Avanias der Große
verteidige damit unschuldige Menschen! Ich könnte nicht mehr ruhen, wenn ich dran denken müsste, dass ich Frauen und Kinder sterben ließ!“
„ Was ist mit Böntschakis? Wirst du ihn und seine Männer ebenfalls verschonen?“
Avanias hielt inne für kurze Zeit. „Der Mann hat den Tod verdient, ohne Zweifel! Ich weiß es noch nicht, was ich mit ihm machen werde!“
„Wir schaffen das schon!“
Malgarias legte seine rechte Hand auf Avanias' linke Schulter und schlenderte dann aus dem Zelt heraus, um sich für die kommende Schlacht vorzubereiten.
Überraschenderweise traten Aschawischti und Mehendes wieder in sein Zelt ein. Aschawischti zitterte ein wenig. „Es kommt heute zu einer großen Schlacht. Du weißt doch, dass ich kein großer Kämpfer bin, Avanias!“
„ Ja, ich weiß! Bleib einfach hinter deinen Männern!“
Mehendes war in der Zwischenzeit ein sehr guter Freund des Aschawischti geworden. Fast die ganze Zeit über waren sie beisammen.
„Auch ich danke dir, Avanias!“, sprach Mehendes freundlich zu ihm.
„ Du aber, Mehendes, du musst deine Männer anführen! Wir können nicht auf ihre Kampfstärke verzichten! Du musst sie lenken!“
Mehendes gab ihm sein Versprechen, dass er seinen Truppenteil vorne in der ersten Reihe anführen würde.
Draußen schmiedeten in der Zwischenzeit Oilef und Menko ihre eigenen Pläne.
„ Wir machen das so, wie abgesprochen!“
„ Ich weiß nicht, Menko! Du hast doch gesehen, in welch einem Zustand er sich befindet! Er meinte es total ernst.“
„ Ja, daher machen wir es verdeckt! Wir werden nur einige Männer nehmen, den Palast absuchen und gegebenenfalls die Häuser einiger
reicher Familien plündern!“
„Gut, wir machen das so! Aber falls etwas schief laufen sollte, bin ich nicht dran schuld!“
„ Du bist ein Feigling! Ich wusste es! In Ordnung, falls Jemand dich packen sollten, darfst du mir die Schuld zuweisen!“
Menko war so versessen auf diese Beute, dass er seinem einzigen Verbündeten zugestand, ihn als den Drahtzieher dieses Ungehorsames anzugeben. Er war ein maßlos habgieriger Mann. Und habgierige Menschen lassen sich von keinem Menschen von ihrem eingeschlagenen falschen Weg abbringen. Dies war der wahre Grund, warum er nun zur Verwunderung der anderen Prinzen an der Front kämpfen wollte.
Am frühen Abend hielt Alanias sich hinter einem kleinen öffentlichen Gebäude auf, neben der hinteren Stadtmauer zum Tor der Reisenden. Er wartete den Schichtwechsel der Wächter ab. In jenem Moment hatte er nur einige Augenblicke Zeit, das Tor zu öffnen und seinen Freunden das Zeichen zu geben.
Nun kam also der Augenblick der Wahrheit und Alanias hatte viel Glück, dass die Wächter der vorderen und der hinteren Mauer abzogen und die Mauern völlig unbesetzt blieben.
Er rannte los und öffnete das nicht sehr breite Tor, holte seinen Spiegel heraus und gab seinen Begleitern hinter dem Hügel östlich der Stadt das Zeichen.
Die Männer traten aus ihrem Versteck heraus und schlenderten wie Reisende auf die Mauer zu. Als sie das Tor erreichten, legten sie ihre Mäntel ab und verteilten sich auf die Mauer. Nach nur kurzer Zeit rückten die Wächter wieder an. Die alvestischen Söldner machten einen nach dem anderen von ihnen nieder. Alanias war auch auf die Mauer gestiegen und hatte schon dem Hauptheer das Zeichen gegeben. Nun hörten sie endlich das Kanonenfeuer.
Die alvestischen Männer rückten nach Westen vor, um den nächsten
Turm zu erobern. Auf diesem Turm war ein Bogenschütze postiert. Er hatte gesehen, wie Alanias mit dem Spiegel dem Hauptheer Zeichen gab. Der Mann zielte auf Alanias und traf ihn mit zwei Pfeilen. Alanias fiel zu Boden und war kurz danach tot.
Die Söldner hatten gar nicht den Verlust des kleinwüchsigen Mannes bemerkt, da sie sich im Eifer des Gefechts befanden.
Das gesamte alliierte Heer hatte sich für den Frontalangriff bereitgestellt. Die Palparen sahen, dass die Alvestier vorrücken wollten und trommelten all ihre Männer zusammen.
Nachdem Ruban einige Kugeln abgeschossen hatte und die Soldaten nun bereit sein sollten, loszustürmen, trabte Avanias auf Kulva vor den vordersten Reihen des Heeres her und hielt eine flammende Rede: „Brüder, nur einige wenige von euch sind Zeugen des schrecklichen Großen Krieges. Des Krieges, in dem der König der Stadt vor euch bestialisch und kannibalisch mordend durch die Länder gezogen ist. Unsere Väter, diejenigen, die überlebt haben, erzählten uns, dass dieser
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