Avanias der Große
seinen Vater verloren hatte. Aber vielmehr hatte er mit Alanias Mitleid. Erst im Vergleich zu ihm wurde ihm klar, genauso wie es schon bei Avanias zutraf, dass er und die anderen seines Ranges es doch sehr angenehm in ihrem gewöhnlichen Alltagsleben hatten. Gerne hätte er ihn auf dieser Mission begleitet, aber der Feind kannte inzwischen ihre Gesichter und wenn einige von ihnen sich nicht mehr im Lager aufhalten würden, würde es der Feind merken und sie wiedererkennen, dachten die Alvestier. So suchten sie nur wenige der besten Männer aus der palparischen Abteilung aus, die bestens für solch eine Mission ausgebildet waren.
Die anderen Prinzen, auch Ruban und Bandrakis, verabschiedeten sich auf ihre Weise von Alanias und wünschten ihm viel Erfolg, denn ihr aller Leben hänge vom Erfolg seiner Unternehmung ab, sagten sie zu ihm. Alanias nahm den Druck, der nun auf seinen Schultern lastete, gelassen auf sich und freute sich auf die kommende größte Herausforderung seines Lebens.
Bronanis, Leanis und Tebekis waren rechtzeitig wieder zurück nach Lömane geflohen. Überraschenderweise tauchte aber Bronanis wieder bei Böntschakis auf. Er war seinem König treu geblieben und wollte ihm sogar bis in den Tod folgen. Und er wollte sein Gelübde erfüllen, jetzt an jenen Tagen, wo das Ende der Menschheit gekommen zu sein schien. „Ich habe soeben vom tragischen Vorfall erfahren. Der alte Priester war ein Narr! So wie ich es schon immer gesagt habe.“
„Er war ein verdammtes Weichei! Ich wusste, dass das mit dem Kindesopfer ihm zu Kopf steigen würde!“
„ Warum habt Ihr mich nicht gerufen, Majestät?“
„ Ihr ward nicht zugegen und das Opfer durfte nicht verschoben werden! Er hat ja auch nichts gesagt, der einfältige Mann!“
Nun wurde der Schweißgeruch von Böntschakis auch für Bronanis zunehmend unerträglich. Er konnte nicht mehr durch die Nase einatmen. Böntschakis war seit einigen Tagen völlig wahnsinnig geworden. Sein Haar war zerzaust, seine Kleidung verdreckt und im Gesicht und am Ohr war der Schmalz auch aus zehn Schritten Entfernung deutlich zu sehen. Aber er war immer noch der König aller Palparen, und Bronanis musste sich seinem Willen fügen.
„Ich werde bis zum Ende bei Euch bleiben, Majestät!“
„ Von welchem Ende sprecht Ihr?“
„ Bis zum Ende des Krieges meine ich!“
Böntschakis nickte ihm zu und bedankte sich bei ihm. Dann bat er ihn, sich zu entfernen und rief Götschmin zu sich.
„Ich möchte, dass Ihr meinen Sohn und seine verfluchte Geliebte aufspürt und sie mir herbringt!“
„ Verzeiht mir, Majestät, aber ich werde doch hier gebraucht!“
„ Wir haben genug Männer hier, wir schaffen das schon! Und Aljakis ist ein vertrauenswürdiger und guter Anführer! Ihr aber seid ein Mann, der meine Befehle gewissenlos umsetzt. Nur Euch kann ich solch einen Auftrag erteilen. Daher will ich, dass Ihr Euch mit ein paar Eurer Männer aufmacht und die beiden ergreift! Ich möchte sie lebendig haben! Wenn sie schon tot sind oder in eurem Kampf umkommen, wäre es auch nicht schlimm!“
„ Wie Ihr wünscht! Ich werde mich gleich aufmachen.“
Götschmin verneigte sich und setzte den Befehl des Königs sofort um. Er nahm sich einige Männer und begab sich zum östlichen Ausgangstor, welches für die Reisenden errichtet worden war. Als er über die eine Elle breite Holzbrücke schritt, sah er einen kleinen Mann links an ihm vorbei schlendern. Er schaute den kleinen Mann kurz an, da er in seinem ganzen Leben noch nie einen Kleinwüchsigen gesehen hatte. Aber er beachtete den reisenden Mann nicht weiter und wandte sich seinem Auftrag wieder zu.
Inzwischen war Aljakis bei Böntschakis eingetroffen. Der General hatte einige Kratzer an den Oberarmen, aber war ansonsten in bester physischer Verfassung. Er sollte seinem König Bericht über die derzeitige Lage erstatten. „Ich kann es nicht zu 100 Prozent einschätzen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir durchhalten werden, bis die Moighusen hier eintreffen!“
Das waren gute Nachrichten für den König. Zum ersten Mal seit vielen Tagen konnte er wieder freudig lächeln. Aljakis hingegen war nicht danach, zu lächeln. „Es hat mich auch bestürzt, dass Dümnakis einfach so wie ein Feigling geflohen ist. Das hätte ich nie von ihm gedacht!“
„Irren ist menschlich, mein Freund! Ich hatte auch nicht geahnt, dass er sich von dieser kleinen Dämonin so etwas einflüstern lassen würde. Aber die meisten Männer sind ja
Weitere Kostenlose Bücher