„ Ich weiß nicht, ob es wahre Liebe ist. Ich habe davor einen Mann geliebt, der ebenfalls nicht meines Ranges war. Bei diesem Mann ist es aber etwas Anderes! Er war zwar kein Adliger, aber er war dennoch so vornehm.“
„ Ich weiß, was du meinst. Auch ich weiß, was Liebe ist. Ich weiß, wie schwer es ist, wenn man getrennt wird. Ich fühle mit dir, du hast mein Beileid!“
Sarafie hob sich wieder aufrecht und stützte sich mit ihren Ellbogen auf ihrem Bett ab. In den wenigen Tagen, seitdem sie ihre Zofe kannte, hatte sie sie lieben gelernt. Wenn Frauen gute Freundinnen sind und oft zusammen nah beieinander sind, dann entsteht mehr als nur Zuneigung füreinander! So auch bei Sarafie.
„Wir lieben uns nicht, aber mein Gemahl schläft jede Nacht mit mir. Ich finde diese Wärme, diese Geborgenheit bei meinem Gemahl nicht wieder!“
Diese merkwürdigen Blicke ihrer Herrin hatte sie schon seit einigen Tagen zu deutlich bemerkt. Zwar hatte Mirtas es sich nicht vorstellen können, ein intimes sexuelles Verhältnis mit einer Frau anzufangen. Aber jetzt war es ganz anders. Ein seltsames, noch nie dagewesenes Gefühl überkam sie. Sie rückte daher ihren Stuhl noch näher an Sarafie heran. Die Prinzessin durchschaute Mirtas' Absicht. Mirtas war ihr inzwischen eine sehr gute Freundin geworden, der sie alle Geheimnisse anvertrauen konnte. Sie war zwar nicht sonderlich hübsch, aber ein jeder kennt die Erfahrung, wenn er eine nicht attraktive Person längere Zeit kennt und beobachtet, dann wird diese Person Tag für Tag für ihn selbst immer attraktiver, was zu Beginn noch nicht so war. Sarafie schämte sich und wandte ihr Gesicht ab, während Mirtas sie großäugig anstarrte.
„Mohagos ist nie zärtlich.“
Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, kam ihr Mirtas immer näher. Sie strich das Haar der Prinzessin, dann beugte sie sich vor zu ihr und küsste sie auf ihren Mund. Die Prinzessin scheute sich immer noch. Nach wenigen Augenblicken überwältigte auch sie die Leidenschaft. Sie liebkosten einander.
Sie vergaßen die Welt um sie herum. War es ein Fehler, den sie da taten? Was für Folgen sollte es haben?
„Ach, den Unfug glaubst du doch nicht im Ernst!“, entgegnete Malgarias dem Prinzen mit harschem Ton. Malgarias war ein Mann von der alten Schule. Er war ein Verfechter der Bewahrung der Traditionen und Bräuche ihres Landes, und natürlich stand da ihre Religion somit an erster Stelle.
„ Du bist vernarrt in deine alten Traditionen, Malgarias! Du musst endlich offen für Neues sein, alter Mann!“
Auch Alanias und Lumkin waren in Avanias' Zelt zugegen.
„Sie sagen, er erwecke die Toten wieder zum Leben.“
„ Ach, das erzählen sie auch über viele andere solcher Prediger. Ich habe dir doch schon mehrmals gesagt, dass du dich nur auf unseren Feldzug konzentrieren sollst! Wir haben keine Zeit für so etwas! Ich kenne diese Zauberer und falschen Prediger!“
„ Sie sagen, er heile echte Kranke! Es seien keine gespielten Szenen. Du weißt doch, Malgarias, dass ich nie viel von Religion gehalten habe! Vielleicht aber finde ich jetzt Jemanden, der mir auf dieser Ebene festen Halt gibt.“
„ Malgarias hat recht! Wir können nicht vom Plan abweichen, Avanias! Schlag dir das einfach aus dem Kopf!“, sprach Lumkin.
„ Wir werden nicht vom Plan abweichen! Ihr marschiert weiter, während ich in den Westen reite und diesen Mann aufsuche! Ich werde euch später wieder einholen.“
„ Du bist besessen von diesem Mann! Du bist noch jung und naiv, Avanias! Höre doch auf mich, ich habe viel mehr Lebenserfahrung als du!“
„ Stell dir vor, er würde mich größer machen! Was wäre das für ein schönes Geschenk für mich!“
Alanias war wie verzaubert. Er lächelte, während er sprach
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